(apuntes para la historia (textual) del fuero de cáceres) · 1 zur (text-)geschichte des fuero de...

48
1 Zur (Text-)Geschichte des Fuero de Cáceres im Kontext der Fueros de Coria Cima-Coa (Apuntes para la historia (textual) del Fuero de Cáceres) Preliminary version / Versión preliminar 12-11-2012 Reinhard Meyer-Hermann (Universität Bielefeld)

Upload: trananh

Post on 20-Aug-2019

213 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

1

Zur (Text-)Geschichte des Fuero de Cáceres

im Kontext der

Fueros de Coria Cima-Coa

(Apuntes para la historia (textual)

del Fuero de Cáceres)

Preliminary version / Versión preliminar

12-11-2012

Reinhard Meyer-Hermann

(Universität Bielefeld)

2

Inhalt

1. Einführung…………………………………………………………………………………3

2. Einige Daten zur Geschichte von Cáceres bis zur reconquista in 1229……………………4

3. Zur Entstehungsgeschichte des Fuero de Cáceres (=CA)………………………………….6

4. Die sprachliche Sonderstellung des Fuero de Cáceres innerhalb der FCCC………………10

5. Zu den Gründen für die Verwendung von latín medieval oder romance in CA…………..13

5.1. Inhaltliche Übereinstimmung zwischen CA und dem Fuero de Coria (=CO) als Motiv für

die Verwendung von latín medieval in CA…………………………………………………..14

5.2. Inhaltliche Divergenz zwischen CA und CO als Motiv für die Verwendungvon romance

in CA………………………………………………………………………………………….17

5.3. „Neuigkeit“ eines CA-Kapitels als Motiv für die Verwendung von romance in CA……20

5.4. Zur Bestimmung der in CA „neuen“ Kapitel...................................................................20

6. Die FCCC im Kontext der rechtsgeschichtlichen Entwicklung auf der Iberia…………….29

6.1. Einleitung…………………………………………………………………………….......29

6.2. Sind die Fueros de Coria Cima-Coa durch die „tradición foral castellano-aragonesa“,

insbesondere die Fueros de Cuenca beeinflußt?.......................................................................30

6.3. Zu den Rechtsquellen der FCCC (und der Fueros de Cuenca)………………………….33

6.4. Zu den Rechtsquellen des Fuero de Cáceres………………………………………….....37

7. Ausblick…………………………………………………………………………………...40

8. Bibliographie………………………………………………………………………………40

8.1. Quellen………………………………………………………………………………….40

8.2. Analysen…………………………………………………………………………………42

Anhang: Stemma der Genealogie der Fueros de Coria Cima-Coa

3

1. Einführung

Das begrenzte Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die historische Grundlage

zu liefern für eine linguistische Untersuchung, in der Phänomene des

Sprachwandels (scil. cambio lingüístico) vom latín (medieval) zum romance

analysiert werden sollen1. Untersuchungsmaterial dieser linguistischen Studie

sind die zwischen dem Ende des 12. Jhdt. und der Mitte des 13. Jhdt.

entstandenen bzw. redigierten „Fueros de Coria Cima-Coa“(=FCCC)2.

Die Fokussierung auf den Fuero de Cáceres (=CA) ist in seiner sprachlichen

Sonderstellung begründet. Die Fueros de Alfaiates (=AL) und Castelo Bom

(=CB) sind im Wesentlichen homogen in einer Varietät des latín medieval3, die

Fueros de Coria (=CO), Castelo Rodrigo (=CR) und Castelo Melhor (=CM)

vergleichweise homogen in unterschiedlichen Varietäten des romance redigiert.

Demgegenüber ist der Fuero de Cáceres4, vereinfacht formuliert, durch eine

Mischung aus einerseits in latín medieval andererseits in romance redigierten

Textteilen charakterisiert. Die Analyse und Beschreibung der sprachlichen

Phänomene, die der Redaktor von CA aus den in latín medieval verfaßten

Vorlagen übernimmt bzw. hinsichtlich derer er davon abweicht bzw. in romance

redigiert, bietet somit eine geradezu ideale empirische Grundlage für die

Beschreibung von Etappen/ Phasen des Sprachwandels vom latín medieval zum

romance5.

1 Vgl. dazu Meyer-Hermann 2013 (in Vorb.)

2 Diese Bezeichnung hat sich seit Martínez Díez (1971) eingebürgert. Es handelt sich um die von dem

verschwundenen, zwischen 1190-1208 entstandenen, lateinischen Fuero de Castelo Rodrigo ausgehende Familia

de Fueros mit den Fueros de Ciudad Rodrigo, Alfaiates, Coria, Castelo Bom, Cáceres, Usagre, Castelo Rodrigo

und Castelo Melhor. Ich habe an anderer Stelle einen ausführlich begründeten, neuen Vorschlag zu einer

Genealogie der FCCC unterbreitet (vgl. dazu das Stemma im Anhang), der von den durch Martínez Díez (1971)

und Cintra (1959) vertretenen Positionen teilweise grundlegend abweicht und auch einige Modifikationen für das

verdienstvolle opus von Barrero García / Alonso Martín (1989) vorschlägt. Der gravierendste Irrtum der von

Martínez Díez (1971, 346) vorgeschlagenen Genealogie der FCCC besteht in der Annahme einer von Ciudad

Rodrigo I ausgehenden Trifucation mit den drei Kanten Alfaiates, Coria und Castelo Rodrigo. Wie ich u.a. in

Meyer-Hermann (2013) im Detail nachgewiesen habe, können die Unterschiede zwischen Alfaiates einerseits

und Castelo Bom und Coria andererseits nur dadurch erklärt werden, dass Coria eine modfizierte Version von

Ciudad Rodrigo, nämlich Ciudad Rodrigo II (und nicht Ciudad Rodrigo I) als Modell/Vorlage genutzt hat. 3 Im Kontext dervorliegenden Untersuchung wird die komplexe Problematik der Definition von latín medieval

ausgespart. Vgl. dazu etwa Pérez González 2008 und Meyer-Hermann 2013 in Vorb.). 4 Sowie der Fuero de Usagre (=US), der eine nahezu wörtlich Kopie von CA ist.

5 Seit der Publikation des “Fuero de Cáceres“ (1998), die außerhalb der Iberia allerdings praktisch unbemerkt

geblieben ist, verfügt die internationale Forschung erstmals über eine kritische Edition des Fuero de Cáceres5,

verbunden mit einer Faksimile-Wiedergabe desselben. Darüber hinaus enthält der Band eine Reihe von Studien

zur mittelalterlichen Geschichte von Cáceres sowie seines Fuero, welche in vieler Hinsicht, abgesehen von

einigen Ausnahmen, die noch zu diskutieren sein werden (vgl. dazu insbesondere unten den Abschnitt 5 über die

in Cáceres angeblich “neuen” Kapitel) den aktuellen Forschungsstand repräsentieren Es sind dies “Estudio

jurídico de los Fueros de Cáceres” von Bruno Aguilera Barchet (1998), “Panorama histórico de Cáceres en el

siglo XIII” von María Dolores García Oliva (1998), die Untersuchung “La vida en los Fueros de Cáceres” de

Alberto Muro Castillo (1998), sowie die Studie “El Fuero de Cáceres y los fueros extensos extremeños” von

Belén Clemente Campos (1998). Zu einer Diskussion von Clemente Campos (1998) vgl. unten Kapitel 6.

4

2. Einige Daten zur Geschichte von Cáceres bis zur reconquista in 1229

Auf dem Territorium des heutigen Cáceres (Extremadura) errichten die

Römer gegen Ende des 1 Jahrhunderts v. Chr. die Stadt Norba Caesarina, die im

Verlauf des allgemeinen Niedergangs des römischen Reiches im 4. Jhdt. an

Bedeutung verliert und im Verlauf der im 5. Jhdt. beginnenden germanischen

Invasionen praktisch aufhört zu existieren. Im 12. Jahrhundert erkennen die

Mauren, in dem Maße, in dem die reconquista nach Süden vorankommt, die

Bedeutung dieses Platzes als Festung6. Archäologische Funde dokumentieren,

dass die Mauren eine Festungsmauer errichteten, die eine Oberfläche von mehr

als 7 ha umschloss. In der einschlägigen Literatur wird diese Konstruktion

verschiedentlich der Initiative des Kalifen Abd al-Mumin (1130-1163)

zugeschrieben, der diese aus Lehmziegeln errichtete Mauer um 1147 habe bauen

lassen. María Dolores García Oliva (1998) kann allerdings überzeugend dafür

argumentieren, dass erst nach der großen Almohaden-Offensive in 1174, in

deren Verlauf die Mauren Alcántara, Coria und Cáceres erobern und sogar bis

Ciudad Rodrigo vordringen, die Herrschaft der Mauren südlich des Tajo so

gesichert war, dass die Bedingungen für die Befestigung von Cáceres (unter dem

Kalifen Abu Yaqub (1163-1184) gegeben waren7.

Ab Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1229 hat Cáceres mehrfach den

Besitzer gewechselt. In 1165/1166 erobert der portugiesische „Cid“, Geraldo

Sempavor, die Städte Cáceres, Trujillo, Montánchez und Serpa, in 1169, gegen

die vereinigten maurischen und leonesischen Truppen, auch Badajoz. Fernando

II de León erreicht auf dem Verhandlungswege, dass der portugiesische König

Afonso I Henriques den Mauren Badajoz zurückgibt und dem Königreich León

die Festung Cáceres überläßt. In 1170 erfolgt die Gründung der „Congregación

de los Fratres de Cáceres“, die sich seit 1172 “Orden de Santiago“ nennt. Im

Jahre 1184 scheitert Fernando II, dabei unterstützt von dem Conde de Urgel, bei

dem Versuch, Cáceres wieder zu erobern. Bis zur Schlacht bei Navas de Tolosa

(1212) bleibt der Tajo die südliche Grenze des Königreichs León. Alfonso IX

von León, der in 1213 Alcántara definitiv wieder erobert, gelingt es in eben

diesem Jahr, Cáceres für einige wenige Monate zu besetzen, wird aber noch in

demselben Jahr durch die Mauren wieder daraus vertrieben. Nach mehreren

6 „Prácticamente desconocemos la historia de Cáceres durante la dominación musulmana hasta mediados del

siglo XII” (María Dolores García Oliva 1998, 133) 7 Vgl. María Dolores García Oliva 1998, p. 134.

5

Jahren der Belagerung wird Cáceres definitiv am 23 April 1229 durch Alfonso

IX wieder erobert.

Um dieses letzte Datum hat die Forschung über Jahrzehnte hinweg, nicht

immer sine ira et studio, eine intensive Diskussion geführt. Die präzise

Bestimmung dieses Datums spielt nicht nur für die Geschichte von Cáceres und

seines fuero eine entscheidende Rolle, sondern auch beispielsweise bezüglich

der Bestimmung des Entstehungsdatums der Fueros de Castelo Bom und Coria.

So etwa, wenn in Kapitel 226 dieser beiden fueros u.a. Cáceres als „destino de

concejiles“ genannt wird, was voraussetzt, dass Cáceres zum Herrschaftsbereich

des Königreichs León gehört.

Martínez Díez (1971), dessen Untersuchungsergebnisse über lange Zeit als

ultima ratio behandelt wurden, geht von Oktober 1227 als Datum der

reconquista aus8 und versucht die Nennung von Cáceres als Reiseziel von

concejiles aus Coria und Castelo Bom damit zu begründen, dass das Heer des

Alfonso IX bereits seit 1222 um und in Cáceres präsent gewesen sei: „como la

hueste leonesa ya desde 1222 se asentaba en el campo cacereño, e incluso el Rey

en ese año fechaba sus documentos en Cáceres9, podia muy bien preverse en el

Fuero [de Coria, MH] el envio de mensajeros concejiles aun antes de la

ocupación definitiva de la plaza“ (353).

Wie ich in Meyer-Hermann (2013) bezüglich der Paragraphen 226 von

CB und CO im Detail begründet habe, ist es jedoch völlig realitätsfern,

anzunehmen, dass in einem fuero ein Reiseziel für concejiles genannt wird,

welches zum Zeitpunkt der Konzession des fuero nicht zum Besitz des

Königreiches León gehörte. Damit wäre der König Gefahr gelaufen, sich der

Lächerlichkeit preiszugeben.

García Oliva (1998) kann außerdem zeigen, dass die in 1222

unternommenen Versuche des Alfonso IX, Cáceres zu erobern, scheiterten.

Möglich ist auch, wie García Oliva (1998) aufgrund der Anales Toledanos II10

darlegt, dass Alfonso IX schon in 1222 die Versuche Cáceres zu erobern „ante la

oferta económica recibida del rey marroquí“ (García Oliva 1998, 136) wieder

aufgegeben haben dürfte.

8 Vgl. Martínez Diez 1971, p. 353.

9 Aquí Martínez Diéz (1971) remite a la obra de Julio González, Alfonso IX, vol. II, p. 537-538.

10 (in España Sagrada XXIII, pág. 406)

6

Die jahrzehntelange Diskussion um das Datum der definitiven reconquista

von Cáceres kann mittlerweile jedoch als beendet angesehen werden. Während

vor allem Lumbreras Valiente (u.a. 1956, 1974) für 1227 als Datum der

reconquista argumentiert hatte, dem sich Martínez Diéz (1971) anschließt,

plädiert bereits Floriano Cumbreño (1957, 1987a, 1987b, 1987c) wiederholt für

1229. Entscheidende neue Argumente bzw. Fakten, welche für den 23. April

1229 als Tag der definitiven reconquista von Cáceres sprechen, liefert

schließlich Lomax 1979, 1984), Argumente, denen sich auch García Oliva

(1998) 11

und Aguilera Barchet (1998) anschließen12

.

3. Zur Entstehungsgeschichte des Fuero de Cáceres

Den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich der Entstehungszeit des Fuero

Extenso (=FE) repräsentiert Aguilera Barchet (1998). Dieser macht deutlich, wie

unten zu zeigen sein wird, dass einige durch Martínez Díez (1971) vertretene

Positionen, die lange Zeit als communis opinio in dieser Frage angesehen

wurden, zu präzisieren, zu korrigieren und zu widerlegen sind.

Nach Aguilera Barchet 1998 „es más que probable que el núcleo inicial de

FE sea anterior a la confirmación de 1231. En primer lugar por la propria

referencia a FE que hace Fernando III en el privilego de de 1231 en donde

expresamente se menciona la confirmación de “omnes foros uestros, quos uobis

dedit pater meus13

” (Aguilera Barchet 1998, 167). Für die Entstehungszeit von

FE vor 1231, und logischerweise nach der definitven reconquista von Cáceres in

1229 spricht auch, dass eingangs von FE „Trugielo, et Sancta Cruz, et

Montanches, Merida et Badaioz“ 14

explizit als in in maurischem Besitz (scil.

„De moros eran“) benannt werden. Diese Situation ändert sich mit der Schlacht

von Alanje in 1230, in deren Folge Montánchez, Mérida und Badajoz unter

leonesische Herrschaft gelangen. Das würde bedeuten, dass der „núcleo inicial“

des FE nach der reconquista de Cáceres am 29. April 1229 und vor der Schlacht

11

Eine umfassende Darstellung dieser Diskussion enthält García Oliva 1998, p. 137-140. 12

Dieses Datum wird übrigens bereits in einem „Testimonio romanceado de la Carta de Población expedido a

petición de Juan Mateos, mayordomo del Casar, en nombre de esta aldea“ (García Oliva 1998, 125) vom 31.

August 1492 genannt: “Sub era mill CC LX VII, in mense aprili, en la fiesta de Sant Jorge, el nuestro sennor

Ihesu Christo, que nunca despreçio las oraciones del puebla cristiano, por las manos del muy noble glorioso don

Alonso, rrey de Leon e de Galizia, dio Caçeres a cristianos, la villa vazia de la gente de los moros” (zitiert nach

García Oliva 1998, 125). 13

Vgl. den Text dieses “Fuero Latino” in der Transkription durch María Dolores García Oliva in „Fuero de

Cáceres“ 1998, pp. 31-34. 14

Vgl. Fuero de Cáceres 1998, p. 45.

7

von Alanje durch Alfonso IX konzediert wurde. „Algo que pudo ocurrir en

Coria, en torno al 16 de mayo de 1229, día en que el monarca leonés estaba en la

ciudad cauriense“ (Aguilera Barchet 1998, 168). Aguilera Barchet gibt zu

bedenekn, dass zu diesem hypothetischen Datum möglicherweise lediglich der

“Fuero breve latino de Cáceres / Charta Populationis” konzediert wurden,

während die Ausarbeitung des Fuero Extenso, mit der dabei notwendigen

Adaptation an die spezifischen Verhältnisse von Cáceres, eine größeren

Zeitraum in Anspruch genommen habe. Aguilera Barchet (1998) hält es deshalb

nicht für abwegig (scil. „descabellado“, p. 168) „retrasar le fecha de la primera

redacción de FE (FA) a un momento anterior a la muerte de Alfonso IX,

ocurrida en Villanueva de Sarriá el 24 de septiembre de 1230” (Aguilera Barchet

1230, 168). In jedem Fall kann der Schreiber dieses ersten Fuero de Cáceres nur

die zwischen 1205/1208 und 1227 (Datum der Konzession des Fuero de Coria

an Salvaleón) entstandene, lateinische Version des Fuero de Coria (= Coria I im

Stemma meines Genealogie-Vorschlages)15

zum Vorbild genommen haben16

.

Dieser Befund läßt sich exemplarisch an einem Vergleich von Kapitel

Cáceres 378 mit den korrespondierenden Kapiteln CB 388, CO 377 und CR V,

40 dokumentieren. Dabei kann auch gezeigt werden, dass die in diesen Kapiteln

enthaltenen Regelungen noch nicht in Ciudad Rodrigo I enthalten gewesen sind,

sondern erst in dem gegenüber Ciudad Rodrigo I überarbeiteten, vor 1209

entstandenen Ciudad Rodrigo II eingeführt wurden. Das im Prinzip

entsprechende Kapitel 491 (scil. „Toto homine qui debent ire ad rege“) des

Fuero de Alfaites, der als Kopie von Ciudad Rodrigo I gilt, stellt offenkundig

eine vergleichsweise rudimentäre Vorform17

der Regelungen dar, wie sie dann

bei der Konzeption von Ciudad Rodrigo II redigiert wurden und (via Ciudad

Rodrigo II) Eingang in Coria, Castelo Bom, Cáceres und Castelo Rodrigo V, 40

gefunden haben. Gleichzeitig macht dieser Vergleich auch deutlich, dass der

Text des Fuero de Cáceres, wie uns heute vorliegt, und in Fuero de Cáceres

1998 transkribiert ist, nicht der noch von Alfonso IX konzedierte Text ist,

sondern nach der Vereinigung der Königreiche (in 1230) entstanden sein muß.

15

Zu der Textgeschichte der Fueros de Coria und Coria vgl. Meyer-Hermann (2013). 16

Inhaltliche Unterschiede zwischen Coria I und Coria II bzw. mutatis mutandis die Tatsache, dass sich Cáceres

an Coria I orientiert hat, bzw. auch, dass CB Coria II als Modell genutzt hat (und nicht Coria I), läßt sich

beispielsweis an den Übereinstimmungen zwischen CB 135 und Coria 136 einerseits, sowie der

Übereinstimmung zwischen Cáceres 254 (letzter Satz) und Castelo Rodrigo VIII, 7 andererseits zeigen. 17

Vgl. Den Text von AL 491 (PMH, Leges et consuetudines, fasc. 6, p. 843): “Estos sum coptos de homines qui

debent ire ad rege usque ad zamora et usque ad thoro, deinde deuante non uadant sint (sic) uoluerint.”

8

Castelo Bom 388 Coria 377 Cáceres 378 Castelo Rodrigo V, 40

Qui se uoluerit alzare ad

regem.

Toto homine que pro suo

iudicio se uoluerit alzare

ad regem, alze se usque ad

X morabitinos aut plus et

non pro minus: et qui se

alzauerit ad regem mittat

pignus de IIII morabitinos

et alter de duos et uadant

ad regem usque ad

dorium et non plus. Et si

forte noluerint ire ad

regem, prendant iudicium.

Et si forte non fuerit rex in

istos terminos, sperent et

stet iudicium suum usque

ueniat regem ad terminos.

Et quando fuerint ad

regem usque VI dies ille

qui se alzauit mittat ad

alium ad regem, sin autem

alter faciat illi testigos de

los fideles et ueniat se. Et

si illud iudicauerit rex qui

et alcaldes, ille qui se

alzauit pectet II

morabitinos a los fideles

et IIos

a los alkaldes: si

alter cadiderit pectet II

morabitinos a los fideles.

Et de illo die que uenerint

ille qui cadiderit ad VIIII

dies de los morabitinos,

sin autem det fiador de

queda de los penos.

Qui por su juizio se alçar

al rey.

Todo ome que por su

juizio se quisier alçar a

rey, alçese hasta diez

maravedis ho mas, e no

por menos. E el que se

alçare al rey, meta pennos

de quatro maravedis, e el

otro de dos. E vayan al

rey fasta Duero no mas. E si por aventura no

quisieren ir al rey, tomen

juizio. E si por aventura

no fuer el rey en estos

terminos, esperen, e este el

su juizio hasta que venga

el rey a los terminos. E

quando fueren al rey, fasta

seis dias el que se alçar,

meta el otro al rey; si no,

el otro fagalle testigos de

los fieles, e venganse. E si

lle julgare el rey lo que

julgaron los alcaldes, el

que se alçar peche dos

maravedis a los fieles e

dos a los alcaldes. E si el

otro cayr, peche dos

maravedis a los fieles. E

del dia que vinieren, el

que cayr, a nueve dias de

los maravedis; si no, de

fiador de queda de los

pennos.

Qui se alzare al rey.

Todo omne que per suo

iudizio salzare al rey

alcese al rey fasta X

morabedis aut plus, et non

per minus. Et aquel que se

alzare al rey meta penos

de IIIIor

morabedis en

manos de los alcaldes, et

el otro de II. Et uayan al

rey en el regno de Leon

fasta Duero, en el regno

de Castiella fasta

Medina, et Auila, et a

Toleto, et non plus. Et si

aquel que se alza al rey

non quisiere yr, prenda el

iudizio de los alcaldes. Est

si per uentura non fuere el

rey en estos terminos.

Sperenlo usque ueniat

regem a estos terminos. Et

quando fuerint as regem,

usque VI dias, aquel que

se alzo meta al otro al rey.

Sin autem, faciatle testigos

de los fideles, et ueniatse.

Et si aquelo iudgar el rey

que los alcaldes, aquel que

se alzo peche II morabedis

a los fieles et II a los

alcaldes. Si alter cadiderit,

pectet II morabedis a los

fieles. Et de illo die que

uenerint, aquel que cayer,

a VIIII dias de los

morabedis. Sin autem, det

fiador de queda de los

pennos.

Qui por seu iuyzio se

queser alçar.

Tod omne que por seu

iuyzio se queser alçar a

rey, alcesse fasta .X. mor.

ou mas, e non por menos;

e el quese alçare a rey,

meta pennos de .IIII. mor.

e el outro, de .II.; e uaya

al rey fasta Doyro e non

mays. E, si per auentura

non quere ir al rey, tome

iuyzio de alcaldes. E, si

per auentura non foren al

rey en estos terminos, ste

seu iuyzio fasta fasta que

uenga rey en estos

terminos. E, quando

forena rey, fasta .VI. dias

el quese alçare meta al

outro ad rey; si non,

fagalle testigos delos

fieles e uengase. E, si

aquelo iulgare el rey que

iulgaren los alkaldes, el

que se alço peyte .II. mor.,

a hos fieles e .II. a hos

alkaldes; si el outro cayre,

peyte .II. mor. a hos fieles.

E, daquel dia que ueneren,

el que cayre a .IX. dias dé

los mors.; si non, dé fiador

de queda delos pennos.

Die Kapitel Castelo Bom 388 (scil. et uadant ad regem usque ad dorium

et non plus), Coria 377 (scil. E vayan al rey fasta Duero no mas) und Castelo

Rodrigo V, 40 (scil. e uaya al rey fasta Doyro e non mays) repräsentieren eine

Regelung, die in der Zeit der unabhängigen Existenz des Königreiches León (bis

1230) Gültigkeit hatte. In Coria und Castelo Bom findet eine Anpassung an die

durch die Vereinigung der Königreiche (in 1230) entstandene veränderte

Situation durch eine carta de Fernando III statt, die Coria als angehängtes

Kapitel 402 enthält, und Castelo Bom als in den Text integriertes Kapitel 38918

.

18

Zu der Diskussion um diesen Brief des Fernando III vgl. ausführlich Meyer-Hermann (2013).

9

Im Kapitel 378 des Fuero de Cáceres erfolgt eine Anpassung der

Bestimmungen an die nach 1230 eingetretene neue politische Situation, ohne

dass an irgendeiner Stelle des Fuero auf einen Brief des Fernando III Bezug

genommen würde: Et uayan al rey en el regno de Leon fasta Duero, en el regno

de Castiella fasta Medina, et Auila, et a Toleto, et non plus.

Der Brief des Fernando III, auf den in den fueros Castelo Bom und Coria

Bezug genommen wird, ist nach der reconquista von Córdoba (in 1236)

geschrieben worden19

. Dass dieser Brief in Cáceres weder explizit

wiedergegeben noch in einer impliziten Weise auf ihn Bezug genommen wird,

ist wohl am ehesten damit zu erklären, dass der Text dieses Kapitels 378 des

Fuero de Cáceres, so wie er uns heute vorliegt, nach der Vereinigung von León

und Castilla (in 1230) und vor der Eroberung von Córdoba (in 1236) verfaßt

wurde. Das heißt: es ist wahrscheinlich, dass der núcleo inicial des Fuero

Extenso de Cáceres, wie er noch unter Alfonso IX konzediert wurde, zunächst

eine Regelung enthielt, die, aus Ciudad Rodrigo II übernommen, auch in Castelo

Bom 388, Coria 377 und Castelo Rodrigo V, 40 enthalten ist20

.

Die Entstehung und (Weiter-) Entwicklung „des“ Fuero de Cáceres

untergliedert Aguilera Barchet (1998) in zwei Phasen. Die erste Etappe umfaßt

die Entstehung der Charta Populationis, des „núcleo inicial“ des Fuero Extenso

und die „refundición y ampliación de la carta puebla inicial en la Confirmación

de Fernando III“ (169). Diese Phase umfaßt den Zeitraum zwischen Mai 1229

19

Darin weist sich Fernando III als “rex (…) Cordube” (Coria no. 402) aus. 20

Zu der Frage, in welcher Hinsicht sich Cáceres von den Vorlagen Coria und/oder Coria II unterscheidet, vgl.

unten Kapitel 5. Wesentliches dazu findet man auch bei Aguilera Barchet (1998) sowie Clemente Campos 1998.

Aguilera Barchet 1998 verweist naturgemäß u.a. auf die Unterschiede, die durch die „necesaria adaptación de los

preceptos forales caurienses a la realidad local cacereña“ (171) bedingt sind; so könne man in dem Fuero

Extenso de Cáceres (im Vergleich zu Coria) „un incremento sistemático de la cuantía de la penas pecuniarias

fijadas en FE“ (171) bobachten, die Aguilera Barchet (1998) mit der „necesidad de adaptarlas [las penas, MH] a

la variación experimentada por el coste de la vida entre la redacción de Fuero cauriense y la puesta por escrito de

FE” (171). Aguilera Barchet (1998, p. 191, n.194). führt eine Reihe von Beispielen an, in denen die in Cáceres

festgesetzten Strafen gegenüber Coria teilweise verdoppelt und vervielfacht wurden, so von 10 maravedis in

Coria 51 [nicht 6 wie Aguilera Barchet irrtümlich anführt] im entsprechenden Kapitel 53 von Cáceres auf 20

moraberis (sic), von 1 maravedi in Coria 93 auf 5 marabedis in Cáceres 101, etc. Das Argument der gestiegenen

Lebenshaltungskosten halte ich dennoch nicht für stichhaltig, zum Einen, weil nicht davon ausgegangen werden

kann, dass innerhalb der wenigen Jahre zwischen der Entstehung von Coria I (um 1227) und der des „nucleo

inicial“ des Fuero de Cáceres (bis 1231) eine Inflation von 100% und mehr unterstellt werden kann. Zum

Anderen, weil in der überwiegenden Mehrzahl der Kapitel die in Cáceres vorgesehenen Strafen denen

entsprechen, die in Coria vorgesehen sind. Man müßte begründen können, dass und warum in diesen Fällen das

Inflationsargument nicht zutrifft, beispielsweise, warum für das Vergehen „Qui vendimiar vinna antes de San

Çebrian, peche X maravedis“ (Coria 92), in Cáceres 100 ebenfalls 10 morabedis als Strafe vorgesehen sind, usw.

Zudem unterläuft Aguilera Barchet (1998), wie ich unten ausführlich darlege ein grundlegender

methodologischer Irrtum, wenn er bezüglich der Neuerungen des Fuero de Cáceres (gegenüber Coria) den Text

des Fuero de Cáceres mit dem Text des Fuero de Coria (von 1531) vergleicht, der aber gar nicht als Vorlage für

Cáceres gedient haben kann.

10

(kurz nach der definitiven reconquista von Cáceres am 23. April 1229) und

März 1231.

In der zweiten Entwicklungsetappe finden die „redacción de un conjunto

de «leyes locales autóctonas», die Hinzufügungen der Kapitel 403 bis 408,

sowie des sogenannten „Fuero de los Ganados“ (Kapitel 409-490) statt. Nach

Aguilera Barchet (1998), 169, der sich damit Orti Belmonte (1947) anschließt,

handelt es sich dabei um den Zeitraum zwischen dem Ende der Herrschaft des

Fernando III (in 1252) und den ersten Jahren der Herrschaft des Alfonso X, d.h.

die Dekade zwischen 1245 und 125521

.

Bei dem in den Archiven des Ayuntamiento de Cáceres bewahrten Códice

de los Fuero de Cáceres, dessen Transkription und Facsimile-Abruck in „El

Fuero de Cáceres“ (1998) enthalten sind, handelt es sich nicht um das Original,

dessen Entstehung (concesión) für die Zeit zwischen 1230 und 1235

angenommen wird. Zwischen den Paläographen ist umstritten, wie die Schrift

des in den Archiven des Ayuntamiento de Cáceres bewahrten Codex zu

charakterisieren sei (sc. „letra francesa de finales del siglo XIII”; “gótica

libraria”; “minúscula francesa”; “minúscula redonda con tendencia a la

angulosidad que apunta ya hacia la gótica”, etc.22

). Einigkeit besteht hingegen

darin, dass das Manuskript des Codex „hacia mediados o finales del siglo XIII“

entstanden sein dürfte.

4. Die sprachliche Sonderstellung des Fuero de Cáceres innerhalb der

FCCC

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Fokussierung auf den Fuero de

Cáceres23

, abgesehen von der überraschenden Tatsache, dass es bisher keine

21

Vgl. Aguilera Barchet 1998, p. 169. 22

Vgl. dazu García Oliva (1998, p. 12-13). 23

Hinsichtlich des Textes von CA beziehe ich mich auf die durch María Dolores García Oliva realisierte

kritische Edition in „El Fuero de Cáceres, edición crítica y facsimilar“ (obra coordinada por Matilde Muro

Castillo 1998, pp. 43-121.). Nach Bruno Aguilera Barchet (1998) kann die Chronologie der Entstehung von CA

in drei Etappen untergliedert werden. Während der Regierungszeit von Alfonso IX de León (bis 1230) entstehen

die „Charta Pupulationis“ und der als „Fuero Alfonsí“ bezeichnete, die Kapitel 1-401 umfassende Teil von CA.

In die Regierungszeit von Fernando III de Castilla y León (ab231) fällt die zweite Etappe, während der dieser am

12. März 1231 die confirmación der durch seinen Vater (Alfonso IX) erlassenen fueros vornimmt. In diese

Etappe fällt auch die Hinzufügung der Kapitel 402-408. Die dritte Etappe fällt in die Regierungszeit von

Alfonso X (1252-1284). Sie ist vor allem durch die Hinzufügung der als „Fuero de los Ganados“ bezeichneten

Kapitel 409-490 gekennzeichnet. Wie ich in den Erläuterungen zu meinem (neuen) Vorschlag zu einer

Genealogie der FCCC dargelegt habe, dürfte der codex, aufgrund dessen die oben erwähnte kritische Edition

11

linguistischen Analyse von CA gibt24

, darin begründet, dass CA innerhalb der

Familie der Fueros de Coria Cim-Coa (=FCCC) eine Sonderstellung einnimmt.

Es handelt sich um einen hybriden Text25

, d.h. um einen Text, der in

verschiedenen Hinsichten und auf verschiedenen Ebenen sprachlich heterogen

ist.

Während die Fueros de Alfaiates (=AL) und Castel Bom (=CB), cum grano

salis, in homogener Weise als in einer Variante „des“ latín medieval

foral/diplomático redigiert eingestuft werden können, sind die Fueros von Coria

(=CO), Castelo Rodrigo (=CR) und Castelo Melhor (CM) gesamthaft eher als

romance-Texte identifizierbar26

. Innerhalb der FCCC ist lediglich CA (sowie der

eine nahezu wörtliche Kopie von CA darstellende Fuero de Usagre) durch eine,

wiederum vereinfacht formuliert, „Mischung“ bzw. „Nebeneinander“ von

Sprachstrukturen „des“ latín medieval und des romance gekennzeichnet: so

enthält CA Kapitel (Paragraphen), die (a) insgesamt eher in einer Form „des“

latín medieval geschrieben sind27

, neben solchen, die (b) insgesamt eher in einer

Ausprägung „des“ romance verfaßt sind. Wir finden diese Sprach-„Mischung“

auch (c) innerhalb von Kapiteln, ja sogar innerhalb von Sätzen:

(a) Gesamthaft eher in “latín medieval” geschriebene Kapitel:

Nullus homo non paret fiel nisi post missa matutinale dicta usque uesperas,

nisi ad radicandum hominem (CA, no. 25, p. 49)

Nullus homo qui bis pignorauerit in die aut parare fiel, pro una demanda

pectet28

I morabedi suo contemtori (CA, no. 26, p. 49) vorgenommen wurde (und der in den Archivos del Ayuntamiento de Cáceres aufbewahrt wird), um die Mitte des

13. Jahrhunderts entstanden sein. Die vorliegende Analyse beschränkt sich auf die Kapitel 1-401 von CA,

insofern in diesen Kapiteln im Wesentlichen die Regelungen enthalten sind, die auch in den anderen FCCC zu

finden sind. Zu den in CA (im Vergleich mit Coria) „neuen“ Kapiteln vgl. unten Kapitel 5.4. 24

Während die FCCC sowohl von historischer Seite (vgl. etwa Martín Benito 2002) als auch durch

Rechtshistoriker (vgl. etwa vor allem die Arbeiten von Nogueira 1982, 1983 und 1998, sowie Aguilera Barchet

1998) hinreichend untersucht sind, sind die FCCC, abgesehen von der wegweisender Studie von Luis F. Lindley

Cintra zur „ „Linguagem dos Foros de Castelo Rodrigo“ (Cintra 1959), die Ausblicke auf die Sprache der

übrigen Mitglieder der FCCC enthält, für die (historische) Linguistik praktisch terra incognita. 25

Zu „documentos medievales híbridos“ vgl. auch Meyer-Hermann (2010). 26

Zur Diskussion der fundamentalen Problematik der Identifikation sprachlicher Strukturen als Instanzen “des”

latín medieval oder “des” romance verweise ich auf Meyer-Hermann 2013 (in Vorb.). 27

Diese Einstufung erfolgt hier ad hoc und provisorisch. 28

Meine Hervorhebung. In dem Manuskript des Fuero de Cáceres, aufgrund dessen García Oliva die kritische

Edition “El Fuero de Cáceres” (1998) erstellt hat, wird die Form “3. Sg. Praesens Konjunktiv” des Verbs

“bezahlen” bzw. “pagar” regelmäßig durch “p.” repräsentiert. Das vollständige Symbol des Manuskriptes ist ein

“p.” mit einem über dem “p.” plazierten “‾”, was durch die zur Verfügung stehenden fonts hier nicht dargestellt

werden kann. In ihrer Transkription löst García Oliva diese durchgängige Abkürzung in zwei unterschiedlichen

Weisen auf, d.h. entweder durch pectet oder durch peche: “El criterio general ha sido considerar la lengua

utilizada en la redacción de la frase en la que se encuentra dicha abreviatura y, de acuerdo con ella, aplicar la

forma latina o romance” (García Oliva 1998, 25). García Oliva expliziert nicht aufgrund welcher Kriterien sie

12

Uiro et mulier que unitatem fecerint, faciant illam in die dominico, exida de

la missa matutinale in collatione de uilla, aut sabbato ad uesperas, et preste. Sin

autem, non prestet. (CA, no. 79, p. 57)

(b) Gesamthaft eher in “romance” geschriebene Kapitel:

Tod omne que ganado echar a pastor per Sancti Ihoanis, et depues ge lo

quisier toller fueran [sic] per catiuazon o per eneniztad (sic), deli todo so soldar

al pastor. Et si por catiuazon o per enemizad ge lo quisiere toller, dele quanto

ouiere merescido. Et si el pastor delexar el ganado pierda lo que a merescido si

non fuer per catiuazon, uel per inimizad o per enemiztad o per morte. (CA, no.

148, p. 67)29

Tod omne que pidier en conceio non le den mays de I morabedi, et qui su uoz

touier, o mas le mandare, peche IIII morabedis al conceio. (CA, no. 166, p.69)

Qui danno in uinna feziere, por cada uide que fuer pascida peche V solidos,

et dende arriba fasta X morabedis sea calompna de pacedura de uinna. Et qui hi

tomare porcos, oueias o otro ganado, excepto cabeza mayor, mate de illos dos si

uoluerit, et non tome otra calumpnia. (CA, no. 98, p. 59)

(c) “Mischung” bzw. „Nebeneinander“ von Latein und romance innerhalb

eines Kapitels:

Tod omne que ante alcalde baraiar, et el alcalde per iudizio mandare

bestiam mittere, et no la metier, pectet I morabedi <querenti>. Tod omne qui

bestia ouier a meter, cada tecer(sic) dia bestiam mittat, et quantas bestias non

metier, tantos morabedis pectet <querenti>. Tod omne qui bestiam debuerit

mittere, mittat una bestia mortua que uala I morabedi, et dend adelant meta

bestias uiuas al foro. (CA, no. 14, p. 47).

Qui uindemiare uina de pago ante festum Sancti Cipriani peche X

morabedis, los midios alcaldes et medios al conceio, sacado el termino que el

conceio pusiere. Et a quien fallaren uuas o agrazes, si recabdo non diere onde

las ouo, peche I morabedi al quereloso. Et si dixerit: “conparelos”, de otor. Et

si otor non diere, pectet sicut scriptum est. Et aquel otor que otorgare de

jeweils entschieden hat, die Sprache des Kontextes für „p.“ als Instanz des Lateinischen oder des romance zu

identifizieren. 29

Vgl. etwa das lateinische Äquivalent des Kapitels CA148 in dem Fuero de Alfaiates (AL) no. 141: Totos los

que ganado iactarent ad pastor per sancto iohanne et postea uoluerit suo dominus tollere, excepto per

captiuazon aut pro inimicitate, det quantum habeat merecido, et per alia causa del (sic) totum quomodo si toto

anno lo uelasse, et si ille dimiserit el ganado perdat illo quod habeat merecido.

13

recabdo onde las ouo. Sin autem, pectet I morabedi quereloso. (CA, no 100, p.

60)30

Mulier que ante danno tomar marido peche IIII morabedis a los alcaldes de

germanitate, et si con mandado dalcaldes casare, como se con ellos auiniere. Et

si mulier pregnata acceperit uirum, sit desheredada et tomen la metad de so

auer, tam de moble quam radice, los parientes del morto, et aliam medietatem

accipiat concilium poral castiello. Et qui acceperit eam pregnantem, si infans

mortuus fuerit, pectet calompna parentibus mortui et exeat inimicus. (CA, no

81, p. 57).

5. Zu den Gründen für die Verwendung des latín medieval oder des

romance in CA.

Hinsichtlich der Motive, welche den/die Kopisten/Schreiber/Redaktoren bei

der Niederschrift von CA II jeweils dazu veranlaßt haben könnten, eine Form

des latín medieval oder des romance zu verwenden, ist kein einheitliches,

systematisch und konsistent angewendetesVerfahren rekonstruierbar.

Es können jedoch über eine Zufallsdistribution hinausgehende, signifikative

Tendenzen rekonstruiert werden, die eine plausible Erklärung in der historischen

Position von CA innerhalb der Genealogie der FCCC finden, d.h. in der in

Etappen stattfindenden Entstehungsgeschichte dieses fuero, dessen erhaltener

codex um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden ist, zu einem Zeitpunkt also,

zu dem der Prozess des „Übergangs“ vom Lateinischen zum romance in el

30

Vgl. daneben exemplarisch den insgesamt „eher“ lateinischen Paragraphen 90 in CB:“Qui uindimiare uinea

ante festum sancti cipriani pectet x morabitinos a los alcaldes, excepto termino ad alá, quomodo est scriptum. Et

qui inuenerit uuas aut agrazes, si recabdo non dederit und eos habet pectet I morabitinum al quereloso. Et si

dixerit – comprè los – det otor: et si otor non dederit, pectet. Et illo otor qui otorgare dè recabdo unde eos

habuit, sin autem pectet al quereloso I morabitinum” (PMH, Leges et consuetudines V. 1, fasc. 5, p. 755). Es ist

offenkundig, dass es sich nicht um einen etwa nach den Regeln des „klassischen“ Lateins redigierten Text

handelt. Die darin enthaltenen romance-Elemente (scil. u.a. a los alcaldes, al quereloso , comprè los, etc.)

verweisen auf die grundsätzliche Problematik der Definition der Kriterien, aufgrund derer ein Text als Instanz

„des“ latín medieval diplomático identifiziert werden soll. Die Frage wäre, ob es als differentiae specificae der

Definition von „latín medieval diplomático“ gelten sollte, dass die so ausgezeichneten Texte romance-Elemente

enthalten? Die Frage gilt mutatis mutandis auch für den entsprechenden romance-Text in Coria: „Qui vendimiar

vinna antes de San Çebrian, peche X maravedis al conçejo, salvo en el termino asi como escripto es. E quin

fallaren uvas o agrazes, [si recabdo] no dier donde las ovo, peche I maravedi al querelloso. E si dixier:

“conprellos”, de otor. E si otor no dier, peche la calonna. E el otor que otorgar, de recabdo donde los ovo; si

no, peche al querelloso un maravedi.“ (CO, no. 92, p. 36). Man könnte etwa bzgl. der Varianten peche I

maravedi al querelloso vs. peche al querelloso un maravedi (scil. Position des indirekten Objektes) fragen, ob

diese Variation ein Charakteristikum einer bestimmten Entwicklungsetappe „des“ latín medieval und damit

„des“ romance ist, während die Nachstellung von quereloso, wie sie etwa in dem entsprechenden CA-Kapitel

100 zweimal belegt ist, am Ende dieser Entwicklung zur Standardabfolge des romance wird, usw.

14

lenguaje diplomático als weitestgehend abgeschlossen angesehen werden

kann31

.

Die Verwendung des Lateinischen oder des romance korreliert in einer

Vielzahl von Fällen signifikativ mit dem Tatbestand, in welchem Maße CA mit

den als Vorlage dienenden Fueros de Coria I und Coria II inhaltlich

übereinstimmt oder von diesen abweicht32

.

5.1. Inhaltliche Übereinstimmung zwischen CA und Coria I und/oder

Coria II als Motiv für die Verwendung von latín medieval

Wenn CA aus Coria I und/oder Coria II ein Kapitel übernimmt, ohne dass

CA dabei gegenüber der Vorlage in Coria I und/oder Coria II eine inhaltliche

Modifikation vornimmt, besteht eine mehr als zufällige Wahrscheinlichkeit,

dass CA den lateinischen Text übernimmt, in dem dieses Kapitel in der Vorlage

in Coria I oder II redigiert wurde.

Da Coria I und Coria II nicht erhalten sind, kann diese Hypothese nicht auf

direktem Wege, d.h. durch den Vergleich mit Coria I oder II, sondern nur

indirekt verifiziert werden. Wie aus meinem Vorschlag eines Genealogie-

Stemmas der FCCC (siehe Anhang) ersichtlich, hat der erhaltene lateinische

Fuero de Castelo Bom in seiner ersten Version (scil. Castelo Bom I, 1229-1230

entstanden) Coria II als Vorlage genutzt. Inhaltliche und sprachliche

Übereinstimmungen zwischen den entsprechenden Kapiteln in Castelo Bom und

Cáceres können dann als signifikativer Beleg für die Hypothese interpretiert

werden, dass CA tendentiell dann in Latein redigiert (kopiert) wurde, wenn CA

keine inhaltlichen Veränderungen gegenüber Coria II vornimmt33

.

Hier zur Veranschaulichung einige Beispiele für lateinische Kapitel in CA,

deren „Latinität“ darin begründet sein dürfte, dass sie, wie der Vergleich mit

31 Vgl. etwa Ostos Salcedo 2004, welche „la redacción íntegra – o casi – en castellano de los documentos en las

dos últimas décadas de la primera mitad del siglo XIII“ (483) feststellt.

32 In meinem Vorschlag zu einer Genealogie der FCCC habe ich dargelegt (vgl. das Stemma im Anhang), dass

der verschwundene lateinische Fuero de Cáceres I (1229-1230 entstanden) den verschwundenen lateinischen

Fuero de Coria I (1208-1227 entstanden) als Modell bzw. Vorlage genutzt hat; zum Anderen, dass der erhaltene

Codex Cáceres II (1245-1255 entstanden) eine Überarbeitung/Modifikation von Cáceres I ist und dabei

möglicherweise auch den verschwundenen lateinischen Fuero de Coria II (nach 1229 entstanden) als Vorlage

genutzt hat.

33 Natürlich ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Castelo Bom (in dem einzig erhaltenen codex) keine

bis in jedes Detail getreue Kopie von Coria II ist und insofern nur eine ungefähre Reproduktion bzw.

Rekonstruktion von Coria ermöglicht. Aber die aufgrund der Vergleiche der entsprechen den Kapitel von CA

und Castelo Bom feststellbaren erheblichen Übereinstimmungen lassen doch den Schluß zu, dass Castelo Bom in

hohem Maße über den Text von Coria II Aufschluß gibt.

15

Castelo Bom zeigt, inhaltlich mit der Vorlage in Coria I oder II übereingestimmt

haben dürften:

Castelo Bom 2934

Qui rancura habuerit de alio.

Qui rancura habuerit de alio, det hominem super quem

sit quod non se alze: et si noluerit dare, accipiat eum

absque calumpnia, et cognominet suam rancuram, et

det ueritatem quod ipsam rancuram habet de illo: et si

non dederit ueritatem, non leuet illum super se, et alter

on accipiat illum: et si super hoc acceperit illum pectet

IIIIor

morabitinos illi qui captò et dimittat illum. Et si

noluerit eum dimittere, et miserit eum sub tecto, pectet

illi VI morabitinos: et si miserit eum in cepo aut in

ferros, pectet ei XX morabitinos: et quantos dias alá

transnoctauerit, tantos XX morabitinos pectet, medios

al quereloso et medios ad illum qui leuabat eum super

se: et hoc si potuerit firmare, sin autem iuret sibi V.o.

Et

si ueritatem uoluerit dare, et non habuerit qui eum leuet

super se, accipiat eum absque calumpnia.

Cáceres 2835

Qui rancura habuerit de alio.

Qui rancura habuerit de alio, det hominem super quem

sit que non se alze. Et si noluerit dare, prendat eum sine

calumpnia, et cognominet eum sua rancura et det

ueritatem quia ipsa rancura habet de illo. Et si non

dederit ueritatem, non leuet eum super se et alter non

accipiat illum. Et si super hoc acceperit eum, pectet IIII

morabedis illi cauto et dimittat illum. Et si noluerit eum

dimittere et miserit eum sub tecto, pectet illi X

morabedis. Et si miserit eum in cepo, aut in fierros,

pectet ei XX morabedis. Et quantos dias alla

trasnoctauerit, tantos XX morabedis pectet, los medios

al quereloso et los medios ad illum qui leuabat eum

super se. Et hoc si potuerit firmare, sin autem iuret sibi

quinto. Et si ueritatem uoluerit dare et non abuerit qui

eum leuet super se, accipiat eum absque calumpnia.

Castelo Bom 73, p. 753 Cáceres 79, p.57

Vir et mulier qui unitatem

Vir et mulier qui unitatem fecerint faciant illam in die

dominico exida de la missa matutinale in collatione de

uilla aut sabbato ad uesperas et prestet. Sin autem, non

prestet.

De unitatem

Uiro et mulier que unitatem fecerint, faciant illam in

die dominico exida de la missa matutinale in collatione

de uilla, aut sabbato ad uesperas, et prestet. Sin autem,

non prestet.

Castelo Bom 76 Cáceres 82

Totus homo qui obierit aut mulier et filios uel filias

habuerit, et uirum acceperit mulier uel uir acceperit

mulierem et non habuerint partido cum suis filiis et

post alios filios fecerint et post obierit ille aut illa, cum

los filios primeros parta herentia et mobile quibus

pertinet et postea parta cum los alteros filios, etc.

Nullus homo qui obierit, aut mulier, et filios aut filias

habuerint, et uirum acceperit mulier uel mulier

acceperit uirum, et non habuerint partido con suos

filios, et post alios filios fecerint, et obierit ille aut illa,

con los primeros parta ante tam radice quam mobile

quibus pertinet, et postea parta cum alios filios, etc.

Castelo Bom 394 Cáceres 382

Ad desterminandum.

Quando homines fuerint ad terminandum ueniant cum

eo ante alcaldes et isti alcaldes dente eis pro iudicio ut

uadant ad desterminandum hereditatem illam: dent eis

etiam notum placidum in tercium diem ad portam

ecclesie ad quem ambos conueniant et ibi eligant duos

uicinos desterminatores, et qui ad placitum non uenerit

pectet suo aduersario v solidos: cum uero ad

Ad exterminandum.

Quando homines fuerint ad terminandum hereditatem

ueniant cum eo ante alcaldes, et isti alcaldes dent eis

pro iudicio ut uadant ad esterminandum hereditatem

illam. Dent eis etiam notum placidum in tercium diem

ad portam ecclesie ad quem ambos conueniant, et ibi

eligant II uicinos desterminatores. Et qui ad placitum

non uenerit, pectet suo aduersario V solidos. Cum uero

34

PMH, Leges et consuetudines V.1, fasc. 5, p. 748 35

El Fuero de Cáceres 1998, p. 49.

16

desterminandum hereditatem uentum fuerit

querimoniosus disterminet eam totam rede

circumeundo. Deinde si laborator hereditatis eam

relinquerit, querimoniosus intret hereditatem sine

calumpnia. Si autem laborator defenderit coram illis

disterminatoribus, aplacitet illum querimoniosus ad

primam diem ueneris ad curiam alcaldum et ibi habeat

uterque forum: et siquis aduersariorum illorum ad

placitum non uenerit, uel etiam si uenerit et in causa

conuictus fuerit, relincat hereditatem cum calumpnia vi

morabitinos. Si uero disceptantes fuerint aldeani,

querimoniosus aplacitet suum aduersarium ad tercium

diem ad portam alcalde, et alcalde det eis pro iudicio ut

eant ad desterminandum, ponendo eis placitum, ut

ostensus est superius.

ad exterminandum hereditatem uentum fuerit

querimoniosus, desterminet eam totam rede

circumcindo. Deinde si liberator hereditatis eam

relinquerit, querimoniosus intret hereditatem sine

calunia. Si autem laborator deffenderit, coram illis

desterminatoribus aplacitet illum querimoniosus ad

primam diem ueneris ad curiam alcaldum, et ibi abeat

uterque forum. Et si quis aduersariorum illorum ad

placitum non uenerit, cadat causa. Tamen si defensor

non uenerit ad placitum, uel etiam si uenerit et in causa

conuinctus [sic] fuerit, relinquat hereditatem duplada

cum calunnia VI a(u)reos quereloso. Si uero

disceptantes fuerint aldeani querimoniosus36

, adplacitet

suum aduersarium ad tercium diem ad fenestram sancte

Marie. Et alcaldes dente eis pro iudicio ut eant ad

exterminandum, ponendo eis plazum ut hostensum est

superius.

Castelo Bom 395 Cáceres 384 Coria 383

Qui debuerit firmas recipere.

Quicunque firmas recipere

debuerint non recipiat aduocatum

qui est uel fuit in illa causa, neque

suum inimicum, neque eum qui

spere uel partem habuerint in

peticione, exceptis alcaldibus et

excepto concilio, quare alcaldes

possunt firmare pro su iudicio qui

non taxat: Et excpetis sociis qui

societatem extra uillam ad

lucrandum fecerint: Et excepto

mortuorum, uelud in negociacione

aud in expedicione aut in recloua et

cetera

De recipere firmas.

Quicumque firmas recipere

debuerint, non recipiant aduocatum

qui est uel fuit in illa causa, neque

suum inimicum, neque eum qui

spere uel partem habuerint in

peticione, exceptis alcaldibus et

excepto concilio, quia alcaldes

possunt firmare pro suo iudicio qui

non taxat. Et exceptis sociis qui

societatem extra uillam alucrandum

fecerint, et exceptis mortuorum,

uelud in negociacione, aut in

expedicione, aut in recloua, et

cetera.

Qui firmas reçibier.

Todo ome que firmas ovier a

reçebir, no tome abogado ques o fue

en aquel pleito, ni su enemigo, ni

aquel que ha esperançia o parte en

la petiçion, sacados los alcaldes e el

conçejo, ca los alcaldes pueden

firmar por su juizio que no tayan, e

sacados los conpanneros que

fezieren conpannia por ganar fuera

de la villa, e sacados los que son

idos en sus negoçios, e los muertos,

e los que son idos en algund

desenbargamiento ho en reclova.

Das Kriterium der inhaltlichen Übereinstimmung mit der lateinischen

Vorlage kann allerdings nur tendentiell, und nicht durchgängig, als Grund für

die lateinische Redaktion von Teilen von CA angesehen werden, und ist kein

Resultat eines konsistenten Verhaltens der/des Kopisten von CA.

Das belegt das folgende Beispiel des CA-Kapitels 139, das in romance

redigiert ist, obwohl es inhaltlich mit der Vorlage in Coria I und/oder Coria II

übereinstimmt, wie der vergleichende Blick auf den lateinischen Text von

Castelo Bom 130 zeigt:

36

Das durch die Editorin hinter querimoniosus gesetzte Komma dürfte ein Versehen sein, vielmehr spricht ds

Ms. für ein Komma hinter dem davor stehenden aldeani, was auch inhaltlich sinnvoll wäre, da querimoniosus als

Subjekt zu adplacitet fungiert.

17

Castelo Bom 130 Cáceres 139

Quilibet homo qui casam dederit al alquilé quando suo

plazo uenerit pignorat pro suo alquilé, qualicunque die

uoluerit et sine calumpnia, ropa uel aliud, in

qualicunque domo inuenerit illum, et non habeat

solturas neque ferias, et al fiador simili modo pignoret.

Tod omne que casa diere al alquile, quando so plazo

uiniere, prende per so alquile sin calompna, qual dia se

quisiere, ropa o bestia, en qual casa que quier que le

fallare. Et non aya ferias ni solturas. Et al fiador desa

misma manera lo prende.

5.2. Inhaltliche Divergenz bzw. Modifikation als Motiv für die

Verwendung von romance in CA.

Wenn sich ein Kapitel in CA von dem entsprechenden Kapitel der Vorlagen

Coria I und/oder Coria II (verifizierbar via Castelo Bom) inhaltlich (mehr oder

weniger) unterscheidet, besteht eine mehr als zufällige Wahrscheinlichkeit, dass

dieses Kapitel insgesamt oder hinsichtlich der inhaltlich divergierenden

Passagen tendentiell in romance verfaßt ist.

Wie die Gegenüberstellung von Castelo Bom no. 2 („Qui cremare in

termino“), Cáceres no. 2 („De ignem“) und Coria no.2 („Del fuego“) zeigt,

dürfte die Tatsache, dass der Schreiber von CA gegenüber der Vorlage in Coria I

und/oder Coria II nicht unerhebliche Veränderungen vorzunehmen hatte, und

damit eine weitgehende Neu-Redaktion nötig wurde, dafür verantwortlich sein,

dass bei Gelegenheit dieser Neu-Redaktion eine „Romanisierung“ des Textes

erfolgte. Insbesondere sind dabei die neu hinzugefügten Passagen (durch Kursiv

markiert) insgesamt in romance verfaßt37

:

37

Ein möglicher, korrelierender Grund dafür, dass in CA (gegenüber Coria I oder II, bzw. Castelo Bom) neue

Regelungen bzw. Texte, in romance redigiert wurden, könnte darin bestehen, dass der Redaktor von CA nicht

(mehr) über eine hinreichende Kompetenz verfügte, um diese neuen Passagen in dem latín medieval des als

Vorlage dienenden Coria I und/oder Coria II zu verfassen. Inwieweit bereits in der Entstehungszeit von CA, in

der dritten Dekade des 13. Jahrhunderts, unter den Schreibern, unabhängig von ihrer individuellen Kompetenz in

latín medieval, die Tendenz bestand, Dokumente in romance zu verfassen, bleibt eine offene Frage. In der

vierten Dekade ist die Verwendung des romance, wie die Dokumente des Fernando III belegen, bereits Standard.

18

Castelo Bom 2 Cáceres 238 Coria 2

Qui cremare in termino de castel

bono, desde mayo usque sanctum

martinum, pectet x morabitinos al

concilio, si illi firmarent, et el

dampno ad sus dominos, sin autem

saluet se cum IIIIor

et ille V.o: et pro

isto non dent manquadra.

Todo omne que quemare en termino

de Caceres monte o canpo desde

mayo fasta Sancti Martini, et danno

alguno hi uiniere, peche X

morabedis a ssus donnos el dano

duplatum, si io [sic]39

pudieren

firmar, asi como es super scripto. Et

si non ouier de que pechar, atenlo

de piees [sic] et de manos, et

echenlo en el fuego. Sin autem,

saluese con IIII et ille quinto. Et pro

isto non dent manquadra. E destas

calopnas tome conceio la meetad, et

los montarazes la meetad.

Qui quemare en termino de Coria

desde mayo hasta San Martin, peche

X maravedis al conçejo, si ge lo

firmaren, e el danno a sus duennos;

si non, salvese con IIII e elle el

quinto, e por esto no de manquadra.

Hier einige weitere Beispiele dafür, dass inhaltliche Veränderungen, die

CA gegenüber der Vorlage in Coria I und/oder II zu realisieren hatte,

auslösender Faktor dafür gewesen sein könnten, dass der Schreiber eine

Roamnisierung des betreffenden Kapitels vornimmt:

Castelo Bom 319 Cáceres 314 Coria 320

Pastor qui uiguilauerit porcos.

Toto pastor que curiare porcos de la

porcas habeat suo quarto de la

criazon et media octaua de centeno

Qui uelar puercos.

Todo pastor que puercos uelare

uelelos danno a anno, sicut dictum

est sursum40

. Et de las puercas aya

Pastor que guardar puercos.

Todo pastor que puercos guardar, de

las puercas aya su quarto de la

criazion, e media ochava de çenteno

38

Wie auch ein Blick auf das entsprechende Kapitel I, 5 in Castelo Rodrigo zeigt, das inhaltlich identisch ist mit

Castelo Bom II und Coria II, außerdem, dass Alfaiates kein entsprechendes Kapitel enthält, handelt es sich um

eine Regelung, die erst mit der Entstehung von Ciudad Rodrigo II eingeführt wurde. Das gelegentlich (so etwa

Cintra 1959, p. 23) als Pendant zu Castelo Bom 2, etc. angeführte Kaptel 528 von Alfaiates befaßt sich mit

anderen Delikten (scil. „Qui queymar uinea ó uortho ó colmenar“). 39

„io“ ist die Transkription durch García Oliva in „El Fuero de Cáceres“ (1998, p. 46). Tatsächlich

unterscheiden sich im Manuskript die Grapheme für „i“ und „l“ nur hinsichtlich der Länge des „trazo vertical“:

während das obere Ende des „trazo vertical“ des Graphems „i“ auf der Höhe der Grapheme für „p“, „e“ „n“, „o“,

„a“, etc endet, ragt das Graphem „l“ in der Regel über diese Linie hinaus. Der Unterschied wird besonders

deutlich in der unmittelbaren Nachbarschaft des Graphems für „i“ mit dem Graphem für „l“, etwa in „illud“ (vgl.

10v, Z. 6 von unten, oder „ille“ (vgl. folio 10v, z. 1 von unten) etc. Auch wenn die objektiven Maße des

Graphems dem Standardausmaß des Graphems für „i“ (vgl. folio 8v, Zeile 3 von oben) entsprechen, und insofern

diese Transkription „objektiv“ korrekt ist, plädiere ich für eine Transkription durch „lo“, aus dem einfachen

Grunde, weil „io“ in dem gegebenen Kontext nicht nur keinen Sinn ergibt, sondern auch, weil es die Form

„io“ansonsten in CA nicht gibt. Außerdem gibt es andere Fälle, in denen das Graphem „l“ hinsichtlich seiner

Größe praktisch kaum von dem Graphem für „i“ unterschieden ist, so etwa das „l“ von „la“ in der Passage Et elle

la manquadra, folio 8v, Zeile 8 von unten. Es dürfte sich um einen Flüchtigkeitsfehler des Schreibers handeln. 40

Formelhafte Wendungen, wie sicut dictum est, sind die Textelemente, die als letzte von dem Prozess der

Substitution des latín medieval durch das romance erfaßt werden. So bleiben diese lateinischen Residuen noch in

den ansonsten gesamthaft in romance verfaßten, und um die Mitte des 13. Jhdt. entstandenen Kapitel des „Fuero

de los Ganados“ (ab Kapitel 409 des Fuero de Cáceres) erhalten (vgl. sicut dictum est in CA 466 und 499, sicut

forum est in CA 500 und 504, etc. In Meyer-Hermann 2010 habe ich auf der Basis von 2395 diplomas des 9. bis

13. Jhdt. aus allen Regionen der Iberia die sukzessive Substitution des latín medieval durch das romance

dokumentiert, welche zuerst in dem am wenigsten formelhaften Element des Formulars, dem „Text“ des

Dokumentes stattfindet und in der zeitlichen Abfolge zuletzt die formelhaften Wendungen erfaßt, wie etwa die

invocatio oder das datum.

19

de cada porca. Por porco anal aut

magis Ia octaua de centeno. Et qui

minua habuerit de anno dent ei

media octaua. Et quomodo le uelare

del anno assi ad sua conta.

el quarto de la criazon et sennas

medias ochauas de centeno, et por

los puercos uazios annales o dent

arriba aya senas ochauas de centeno

et sinas quintas morabedi. Et el

puerco que no fuere anal, denly

media ochaua de centeno. Et a

rrazon como los uelare del anno,

assi lo paguen a ssu conta. Et per

quantos perdiere el pastor, peche,

assi como dicho es in alio capitulo.

de cada puerca. Por puerco anal o

mas, un ochava de çenteno. El que

menos ovier de anno, denle media

ochava. E como los velare del anno,

ansi lo paguen a su quenta.

Castelo Bom 137 Cáceres 38841 Coria 138

(ohne Titel)

Alcaldes de germanitate et

andadores colligat sua soldada de

sancto iohanne usque ad festum

sancti michaelis, los arteros quando

los tomaren dent totum suum

directum: et si istud non cogieren de

de sancto iohanne usque ad sanctum

michaelem, non respondeant magis

per ista soldada.

De soldada de alcaldes et

andadores.

Alcaldes dermandad et andadores

coian su soldada desde Sant Ioan

fasta Sancti Micael, et los arteros,

quando los tomaren, denles suo

directo. Et si esto non cogieren

desde San Ioan fasta San Migael,

non les respondan mays por esta

soldada. Todo poblador que fasta

Nauidad uiniere de so derecho a

alcaldes et andadores, et el que

despues Natal uiniere no les de

nada.

[Soldadas de alcaldes de

hermandad].

Alcaldes de hermandad e andadores

cojan sus soldadas de San Juan

hasta la fiesta de San Miguel, e los

arteros, quando los tomaren, den

todo su derecho. Et si esto no

cgieren desde San Juan hasta San

Miguel, non les respondan mas por

esta soldada.

Alfaiates 21 Castelo Bom 32 Cáceres 31 Coria 30 Castelo Rodrigo

II,27

Aldeanus qui casa

habuerit in uilla.

Totus aldeanus qui

casa habuerit in uilla

sedeat uicino, si la

tenuerit populatam

cum filiis aut cum

muliere las duas

partes del anno, et dé

al tercero recabdo

per totas suas postas:

et si hoc non fecerit,

no sit uicinus

Aldeanus qui casa

habuerit.

Totus aldeanus qui

casa habuerit in uilla

sea uicinus, et si la

tenuerit poblada cum

suo homine, et det

media decima in la

collatione ubi fuerit

scriptus, et det al

tercero recabdo per

totas suas postas: et

si sic non fecerit,

non sit uicinus.

Aldeanos.

Tod aldeano que

casa ouier ena uilla

sea uizino si la

touier poblada con

sos omnes, et det el

medio diezmo ena

collation o fuere

uezino, et det a los

mayordomos

recabdo por todos

los derechos de

conceio. Et si ita non

fecerit, no sea

uizino.

De los aldeanos que

ovieren casa en villa.

Todo aldeano que

casa ovier en la villa,

sea vezino si la

tovier poblada con

su ome. E de la

meatad del diezmo

en la collaçion do

fuer escripto, e de al

terçero recado por

todas sus puestas. E

si non lo hizier, non

sea vezino.

Aldeano que casa

ouer en uila.

Todo aldeano que

casa ouere en uila,

seia uizino, sea touer

poblada con sua

moller, e dé al

tercero recabdo por

todas suas postas en

sua collacion; e, si

assi non fezere, non

seia uinzino.

etc.

41

Die unter CB 137, Coria 138 und CA 388 getroffenen Regelungen ist eines der wenigen Kapitel, für die es

kein Äquivalent in Castelo Rodrigo gibt, d.h. es handelt sich um eine Regelung die in Coria I oder Coria II

gegenüber der Vorlage Ciudad Rodrigo II vorgenommen wurde. CA 388 wiederum nimmt Veränderungen

gegenüber der Vorlage in Coria II vor, deren Status durch CB 137 dokumentiert ist, der bis in das romance-

Kapitel von Coria (1531) no. 138 erhalten bleibt.

20

Das Kriterium der “inhaltlichen Unterschiedlichkeit” zwischen CA und

Coria I bzw. Coria II als möglicher auslösender Faktor für die Verwendung des

romance in CA ist allerdings eine bestenfalls approximativ verifizierbare und

operationalisierbare Hypothese, durch die lediglich Tendenzen erfaßt werden

können. Welches Ausmaß an „Unterschiedlichkeit“ den Schreiber von CA zu

einer partiellen oder das gesamte Kapitel betreffenden Redaktion in romance

veranlaßt, läßt sich nicht in eine präzise „Regel“ fassen.

5.3. „Neuigkeit“ eines Kapitels in CA als Grund für die Verwendung

von romance

Wenn CA ein neues Kapitel enthält, d.h. ein Kapitel (Thema), für das in den

Vorlagen Coria I und/oder Coria II kein Äquivalent gibt, besteht eine

hochsignifikative Wahrscheinlichkeit, dass dieses in CA neue Kapitel in

romance redigiert ist.

5.4. Zur Bestimmung der in CA „neuen“ Kapitel?

Nach Aguilera Barchet (1998) enthält Cáceres 27 „capítulos nuevos que no

aparecen en el texto cauriense” (Aguilera Barchet 1998, 171); es sind dies die

CA-Kapitel nos. 5, 40, 67, 68, 124, 139, 154, 191, 195, 248, 249, 265, 332, 334,

335, 336, 337, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 385, 391, 392, 39942

.

Diese Liste, die auf dem Vergleich der in Cáceres-Kapitel mit denen des aus

dem Jahre 1531 stammenden Coria-Textes basiert, ist jedoch unzutreffend, da

sie das Ergebnis eines empirisch-methodologisch verfehlten Ansatzes ist.

Falsch ist dieser Ansatz einfach deshalb, weil die Redaktoren des um 1250

konziperten (erhaltenen) codex des Fuero de Cáceres natürlich auf keinen Fall

den um 1531 entstandenen romance-Text des Fuero de Coria als Vorlage

genutzt haben bzw. haben nutzen können, sondern, wie schon wiederholt

dargelegt, die lateinischen Versionen Coria I und Coria II.

Ob ein Kapitel in Cáceres „neu“ ist, könnte deshalb nur dann zuverlässig

durch eine Bezugnahme auf den erhaltenen romance-Text des Fuero de Coria

(aus dem Jahre 1531) erschlossen werden, wenn Gewißheit darüber bestünde,

dass dieses romance-Manuskript genau die und nur die Kapitel enthält, die auch

bereits in Coria I und II enthalten gewesen sind. Das ist aber, wie ich zeigen

werde, eine unzutreffende Hypothese.

42

So auch Clemente Campos 1998, p. 235.

21

Anders formuliert: ein in CA enthaltenes Kapitel kann methodologisch

korrekt nur dann als gegenüber Coria „neu“ angesehen werden kann, wenn

dieses Kapitel nicht in den Coria-Versionen enthalten gewesen ist, die Cáceres

als Vorlage gedient haben (können). Da alle dem romance-Ms. von 1531

vorangegangene lateinischen und romance Coria-Versionen verschwunden sind,

besteht nur eine indirekte Möglichkeit, die in Coria I und Coria II enthaltenen

Kapitel und deren Inhalte zu rekonstruieren, nämlich durch einen

vergleichenden Blick auf den Fuero de Castelo Bom, der, wie auch Cáceres (vgl.

dazu das Genealogie-Stemma im Anhang), Coria II als Vorlage genutzt hat.

Daraus ist der folgende Gedankengang abzuleiten: Wenn Cáceres ein Kapitel

enthält, das ebenfalls in Castelo Bom enthalten ist, kann, da zwischen Cáceres

und Castelo Bom keine Relation der wechselseitigen Abhängigkeit besteht, mit

einem hohen Maß an Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass dieses

Kapitel auch in Coria I und/oder Coria II enthalten gewesen ist.

Diese Herangehensweise soll am Beispiel des Kapitels 139 von Cáceres

verdeutlicht werden, das Aguilera Barchet (1998, 171) in seiner Liste der in

Cáceres (gegenüber Coria) „neuen“ Kapitel aufführt. Dazu zunächst die

folgende Übersicht der entsprechenden Kapitel-Texte in Castelo Bom und

Cáceres, sowie in Alfaiates und Castelo Rodrigo:

Alfaiates 127 Castelo Bom 130 Cáceres 139 Castelo Rodrigo V,

10[bis]

Quilibet homo qui casa

dederit al alquilé quando

suo plazo uenerit pignoret

pro suo alquilé

qualicumque die uoluerit,

et sine calumpnia, ropa

bestia, in qualicumque

domo inuernerit illum, et

no habeat solturas neque

ferias, et al fiador simili

modo.

Quilibet homo qui casam

dederit al alquilé quando

suo plazo uenerit pignorat

pro suo alquilé,

qualicunque die uoluerit et

sine calumpnia, ropa uel

aliud, in qualicunque

domo inuenerit illum, et

non habeat solturas neque

ferias, et al fiador simili

modo pignoret.

Tod o

mne que casa diere al

alquile, quando so plazo

uiniere, prende per so

alquile sin calompna, qual

dia se quisiere,ropa o

bestia, en qual casa que

quier que le fallare. Et non

aya ferias ni solturas. Et al

fiador desa misma manera

lo prende.

Qual que omne que casa

dere ad alquile, quando

seu plazo uener, prinde

por seu alquile, qual dia

queser, sin calonna; ropa,

bestia o outra cousa

semellable prinde.

Kapitel 139 von Cáceres ist ganz offensichtlich nichts weniger als ein

„neues“, spezifisch für Cáceres konzipiertes Kapitel. Nicht nur finden wir das

entsprechende Kapitel in Castelo Bom (scil. no. 130), einer Kopie von Coria II.

Die entsprechende Regelung befindet sich bereits als Kapitel no. 127 im Fuero

de Alfaiates (no. 127), der eine Kopie von Ciudad Rodrigo I ist43

, dem

43

Vgl dazu das Genealogie-Stemma im Anhang,

22

Ursprungsfuero der FCCC. Das bedeutet, dass Kapitel 139 von Cáceres eines

der Kapitel ist, welche von Anfang an der Entstehung der FCCC in diesen

enthalten ist.

Im Gegensatz zu dem. was durch die o.a. Liste von Aguilera Barchet

(1998) der angeblich in Cáceres „neuen“ Kapitel suggeriert wird, geht es also

bezüglich Kapitel 139 in Cáceres nicht darum, dass es in Cáceres „neu“ wäre,

sondern darum, dass dieses (noch) in Coria II (vielleicht auch Coria III, was

nicht rekonstruierbar ist) vorhandene Kapitel in Coria (1531) nicht mehr

enthalten ist.

Die durch Aguilera Barchet (1998) vorgenommene unzutreffende

Einstufung von Kapiteln als „neu“ in CA betrifft noch eine Reihe weiterer CA-

Kapitel, die allesamt (noch) in den lateinischen Versionen Coria I und/oderCoria

II enthalten gewesen sind, - was auch durch ihre Präsenz in Castelo Bom belegt

wird -, die aber, aus welchen Gründen auch immer, in Coria (1531) nicht mehr

enthalten sind, während Cáceres sie beibehalten hat.

Abgesehen von dem oben dargelegten grundsätzlichen methodologischen

Problem geht es bei der Bestimmung der in CA „neuen“ oder doch nicht

„neuen“ Kapitel um die Präzisierung dessen, was unter einem „neuen“ Kapitel

in CA verstanden werden soll. Dazu das folgende Beispiel:

Castelo Bom 339 Cáceres 331

Alcaldes nec uozeros nec scriuano.

Nullus alcaldes nec uozeros nec scriuano non sedeant

in conta de concilio. Alcaldes de concilio sedeant

usque ad capud anno.

Alcaldes et escriuano.

Los alcaldes de conceio, nin uozeros, ni escriuano non

sean metidos en lecha de conceio.

Cáceres 332

De alcaldes del rey.

Alcaldes del rey entren cadanno con alcaldes de

conceio.

Sowohl in Castelo Bom 339 als auch in Cáceres 331 wird zunächst

geregelt, dass die Amtsinhaber alcaldes de conceio, uozeros und escriuanos

nicht von dem concejo finanziert werden. In Castelo Bom 339 wird zusätzlich

die Amtszeit (scil. ein Jahr) der alcaldes del concejo präzisiert. Cáceres

verschiebt die Regelung der Amtszeit der alcaldes in ein separates Kapitel,

nämlich in das Kapitel no. 332. Nach der Liste von Aguilera Barchet (1998, p.

171)44

gehört no. 332 „Alcaldes del rey“ zu den in CA „neuen“ Kapiteln.

44

So auch Clemente Campos 1998, 235.

23

Ist der entscheidende Grund für die Einstufung von no. 332 in CA

als„neu“ dies, dass es für die darin enthaltene Regelung der Amtszeit kein

entsprechendes, separates Kapitel in Coria gibt? Die Sache als solche, nämlich

Regelung der Amstzeit, wird ja sowohl in Castelo Bom (also auch in Coria I und

Coria II) als auch in Cáceres behandelt. Oder bewertet Aguilera Barchet (1998)

no. 332 von Cáceres deshalb als gegenüber Coria „neu“, weil in CA neben den

auch in Castelo Bom genannten alcaldes de conceio auch (neu) die alcaldes del

rey genannt werden?

Wenn aber inhaltliche Veränderungen in CA gegenüber Coria als

Maßstab für die Einstufung eines CA-Kapitels als (gegenüber Coria) „neu“

angesehen würden, hätte Aguilera Barchet konsequenterweise auch Kapitel no.

331 von Cáceres als „neu“ gegenüber Coria ansehen müssen, denn der Text des

entsprechenden Kapitels no. 339 von Coria (1531) lautet: „Nengunos alcaldes,

nin vozeros, ni escrivano, no sea<n> en quenta de conçejo. Alcaldes de conçejo

sean fasta cabo de aquella petiçion“.

Hier ein weiteres Beispiel, - von vielen möglichen anderen - , des

inhaltlichen Unterschiedes zwischen Cáceres und Coria (1531), das, wenn

inhaltliche Differenz als kriterial für die Einstufung von Cáceres-Kapiteln als

„neu“ (gegenüber Coria) gelten sollte, in die Liste der „neuen“ Cáceres-Kapitel

eingeordnet werden müßte.

Alfaiates Castelo Bom 138 Cáceres 389 Coria 139 Castelo Rodrigo

VIII, 32

In Alfaiates nicht

enthalten

Totus senor qui

tenuerit a castelo

bono non meta manu

in aliquo homine de

castel bono qui ibi

morauerit, foras del

corpo del rei. Et

iudex colligat suas

quintas. Et el

portero suo

portatico colligat. Et

si el rancuram

habuerit de homine

de castel bono,

demande lo per

nostro foro et per

nostra carta cum

suos manposteros et

per iudicium de

nostros alcaldes.

Nengun senor que

touiere a Caceres no

meta mano en uizino

nec en morador de

Caceres que hy

moraren, fueras el

cuerpo del rey. Et si

el ricomne querela

ouiere de algun

omne de Caceres,

demandelo el

mampostero per

nuestro fuero et per

nuestra carta, et per

iudizio de nuestros

alcaldes. Et si

ademas quisiere

passar, el conceio

non le lo consienta

Todo sennor que

tovier a Coria, no

meta mano en

ningund ome de

Coria que y morar,

fueras el cuerpo del

rey. E el juez coja

sus quintas et el

portero su portaje

coja, e si el querella

ovier de algund ome

de Coria, demandel

por nuestra carta con

su manpostero por

juizio de nuestros

alcaldes.

Ningun sennor que

touer Castel

Rodrigo, non meta

mano en ningun

omne de Castel

Rodrigo que hy

morare, foras del

corpo del rey. E iuyz

colla suas quintas, e

el porteyro seu

portalgo. E, si el

sennor rancura ouere

de algun omne de

Castel Rodrigo,

demandelo per nosso

foro e per ossa carta,

con seu

manposteyro, e per

iuyzio de nossos

alkaldes.

Gegenüber Castelo Bom 138 fehlt die Passage Et iudex colligat suas

quintas. Et el portero suo portatico colligat bzw. deren romance-Äquivalent in

24

dem entsprechenden Kapitel 389 von Cáceres. Wie die Tatsache zeigt, dass

Castelo Rodrigo VIII, 32 und Castelo Bom 138 inhaltlich übereinstimmen,

handelt es sich um einen Text, der bereits in Ciudad Rodrigo II45

vorhanden

gewesen ist, der in diesem Fall bis in die romance-Version von Coria in Kapitel

139 erhalten bleibt. Lediglich Cáceres 389 weicht inhaltlich von den übrigen

Mitgliedern der Familie der FCCC ab, und zwar nicht nur durch das Weglassen

der bereits angeführten Passage, sondern außerdem durch die Hinzufügung (am

Ende des Kapitels) der Passage: Et si ademas quisiere passar, el conceio non le

lo consienta. Dass der Redaktor von CA die Hinzufügung der Bekräftigung für

nötig hält, dass auch ein ricomne an Recht und Gesetz gebunden ist, wie es

durch den Fuero de Cáceres fixiert ist, verweist auf ein zur Zeit der Redaktion

von CA offenkundig virulentes Problem der Herrschaftsansprüche über Cáceres.

Sowohl durch die weggelassene als auch durch die keineswegs als marginal

einzustufende, hinzugefügt Passage ist CA 389 inhaltlich „neu“ gegenüber den

Vorlagen in Coria I und/oder Coria II. Dass es sich dabei um eine reflektierte

Neufassung des Kapitels handelt, findet seinen Niederschlag auch darin, dass

CA 389 auch die aus Coria i/II übernommen Textbestandteile nicht in dem

Latein der Vorlage (scil Coria I/II) redigiert, sondern das gesamte Kapitel in

romance verfaßt, und zwar, wie besonders auch der letzte hinzugefügte Satz

zeigt, in einem relativ elaborierten romance (scil. Position des finiten Auxiliars

vor dem Infinitiv46

,Abfolge der klitischen Pronomina le lo, Diphtongierung

consienta, etc.).

Zusammenfassend ist festzuhalten: da CA in einer solchen Vielzahl von

Kapiteln gegenüber Coria mehr oder weniger inhaltlich verschieden ist, -

abgesehen von den Fällen der unterschiedlichen Kapitel-Aufteilung (wie in dem

obigen Beispiel)- , müßte, wenn inhaltliche Differenz zwischen Coria und

Cáceres kriterial wäre - , praktisch die Hälfte aller CA-Kapitel als gegenüber

Coria „neu“ eingestuft werden müßten.

Als in CA „neu“ gegenüber Coria, und zwar Coria I und/oder Coria II

(und nicht gegenüber Coria (1531)), werden daher rationalerweise nur solche

Kapitel eingestuft, in denen in CA ein Tatbestand bzw. eine causa behandelt

wird, für die es in Coria keine Regelung gibt47

.

45

Ciudad Rodrigo II dient sowohl Castelo Rodrigo als auch Coria I als Vorlage (vgl. dazu meinen Vorschlag

eines Genealogie-Stemmas der FCCC im Anhang). 46

Vgl. dazu Meyer-Hermann 2010. 47

Dabei ist, um es noch einmal zu betonen, der methodologisch adäquate Referenzpunkt nicht Coria (1531)

sondern Coria I und/oder Coria II, die Cáceres als Vorlage gedient haben.

25

Das trifft auf das von Auguilera Barchet (1998, p. 171) als „neu“

eingestufte Kapitel no. 332 von Cáceres, wie oben dargestellt, nicht zu48

. Aus

der o.a. Liste (von Aguilera Barchet 1998, p. 171) der vermeintlich in CA

„neuen“ Kapitel müssen dementsprechend die folgenden Nummern gestrichen

werden:

Cáceres 331 (≈ CR VIII, 2) Castelo Bom 339

Alcaldes et escriuano.

Los alcaldes de conceio, nin uozeros, ni escriuano non

sean metidos en lecha de conceio

Alcaldes nec uozeros nec scriuano.

Nullus alcaldes nec uozeros nec scriuano non sedeant

in conta de concilio. Alcaldes de concilio sedeant

usque ad capud anno.

Cáceres 332 (≈ CR VIII, 3, letzter Satz49

)

De alcaldes del rey.

Alcaldes del rey entren cadanno con alcaldes de

conceio.

Cáceres 334 (≈ CR V, 32) Castelo Bom 341

Qui se metier en orden.

Tod omne que se metier en orden de la meatad de so

auer a sos parientes, como si fuesse muerto. Et otrosi,

non meta consigo herencia nenguna.

Freire que se metiere in freiria.

Nullus freire que se metiere on freiria dé la medietate

de suo auer a suos parentes quomodo si fuisset

mortuus: et toto aquele que intrauerit confreire non

meta comsigo herentia ninguna.

Cáceres 335 (≈ CR VIII, 57) Castelo Bom 342

Qui non ouiere equs (sic).

Alcalde que non ouiere cauallo a ffuero non iudge nin

preste so iudizio, sicut scriptum est de sursum.

Qui non habuerit cauallo.

Toto alcalde que non ouier cauallo non iudicet nec

prestet suo iudicio.

Cáceres 336 (≈ Alfaiates 352) Castelo Bom 34350

De uestir loriga.

Tod cauallero que loriga uistiere en ora de cueta en

azeria tome por ella racion, sicut supra scriptum est.

Caualero que loriga uestiere

Toto caualero que lorica bestiere in la coita, ubi fuerint

in almofala aud in azaria, tome pro illa Ia ration. Et si

leuare todas armas, tome doble ration, et isto si fuerint

de C caualeros arriba.

48

Nicht nur in der Sache, sondern auch inhaltlich ist das Kapitel 332 von CA alles andere als „neu“, da sich der

entsprechende Text bereits in Alfaiates no 346 findet: „ Alcaydes de concello sedeant usque ad sancta maria de

fecruarii: alcaydes de rege intret cada anno cum alcaydes de concilio“. Das bedeutet, da Alfaiates eine Kopie von

Ciudad Rodrigo I ist, dem Ursprungsfuero der Familie der FCCC, dass die causa bereits von Anfang an der

Existenz der FCCC in diesen behandelt wurde, jedoch nicht mehr, aus welchen Gründen auch immer, in den

nach Coria II oder Coria III enstandenen Versionen von Coria. 49

Vgl. den letzten Satz von Castelo Rodrigo VIII, 3: „Alcaldes del rey entren cada anno con alkaldes de

concello“. Es handelt sich um einen weiteren Beleg dafür, dass Cáceres I den Text von Coria I als Vorlage

genutzt hat, der seinerseits, ebenso wie Castelo Rodrigo I, Ciudad Rodrigo II als Vorlage genutzt hat. 50

Der Text von Castelo Bom 343 ist nahezu identisch mit dem von Alfaiates 352.

26

Cáceres 337 (≈ CR V, 22) Castelo Bom 344

Qui firmare.

Tod omne que a ffirmar ouiere, et sus firmas alongare,

iure quanto puede saber por uerdad que hy son o dizet,

et enna iura lo meta que testigos fueron daquela

peticion.

Qui habuerit a firmar

Totus homo qui a firmare habuerit et suas firmas

alongare iure, quanto ille potest exquirire, ibi sunt ubi

dicit, et ibi lo mittat in la iura quare testes fuerint de illa

peticione.

Cáceres 344 (≈CR IV, 21) Castelo Bom 352

Qui ouier su mulier enferma.

Tod omne que su mulier ouier enferma, o su caballo,

non uaya en fonsado ni en apellido si firmar pudiere

con III uizinos, tam in uilla quam in aldeas. Et non

peche fonssadera ni apellido.

Qui sua mulier habuerit infir... [sic].

Totus homo qui sua mulier habuerit infirma aud suo

cauallo non uadat in fonsado, si potuerit firmare cum

III uicinos et aldeano cum aldeanos, et non pectent

fonsadera nec apelido.

Cáceres 345 ( ≈ CR III, 61) Castelo Bom 353

(Qui desafiare a otro)51

Tod omne que a otro desafiar, con parientes de mays

acerca desafie.

Qui desafidiare ad alium.

Totus homo qui ad alium habuerit a desafidiare cum

parentes de magis circa desafidie.

Cáceres 346 (≈ CR VII, 12) Castelo Bom 354

Qui enprestare bestia.

Todo omne qui su bestia enprestare a otro, o la leuare

ad alquile, et mas luene la leuare daquelo que pusiere

con so dueno, dela duplada con IIIIor

morabedis al

duenno de la bestie. Tod omne qui bestia leuare ad

alquile, et le muriere, firmelo con III uizinos, tales

como el dueno de la bestia, quel murio de so mal, et

non peche nada. Et las firmas respondan a repto. Et si

firmas non ouiere, saluese con IIIIor

si(bi) Vo. Et entre

lide et iura, qual quisiere el quereloso. Et esto por

bestia de X morabedis o dend arriba. Et dent aiuso, assi

como fuero es.

Qui sua bestia enprestare ad alium

Totus homo qui sua bestia enprestare ad alium aut

leuauerit ad alquilé et magis longe eam leauerit de illo

qui dixerit dé la duplada cum IIII morabitinos domno

bestie. Toto homine qui bestia leauerit ad alquilé e la

perdiderit aut morierit firme lo cum III tales uicinos

tales quomodo dompnus de bestia et respondan a repto.

Et si firmas non habuerit, iure cum III et ille V.o: Et

inter lide et iura quale uoluerit el quereloso, et isto por

bestia de X morabitinos arriba, et deinde a iuso

quomodo est foro.

Cáceres 347 (≈ CR VII, 13) Castelo Bom 355

Qui bestia leuar a medias.

Tod omne qui bestia leuare a medias et dixerit:

„furtaron ea mihi“ o „perdidi ea“, firme con III uizinos

al uizino, al morador con moradores. Et si fuere la

bestia de X morabedis , recuda a repto. Sin autem,

saluese con IIII et el Vo, que la gardaua assi como si

misma sua fuesse, et de la meatad de quanto ualiere la

bestia en auer a domino bestie.

Qui bestia leuare a medias.

Totus homo qui bestia leuare ad medias et dixerit –

furtaron eam mihi aud perdi la – firme lo cum III tales

quomodo dompnus de bestia est: et si habuerit porque,

recuda a repto, sin autem iuret cum IIII et ille V.o et dé

la medietate de quanto ualiere la bestia in auer ad

dompnus de bestia.

51

Im CA-Codex ohne Überschrift. Aufgrund des Textes von Usagre durch die Editorin García Oliva eingefügt.

27

Cáceres 348 (≈CR VI, 30) Castelo Bom 356

Los menesteriales.

Todo menestral que demandare meryenda per labor que

faga pectet I morabedi a los alcaldes, si firmare

potuerint, aut saluese cum I uicino.

Toto menestral que demandare merienda.

Toto menestral que demandare merenda por labor que

habeat ad fazer pectet I morabitinum ad alcaldes, si

firmare ei potuerit, aut iuret cum I uicino.

Castelo Bom Cáceres52 Coria Castelo Rodrigo

no. 140: De manpostero.

Non aia manpostero qui

tenuerit la honor

no 392: Mampostero.

Non aya mampostero otro

omne en Caceres sinon el

obispo et qui touiere la

honor del rey.

no. 391:

Qui fuerit manpostero de

fratres.

Totus homo que

manpostero fuerit de

fratres nec de episcopo

nec de senior de uilla non

habeat altero portello

usque laxet la

manposteria.

no. 326:

De mampostero.

Tod omne que fuere

mampostero non sea mays

de I anno, et non tome

otro portiello. Et si otro

portiello touier, exca por

aleuoso et derribenle las

casas, si el conceio ge lo

non mandare. Et el obispo

de mampostero por si, et

per sos omnes et per todas

suas cosas que ouier en

Caceres.

no. 379:

Qui fuer manpostero.

Todo ome que manpostero

[fuer] de frailes, ni de

obispo, ni de sennor de

villa, non aya otro

portiello fasta que dexe la

manposteria.

no. VIII, 39:

Ma[n]postero.

Ningun omne qui fore

manpostero, non seia mas

de .I. anno; e non aia otro

portelo; e si outro portelo

ouer, ixca por aleyuoso de

concello e derribenle las

casas, si non queser

dimitir la manposteria. E

obispo dé manpostero por

si e por seus canoligos.

Zusammenfassend ist festzuhalten: aus der von Aguilera Barchet (1998,

171f.) propagierten Liste der angeblich 27 in Cáceres „neuen“ Kapitel sind

zumindest die 12 Kapitel zu streichen, für die ich oben Äquivalenzen in Castelo

Bom ausfindig gemacht habe, nämlich die Nummern 139, 332,

334,335,336,337, 344,345,346,347,348 und 39253

.

52

Für CA 392 hat es offensichtlich, wie CB 140 belegt, eine Vorlage in Coria I gegeben. Allerdings ist der in CB

140 erhaltene Text apokryph bzw. rudimentär oder unvollständig. Das Ms. des erhaltenen Codex von Castelo

Bom ist Ende des 13. Bzw. Anfang des 14. Jhdts. entstanden. Wahrscheinlich ist der apokryphe Charakter von

CB 140 auf Nachlässigkeiten bzw. Unaufmerksamkeiten des/der Kopisten zwischen der Enstehung von Castelo

Bom I und Castelo Bom III zurückzuführen, was bedeutet dass Castelo Bom III nicht zwangsläufig wörtlich den

Text von Coria I wiedergibt. Cáceres 392 dürfte daher dem Text entsprechen, den Cáceres I in der Vorlage Coria

I gefunden hat. 53

Clemente Campos (1998, 234f.) hat als Gegenstück zu der oben ausführlich besprochenen Liste der

„adiciones“ eine Liste der „omisiones“ geliefert, d.h. derjenigen 21 Kapitel „que integran el Fuero de Coria (…)

que no pasan al Fuero de Cáceres“ (234), nämlich die Kapitel no. 71, 119, 143, 180, 210, 268, 273, 311, 312,

321, 380, 387, 391, 392, 395, 396, 397, 398, 399, 401, 402. Auch diese Liste bedarf einiger Korrekturen und

Präzisierungen. Der Inhalt des Coria-Kapitels no. 180 „A qui morier cavallo“ (scil. „A qui morier cavallo, sea

escusado por un anno de cavallo, e respondanlle“) ist keineswegs in Cáceres “omotido”, sondern als letzter Satz

in das Kapitel no 182 von Cáceres integriert: “Et a quien cauallo muiriere, sea escusado per un anno de cauallo et

respondanle” (cf. El Fuero de Cáceres 1998, p. 73). Auch das Coria-Kapitel no. 321 („scil. Los alcaldes e los

vozeros non hagan en un corral ni viernes ni sabado, si no fuere por razonar sus vozeros“, vgl. Coria, p. 90) kann

nicht unter die “omisiones” (in Cáceres) subsumiert werden, da die Sache als solche sehr wohl in Cáceres no.

333, wenn auch von Coria unterschieden, geregelt wird: „Et non fagan [los alcaldes, MH] corral fuera ende

uiernes per los iuizios de la uilla iudgar, et el sabado por los desafiados, et a lunes sus calonnas.“ (cf. El Fuero de

28

Wenn nach dem vorstehend Ausgeführten als im Fuero de Cáceres

„neues“ Kapitel ein solches definiert wird, welches eine Sache behandelt, die in

keinem der FCCC behandelt wird, die als Vorlage für Cáceres gedient haben

könnten, kann die Liste der neuen CA-Kapitel wie folgt bestimmt werden: 5,

40, 67, 68, 124, 154, 191, 195, 248, 249, 265, 343, 349, 385, 391, 399.

Die oben formulierte Hypothese, dass im Fuero de Cáceres „neue“ Kapitel

tendentiell eher in romance als in einer Varietät des latín medieval redigiert

sind, wird durch die von mir soeben fixierte Liste der neuen CA-Kapitel

gestützt. Keines dieser Kapitel ist gesamthaft oder überwiegend in latín

medieval verfaßt. Die Kapitel 40, 68, 154, 191, 195, 248, 265, 349, 385 und

391sind ausschließlich in romance verfaßt, so No. 40: Qui firiere o messare a

uezino, qual ferida el diere, tal espere en conceio si liuores non fiziere, oder No.

68: Uidua que talamo fiziere peche VI morabedis, III a los alcaldes et III al

conceio, oder No. 154: Tod omne que molinero fuere a ffuero, o ortolano, o

pastor, o iugero, o colmeno, uassallo aieno, sea excusado de pecho et de

fazendera, etc. Die Kapitel 5, 67, 124, 249 und 343, die überwiegend in

romance redigiert sind, enthalten einzelne, vor allem formelhafte lateinische

Elemente, so etwa No. 5: sint periuratis, in No 124: si probare eis potuerint (…)

sin autem, saluese unusquisque sibi Vo, in No. 249: sit illis in periurio, sowie in

No. 343: et si aliter fecerint, etc.

Die residuale Verwendung lateinischer Elemente, inbesondere

formelhafter Natur, innerhalb eines prädominant in romance redigierten Textes

ist ein typisches Phänomen der Übergangsphase der sukzessiven

Romanisierung. Derartige lateinische Residuen finden sich sogar noch in dem zu

Zeiten des Alfonso X, des Weisen, d.h. nach 1252 neu konzipierten „Fuero de

los Ganados“ des Fuero de Cáceres, so beispielsweise in CA-No. 413: Et si hoc

fecerit, pectetlo el senor“, in CA-No. 414: pectet III morabdis domino suo (…)

pectet X morabedis domino ganati, in CA-No. 427: unusquisque pectet XX

morabedis militibus, in CA-No. 428: pectet IIII morabedis militibus, in CA-No.

439: como dicit ut supra, si potuerit ei firmare. Sin autem saluese sicut forum

est, in CA-No. 466: et si firmar non pudier, pectet sicut dictum est, etc.

Über die Beantwortung der Frage hinausgehend, welche (im Vergleich zu

den übrigen FCCC) neuen gesetzlichen Regelungen der Fuero de Cáceres

Cáceres 1998, 93). Inhaltliche Unterschiedlichkeit von Cáceres im Vergleich mit Coria kann aber, wie schon in

Bezug auf die Liste der (vermeintlichen) “adiciones“ dargelegt, kein Kriterium für „omisión“ sein.

29

enthält, stellt sich nun die umfassendere Frage danach, aufgrund welcher

Vorlagen der Ursprungs-Fuero Ciudad Rodrigo I konzipiert wurde, und welche

externen legislativen Einflüsse für die sukzessiven Modifikationen und

Überarbeitungen der FCCC veranwortlich sein können.

6. Die FCCC im Kontext der rechtsgeschichtlichen Entwicklung auf

der Iberia54

6.1. Einleitung

Es ist klar, dass die Fueros de Coria Cima-Coa (=FCCC) keine Creationen

ex nihilo sein können, sondern dass sie, - trotz der gravierenden Cäsur durch das

Ende des westgotischen Reiches nach die maurischen Invasion (in 711) -, das

Ergebnis einer rechtsgeschichtlichen Tradition und Entwicklung sind, die bis in

die Zeit des römischen Rechts zurückreicht55

.

Clemente Campos (1998) hat die bisher vernachlässigte Frage

aufgeworfen, ob und inwieweit die von Ciudad Rodrigo ausgehenden FCCC

isoliert von Einflüssen außerhalb des leonesischen Königreichs konzipiert

wurden , bzw. ob und inwieweit von außerhalb kommende Rechtsinstitute, etwa

aus der kastilisch-aragonesischen Familie der Fueros de Cuenca56

, Eingang in

die FCCC gehabt haben könnten57

.

Die von 1157 bis 1230 dauernde Trennung der beiden Königreiche León

und Castilla, fällt mit der Phase zusammen, während der die ersten „fueros

extensos“ der beiden Königreiche konzediert wurden. Der „tradición foral

leonesa y más concretamente (…) la familia foral llamada de Coria Cima-Cora”

(Clemente Campos 1998, 247)58

steht die „tradición foral (…) castellano-

54

Vgl dazu auch Bartolomé Pérez 2010. 55

Zu detaillierten Darstellungen dieser Geschichte vgl. etwa García-Gallo (1982), Tomás y Valiente (1983),

Montanos Ferrin / Sánchez-Arcilla Bernal (1988). Zur Präsenz des derecho común (scil. ius commune) im Fuero

de Cuenca vgl. die profunde Untersuchung von Pérez Martínez (1996).

56 Cf. Barrero García / Alonso Martín (1989, 546-548). 57

Für wertvolle Hinweise zum Thema Beziehung zwischen der „tradición foral leonesa“ (scil. FCCC) und der

“tradición foral castellano-aragonesa“ (scil. Familia de Fueros de Cuenca) danke ich José Pedro Arroyal

Espigares (Universidad de Málaga), ebenso wie António Pérez Martínez (Universidad de Murcia) für seine

umfassenden Information zum Thema Rezeption des „ius commune“ in Castilla. 58

Ciudad Rodrigo I dürfte zwischen 1190 und 1208 entstanden sein. Vgl. dazu das Stemma der Genealogie der

FCCC im Anhang.

30

aragonesa“ gegenüber, „cuyos máximos exponentes son el Fuero de Cuenca y el

de Teruel“ (ibidem) 59

.

6.2. Sind die Fueros de Coria Cima-Coa durch die „tradición foral

castellano-aragonesa“, insbesondere die Fueros de Cuenca beeinflußt?

Nach Clemente Campos (1998) gibt es Indizien dafür, dass „el mapa foral

descrito sin embargo no fue estanco en la práctica, (…) el propio FCa es un caso

claro de permeabilidad, en la medida en que este texto foral (…) acoge

preceptos que proceden de otras tradiciones.”(247). Als Beleg führt die Autorin

eine Reihe von CA-Kapiteln an, welche Kapiteln in den zur Cuenca-Familie

gehörenden fueros von Plasencia und Béjar entsprechen, u.a. Cáceres (CA) 182

und Plasencia (PL) 734; CA 232 und PL 178, CA 470 und PL 290, CA 88 und

PL 6, CA 67 und PL 634, etc60

.

Dabei ist allerdings der Begriff der „Entsprechung“ (scil.

„correspondencia“, Clemente Campos 1998, 246) insofern relativ zu

interpretieren, als es sich in den von Clemente Campos angeführten Fällen nicht

um wörtliche Identität der entsprechenden Kapitel handelt, wie die nachfolgend

angeführten Textbeispiele belegen:

Cáceres 18261 Plasencia 734

62

De comprar cauallo De tener cauallo a fuero.

Tod omne que ualia ouiere de CL morabedis, fueras

sus uestidos del et de su mugier, et non ouiere cauallo,

non tome portiello nil responda nadi, et responda, et

responda el a todos. Et si dixiere: “non e ualia”, iure

con IIIIor

quatro. Et aquel que sel echare tras cauallo

meta la uerdad que lo non faze per otra escatima sinon

perque sabe que a ualia de caualo. Et si dixerit: “caualo

e a ffuero”, iure con IIIIor

, et sin arte. Et qui ouier ualia

de CCCos

morabedis faga fonsado por cauallero, et el

peon faga fonsado del XLa morabedis. (…)

A esto se abiene el conçeio de Plazencia, por

aprouechar los caualleros que Dios los aprouesca

siempre, amen. Que ouiere ualia de CC mrs. que

compre cauallo et lo tenga a fuero, et si lo non touiere

por quanto tuerto le fizier nadi no’l responda. Et él

responda a todos saluo por muerte de omne et por

mugier forçada, que mandamos que respondan, et si

despues que el cauallo comprare quisiere demandar el

tuerto que’l fizieren mientre cauallo auie, no’l responda

por ello.”

59 Die erste Version des lateinischen Forum Conche wurde durch Alfonso VIII de Castilla 1189 oder 1190

konzediert. Das Manuskript des Códice Escurialense Q. III, welches der Edition von Ureña (1935)

zugrundeliegt, ist 1249 oder 1250 entstanden. Ureña betrachtet diesen Text als die „forma sistemática“ des

Forum Conche; den Códex Parisiensis, ein Ende des 14. Jahrhunderts entstandenes Manuskript, bezeichnet

Ureña als die „forma primordial“ des Forum Conche, „porque entiende que refleja la redacción más antigua

conocida del fuero de Cuenca“ (Pedro José Arroyal Espigares, e-mail 03.06.2012).

60 Vgl. Clemente Campos 1998, 248f. 61

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 72f. 62

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 166.

31

Cáceres 23263 Plasencia 178

64

232. De reuelar pennos 178. Ley Va

Tod omne que penos reuelare en uilla o en aldea, el

andador de conceio prende por II morabedis per mandado

dalcaldes, I al quereloso et otro castiello. Et si al andador

reuelaren penos, el andador diga a los otros que hy fueren

ut adiuuent eum. Et qui illum noluerint adiuuare pectet

unusquisque singulos morabedis al castiello, o iure cada

uno con i uizino que ge lo non dixo. Et qui reuelare penos

a los alcaldes o a los VI peche IIII morabedis, I al

quereloso et III al castielo. Sin autem, saluese sibi Vo.

El andador con mandado de alcalde prendare de la prenda

al querelloso, et el querelloso dé fiador que tenga la

prenda manifiesta, et aquel que la prenda reçibiere sea

otor al andador del prendamiento, si mester fuere. Et si el

andador esto non fizi et la prenda fuere traspuesta, o'l

prendare o'l malmetiere, doble la pena al querelloso et

peche I mr. a los alcaldes.

Cáceres 8865 Plasencia 6

66

88. A qui remanserit filio 6. De heredar el fijo

Tod omne a qui fijo orphano remanserit, et uixerit VIIII

dies et postea morierit, pater aut mater, qui remanserit,

herede su bona, pos que muerto es. Et de mobile faciat

quod uoluerit, e la raiz exfructet eam in uita sua, et

depues de su muerte torne herencia a erencia. Et si tomare

uina cauela, et escauela, podela et binela cadanno. Et si

tomare acena, o molino, o otra heredad, tengalo con tali

labore comol pertenez et defructet illam. Et si ita non

fecerit, dimittat illam quibus pertinet. Et herencia de

parentesco non se pare tras anno.

En el sesto logar otorgo que el fijo herede la buena del

padre et de la madre, assi de mueble como de rayz, et el

padre e lla madre la buena del fijo de mueble. Este fuero

otorgo a legos et a clerigos et a todas naturas. Fijo que IX

dias uiuiere, padre o madre que sobre'el uisquiere herede

el mueble que al fijo pertenescie, mueble dezimos, por lo

que ganaron desso una, todo lo al mueble et rayz sea rayz

de patrimonio.

etc.

Zutreffend ist, dass in den oben gegenübergestellten Kapiteln aus Cáceres

und Plasencia im Kern die gleiche Sache thematisiert wird; allerdings kann von

einer identischen Behandlung der Sache keine Rede sein, geschweige denn von

einer wörtlichen (inhaltlichen) Identität der Texte.

Wenn diese Form der „Entsprechung“ als Kriterium für die eventuelle

Beinflussung der FCCC durch die FC (scil. Fueros de Cuenca) genommen

würde, müßte die Liste der Kapitel, in denen Cáceres und Plasencia auf diese

Weise einander„entsprechen“, durch eine Vielzahl von Beispielen erweitert

werden. Dazu nur zwei Beispiele, die bei Clemente Campos (1998) nicht

genannt werden67

:

63

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 80. 64

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 88. 65

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 58. 66

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 68 67

Vgl. etwa auch Cáceres 3 („De aurifices“), 4 („De piscator“), 5 („Qui inuenerit estraneo uizino in nostro

termino“ („El Fuero de Cáceres 1998, p. 46) und Forum Conche, Primum Capitulum, .i. rubrica (“De eo qui in

termino Conche uenatus fuerit [aut ligna seccauerit]”) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 114-116); Cáceres

125 („De banno“) („El Fuero de Cáceres 1998, 64) und Forum Conche, II. Capitulum, .xxxij. rubrica („De

balneo, et testimonjo mulierem“) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 156-158); Cáceres 107 (“Qui dano

fecerit in messe” (“El Fuero de Cáceres 1998, 61) und Forum Conche, V. Capitulum, .i. rubrica. (“De cauto

ortorum, et de custodia eorum”) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 194-196), etc. Vgl. außerdem die

32

Cáceres 18668

Plasencia 7469

186. Nonbre uedado 74. Titulo de los denuestos et de las desondras.

Que dixiere a otro cornudo, o fududinculo, o gafo, o

iudio, o traidor, o a mugier puta, o zeguladera, o gaffa,

peche quereloso V morabedis. Et si negare, saluese con

IIIIor

et el quinto. Et si iurare noluerit, pectet.

Todo omne que a otro dixiere aleuoso o traydor o gafo,

o falso, et prouar non pudiere, peche X mrs. Et iure que

non lo sabe en él. Si iura [sic] non quisiere sala por

enemigo. Qui a otro dixiere fodido o fijo de fodido

peche X mrs., si prouar pudiere, et demas, iure con tres

uezinos que aquellos nombres non son en él, et si iurar

non quisiere exca por enemigo, si lo negare et a él non

lo pudiere firmar, iure con tres uezinos et sea creydo

que non lo dixo.

Cáceres 18770 Plasencia 96

71

187. Desmentir a otro. [74. Titulo de los denuestos et de las desondras] 96.

Ley XXIIIa

Qui dixiere a otro: „mentira iurasti“, o „mentira

firmesti“, o „mentirosa uerdad diste“, sino aquel que

deue reptar, pectet IIII morabedis al quereloso, si

potuerit ei firmare, et fagalo uerdadero. Et si non

quisiere fazerlo uerdadero, meta bestias al fuero fasta

que lo faga uerdadero, et quantas bestias non metiere,

tantos morabedis pectet quereloso. Sin autem, saluese

con III et el quarto.

Todo omne que aquel que iurare delant alcaldes o

delate fieles dixiere „mentira iureste“, peche I mr. et

desdigalo, et si lo non quisiere desdezir peche X mrs.

Todos iuradores sean creydos et sin ripto, fueras los

que iuraren por heredat que dizen que las firmas son

muertas, estos tales respondan a riepto et esto sea por

heredat que uala de IIIImrs. ariba.

etc.

Dass in den FCCC und in den zur Familie der Fueros de Cuenca (=FC)

gehörenden fueros gleiche „Sachen“ thematisiert bzw. geregelt werden, ist

jedoch, unmittelbar einsichtig, kein schlüssiger und hinreichender Beweis dafür,

dass die FCCC durch die FC „inspiriert“ oder „beinflusst“ wurden, liegt es doch

in der Natur der auf Grundstrukturen menschlichen Handelns bezogenen

Rechtssysteme aller Zeiten, dass in allen diesen Rechtssystemen bestimmte

Delikte behandelt werden (müssen).

Sowohl die „tradición foral leonesa“ als auch die „tradición castellano-

aragonesa“ sind natürlich nicht ex nihilo, sui generis und ad hoc separat

entstandene Rechtssysteme, sondern sie basieren auf einer für die christlichen

Königreiche der Iberia weitgehend identischen, gemeinsamen Rechtstradition,

vor allem der Rezeption des römischen Rechts (scil. ius commune), u.a.

Untersuchung zur “Cuestión islámica en el Fuero de Cáceres“, in der Monterde García (2010) eine ganze Reihe

von Cáceres-Kapiteln anführt, die bezüglich der Behandlung der Mauren ähnliche Regelungen vorsehen wie

etwa der Fuero de Plasencia. 68

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 73. 69

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 77. 70

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 73. 71

VGL.El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 79.

33

materialisert in dem aus westgotischer Zeit stammenden Forum iudiciorum,

etc.72

.

6.3. Zu den Rechtsquellen der FCCC (und der Fueros de Cuenca).

Letztlich wäre deshalb die weiter reichende Frage zu klären, inwieweit die

beiden erwähnten tradiciones forales bei der Entwicklung ihrer Rechtssysteme

(in Gestalt der ab dem 12. Jahrhundert redigierten fueros extensos) unabhängig

voneinander auf identische Rechtsquellen zurückgreifen, etwa, um nur ein

Beispiel zu nennen, den Forum iudiciorum. Dann wären die oben

angesprochenen Entsprechungen möglicherweise in letzter Instanz nicht als

„Inspiration“ der FCCC durch die Fueros de Cuenca zu erklären, sondern als

Ergebnis der Nutzung identischer Rechtsquellen73

, usw.

In Bezug auf die Frage, ob und in welchem Maße die tradición foral

leonesa (in Gestalt der FCCC), insbesondere der Fuero de Cáceres, durch die

tradición foral castellano-aragonesa (in Gestalt der FC) beeinflusst wurde, ist

der Vergleich von Cáceres mit den Fueros de Plasencia und Bejár daher

jedenfalls nur von begrenzter Aussagekraft, nicht zuletzt aus dem einfachen

Grund, weil der erhaltene Text des Fuero de Plasencia erst gegen Ende des 13.

Jahrhunderts entstanden ist74

. Cáceres müßte daher mit einem Text aus der

Familie der FC verglichen werden, der bereits zum Zeitpunkt der Konzession

72 Die einschlägige Forschung hat wiederholt, zuletzt durch die profunden Untersuchungen von Miceli (vgl.

2012), zuvor bereits vor allem durch Orlandis (1962), García-Gallo (1977) und Iglesia Ferreirós (1977) darauf

hingewiesen, dass der Liber (scil. Forum Iudiciorum) auf der einen Seite in León (und Asturias), auf der anderen

in der ehemaligen Septimania, d.h. vor allem Cataluña, aber eben nicht Castilla seine Gültigkeit behielt.

73 Zu der Frage der Eigenständigkeit der Entwicklung des leonesischen Rechtssystems vgl. Aguilera Barchet

1998, 164, sowie Fn. 151, p.188, der sich auch mit der von Martín Martín 1982 vertretenen These kritisch

auseinandersetzt, wonach die Fueros de Coria, Cáceres und Usagre „el último eslabón de una cadena foral“

wären, „cuya cabeza serían los fueros leoneses de Salamanca y Ledesma“ (Aguilera Barchet 1998, 164). Die

Untersuchungen von Barrero García (1982) sprechen für die These „de que el derecho local de Extremadura leonesa siguió unos cauces propios aunque siempre dentro del marco general característico de un derecho de

frontera“ (Aguilera Barchet 1988, 188, Fn. 151 ). 74

Hinsichtlich des stemma codicum der zur Familie der Fueros de Cuenca gerechneten Gesetzestexte

repräsentiert die Untersuchung von Arroyal Espigares / Martín Palma (1992) den status quaestionis. Danach hat

Alfonso VIII de Castilla am 8. März 1189 das Gründungsprivileg für Plasencia erlassen, das am 15. August 1221

durch Fernando III bestätigt wird. „En la fecha muy cercana a la concesión del Privilegio“ (33) konzediert

Alfonso VIII Plasencia einen [lateinischen] fuero, dessen erste 38 Kapitel u.a. in der romance-Version des Fuero

de Plasencia enthalten sind. Arroyal Espigares / Martín Palma (1992) zufolge hat danach ein längerer Prozess der

„creación de Derecho“ eingesetzt, „en primer lugar con la adopción de un extenso conjunto de normas

estrechamente emparentadas con el Derecho de Cuenca, aún con importantísimas particularidades y, en segundo

lugar, con acuerdos del propio concejo ampliando, reformando o interpretando ese conjunto de normas“ (33).

Der Fuero de Plasencia, der nur einem einzigen, um 1300 redigierten Codex erhalten ist, reflektiert „la situación

jurídica de esta ciudad en los años inmediatos al 1300“ (35).

34

von Cáceres I, nämlich 1229/1230, d.h. vor dem Ende der Unabhängigkeit von

León vorgelegen hat75

.

Tatsächlich gibt es Indizien dafür, dass Redaktoren der FCCC eine

lateinische Version des Textes des Fuero de Cuenca (scil. Forum Conche)

bekannt gewesen sein könnte bzw. dass sie Regelungen, die in der „tradición

foral castellano-aragonesa“ enthalten sind, rezipiert haben könnten.

Diese Hypothese soll an dem Kapitel 382 „Ad exterminandum“ des Fuero

de Cáceres verdeutlicht werden. Vgl. dazu die Synopse der entsprechenden

Kapitel in Alfaiates, Forum Conche, Coria, Castelo Bom, Cáceres und Castelo

Rodrigo:

Alfaiates 7976 Forum Conche

77 Coria 38278 Castelo Bom

39479

Cáceres 38280 Castelo Rodrigo

V, 1381

Totus homo qui

hereditatem II. Capitulum [De

stabilimento

hereditatum]

[De omes que

fueren a

determinar

heredade]

Ad

desterminandum Ad

exterminandum De esterminar

heredat.

Totus homo qui

hereditatem

demandauerit

unus ad alterum

ante alcalde

uadant

exterminare per

mandatum

dalcalde cum

suis fieles altera

die exida de

missa

matutinal, et

ueniant tercia

die ante los

alcaldes, et ille

qui non fuerit

ad exterminare

cum suo fiel al

plazo quomodo

tenuerit

iudicato de

.xiij. Quod

querimoniosus

[applacitet suum

aduersarium, ut in

texto scriptum

est].

Siquis in

hereditate, quam

suam esse putat,

aliquem uiderit

laborantem, non

intret super illum,

immo pignoret

eum cotidie,

donec ueniat cum

eo ante alcaldes

adiuratos, uel

facticios: et isti

alcaldes dent eis

pro iudicio, ut

uadant ad

desterminandum

Quando

algunos omes

fueren a

terminar,

vengan los unos

e los otros ante

los alcaldes, e

estos alcaldes

denles por

juizio que

vayan a

determinar

aquella

heredade, otrosi

delles plazo

asennalado

fasta en terçer

dia a la puerta

de la iglesia a

que vengan

anbos, e y

escojan dos

Quando homines

fuerint ad

terminandum

ueniant cum eo

ante alcaldes et

isti alcaldes dent

eis pro iudicio ut

uadant ad

desterminandum

hereditatem

illam: dent eis

etiam notum

placidum in

tercium diem ad

portam eclesie ad

quem ambos

conueniant et ibi

eligant duos

uicinos

desterminatores,

et qui ad placitum

non uenerit pectet

Quando homines

fuerint ad

terminandum

hereditatem

ueniant cum eo

ante alcaldes, et

isti alcaldes dent

eis pro iudicio ut

uadant ad

esterminandum

hereditatem

illam.

Dent eis etiam

notum placidum

in tercium diem

ad portam

ecclesie ad quem

ambos

conueniant, et ibi

eligant II uicinos

desterminatores.

Quando omnes

foren a

determinar

heredat, uengan

con seu fiel ante

alkaldes; e estos

alkaldes denles

por iuyzio que

uayan a

determinar

aquela heredat e

denles plazo

connoscido en

tercer dia a porta

de eglexa, a que

anbos uengan; e

y elleyxa[n] .II.

uizinos

determinadores;

e qui al plazo

non uener, peyte

a seu auerssario

75

Mit dem Ende der Unabhängigkeit des Königreichs León (in 1230) waren die institutionellen Voraussetzungen

für die Entwicklung eines separaten leonesischen Rechtssystems hinfällig geworden. Es ist nur natürlich, dass

Fernando III nach der Vereinigung der Königreiche León und Castilla (in 1230) bestrebt war, die Rechtssysteme

innerhalb seines Herrschaftsbereiches zu homogenisieren (Vgl. Dazu auch Aguilera Barchet 1998, 160-161.). 76

Cf. PMH, Leges et consuetudines V, 1, fasc. 5, p. 799 77

Cf. Ureña 1935, p. 142-144. 78

Cf. Maldonado 1949, p. 102. 79

Cf. PMH, Leges et consuetudines V, 1, fasc. 5, p. 788. 80

Cf. „El Fuero de Cáceres” 1998, p. 98. 81

Cf. Cintra 1959, p. 72.

35

alcalde pectet

medios

morabitinos suo

contemptori, et

pendre ille qui

tenuerit pignos

por el medios

morabitinos

logu sine

calumpnia, et

ille qui non

uenerit

postquam fuerit

exterminare

ante alcalde

cum suo fiel

mittat bestias

toto al foro, et

quantas bestias

non miserit

tantos

morabitinos

pectet usque

ueniat ad

directum.

hereditatem illam.

Dent eis etiam

placitum notum in

tercium diem ad

portam ec[c]lesie

ad quem ambo

conueniant, et ibi

eligant duos

uicinos

disterminatores,

et qui ad placitum

non uenerit,

pectet suo

aduersario

quinque solidos.

.xiiij. Qualiter

hereditas sit

desterminanda.

Cum ad

[d]esterminandum

hereditatem

uentum fuerit,

querimoniosus

disterminet eam

totam pede

circu[m]eundo:

deinde si

laborator

hereditatis eam

statim inibi

reliquerit,

querimoniosus

intret hereditatem

sine calumpnia.

Statim inibi

dicimus, quia si

postea alibi eam

relinquerit, non

ualeat, set amittat

radicem, et

cautum decem

aureorum.

.xv. De eo qui

coram

desterminatoribus

[hereditatem]

deffenderit.

Si laborator eam

defenderit coram

illis

disterminatoribus,

applacitet illum

querimoniosus ad

primam diern

ueneris ad curiam

alcaldum, et ibi

habeat uterque

vezinos

terminadores, e

qui al plazo non

venier, peche a

su aversario

çinco sueldos.

Mas como

determinar la

heredade fueron

venidos, el

querelloso

determinela

toda, andandola

a rededor.

Despues, si el

labrador de la

heredade la

dexar, el

querelloso entre

la heredad sin

calonna. Otrosi,

si el labrador la

defendiere

delante aquellos

determinadores,

aplazelo el

querelloso poral

primer viernes a

Coria, por antel

alcalde, e y aya

cada uno su

fuero e su

derecho. E si

alguno de

aquellos

adversarios non

venier al plazo,

ho si venier e

fuer vençido,

dexe la

heredade con

calonna de seis

maravedis. Mas

si estos

adversarios

fueren

aldeanos, el

querelloso

aplaze su

adversario a

terçer dia a la

puerta del

alcalde, e el

alcalde delles

por juizio que

vayan a

determinar,

suo aduersario v

solidos: cum uero

ad

desterminandum

uentum fuerit

querimoniosus

disterminet eam

totam rede

circumeundo.

Deinde si

laborator

hereditatis eam

relinquerit,

querimoniosus

intret hereditatem

sine calumpnia.

Si autem

laborator

defenderit coram

illis

disterminatoribus,

aplacitet illum

querimoniosus ad

primam diem

ueneris ad curiam

alcaldum et ibi

habeat uterque

forum: et siquis

aduersariorum

illorum ad

placitum non

uenerit, uel etiam

si uenerit et in

causa conuictus

fuerit, relincat

hereditatem cum

calumpnia vi

morabitinos. Si

uero disceptantes

fuerint aldeani,

querimoniosus

aplacitet suum

aduersarium ad

tercium diem ad

portam alcalde, et

alcalde det eis pro

iudicio ut eant ad

desterminandum,

ponendo eis

placitum, ut

ostensus est

superius.

Et qui ad

placitum non

uenerit, pectet

suo aduersario V

solidos.

Cum uero ad

exterminandum

hereditatem

uentum fuerit

querimoniosus,

desterminet eam

totam rede

circumcindo.

Deinde si

liberator

hereditatis eam

relinquerit,

querimoniosus

intret hereditatem

sine calunia.

Si autem

laborator

deffenderit,

coram illis

desterminatoribus

aplacitet illum

querimoniosus ad

primam diem

ueneris ad curiam

alcaldum, et ibi

abeat uterque

forum.

Et si quis

aduersariorum

illorum ad

placitum non

uenerit, cadat

causa. Tamen si

defensor non

uenerit ad

placitum, uel

etiam si uenerit et

in causa

conuinctus [sic]

fuerit, relinquat

hereditatem

duplada cum

calunnia VI

a(u)reos

quereloso.

Si uero

disceptantes

.V. soldos.

Mas, quando

uener el

quereloso a

determinar la

heredat,

desterminela

toda, andandola

e cercandola e

retornandola. E

ende, sila el

labrador leyxar

la heredat, el

quereloso entre

ena heredat sin

calonna.

E, si el lablador

defendire

delantre los

desterminadores,

aplazelo el

quereloso al

primeyro dia,

que uenga al

corral delos

alcaldes; e y aia

el uno e el outro

seu foro. E, si

algunos delos

auersarios al

plazo non uener,

caya pero dela

razon; si al plazo

non uener ou si

uener e de razon

uencido fore,

leyxe la heredat

dublada con .VI.

mor. E, si per

auentura hos

destremadores

foren a aldea, ho

quereloso aplaze

seu auersario a

tercer dia a porta

do alcalde: e o

alkalde délles

por iuyzio que

uayan a

determinar,

ponendoles

plazo, como he

de suso dicto.

36

forum.

.xvi.De

aduersario radicis,

qui ad placitum

[non uenerit].

Siquis

aduersariorum

illorum ad

placitum non

uenerit, cadat a

causa. Si defensor

ad placitum non

uenerit, uel etiam

si uenerit et in

causa conuictus

fuerit, relinquat

hereditatem cum

calumpnia decem

aureorum.

.xvij . De aldeanis

pro hereditate

disceptantibus.

Si disceptantes

fuerint aldeanj,

querimoniosus

applacitet suum

adu[er]sarium ad

tercium diem ad

portam iudicis, et

iudex det eis pro

iudicio, ut eant ad

desterminandum,

ponendo eis

placitum, ut

ostensum est

superius.

poniendoles

plazo, asi como

de suso dicho

es.

fuerint aldeani

querimoniosus,82

adplacitet suum

aduersarium ad

tercium diem ad

fenestram sancte

Marie. Et

alcaldes dente eis

pro iudicio ut

eant ad

exterminandum,

ponendo eis

plazum ut

hostensum est

superius.

Tatsächlich ist die Sache als solche, um die es in den o.a.

korrespondierenden Kapiteln geht83

, nämlich das Procedere bei der Bestimmung

einer strittigen Erbberechtigung, bereits in dem Fuero de Alfaiates (no. 79)

enthalten. Da Alfaiates, wenn auch mit einigen Modifikationen gegenüber der

Vorlage, als „Kopie“ von Ciudad Rodrigo I angesehen wird84

, bedeutet dies,

dass diese Regelung in der Form, in der sie in Alfaiates erscheint, bereits in

82 Das Komma hinter querimoniosus dürfte ein editorischer Irrtum sein, der durch das Ms. nicht gerechtfertigt

ist. Vielmehr sollte das Komma hinter aldeani plaziert werden, was sowohl inhaltlich sinnvoll ist als auch durch

den Text in den sonstigen fueros, in denen diese Passage enthalten ist, nicht zuletzt auch den Forum Conche,

bestätigt wird. 83

Pedro José Arroyal Espigares hat mich zusätzlich darauf hingewiesen, dass sich der entsprechende Text auch

in den Kapiteln 45-49 des Fuero de Béjar, 36-39 des Fuero de Alarcón, 38-42a des Fuero de Baeza, 389 del

Fuero de Teruel und 612 del Fuero de Plasencia findet [correo electrónico 07.06.2012]. 84

Vgl. dazu das stemma codicum der FCCC im Anhang.

37

Ciudad Rodrigo I, enthalten gewesen sein dürfte. Die in Alfaiates no. 79

enthaltene Regelung der strittigen Erbberechtigung unterscheidet sich aber

offenkundig substantiell von dem Text der diesbezüglichen Regelung in den

übrigen angeführten fueros, die ihrerseits in auffälliger Weise miteinander

übereinstimmen85

. Sowohl Coria I als auch Castelo Rodrigo I haben den vor

1209 (scil. terminus ante quem) enstandenen Fuero de Ciudad Rodrigo II als

Vorlage genutzt. Die Unterschiede zwischen Alfaiates no. 79 auf der einen Seite

und dem weitgehend übereinstimmenden Text aus den Fueros de Cuenca (scil.

Forum Conche), Castelo Bom, Coria, Cáceres und Castelo Rodrigo auf der

anderen Seite dürften also im Zusammenhang der Redaktion von Ciudad

Rodrigo II und den dabei vorgenommenen Veränderungen gegenüber Ciudad

Rodrigo I entstanden sein; so kann angenommen werden, dass dem Redaktor

von Ciudad Rodrigo II (um 1209!) eine lateinische Version des Forum Conche86

vorgelegen haben könnte. Cáceres 382 übernimmt bei der Redaktion von

Cáceres I (1229/ 1230) den lateinischen Text dieser rúbrica aus dem lateinischen

Coria I (vor 1227 entstanden), den dieser aus Ciudad Rodrigo II übernommen

hat.

6.4. Zu den Rechtsquellen des Fuero de Cáceres

Die Frage ist, ob es Indizien dafür gibt, dass die Schreiber von Cáceres I

und/oder Cáceres II, nicht nur auf indirektem Weg, d.h. via Übernahme aus

Ciudad Rodrigo II und Coria I, -wie im Fall des Kapitels 382-, Regelungen aus

der „tradición foral castellano-aragonesa“ übernommen haben, sondern neben

der Orientierung an dem Modell Coria I auch unmittelbaren Zugang zu einer

Version des Fuero de Cuenca hatten bzw. direkt aus einer solchen Version des

Fuero de Cuenca Regelungen übernommen haben könnten.

Mindestvoraussetzung für eine gewisse Plausibilität einer solchen Annahme

wäre, dass Cáceres Regelungen enthielte, die zum Einen nicht in den übrigen

FCCC zu finden sind, für die es andererseits Entsprechungen in den Fueros de la

Familia de Cuenca gibt.

Ein solches Beispiel könnte das von Clemente Campos (1998, 248)

erwähnte Kapitel Cáceres no. 470 aus dem „Fuero de los Ganados“ des Fuero de

Cáceres sein, das, im Unterschied zu den oben behandelten Beispielen, eine

weitgehende Textübereinstimmung mit Kapitel 290 aus Plasencia aufweist: 85

Unabhängig von den sprachlichen Unterschieden zwischen in latín medieval und romance verfaßten fueros. 86

Aller Wahrscheinlichkeit nach die sogen. „forma sistemática“ des Forum Conche, wie sie in dem Codex

Escurialense Q. III, dem um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Manuskript, enthalten ist. Vgl. dazu die

Edition von Urena 1935.

38

Cáceres 47087 Plasencia 290

88

470. Iudizio de iurados. 290: De meter manquadra.

Quando los contendores ante iurados uinieren, aquel

que primero demandar meta la manquadra si la peticion

fuere de I quart de morabedi a arriba. Esta es la

manquadra. Diga el contendor: „¿uienes iurar que

uerdad demandas?“. Respondat alter: „uengo“ o „juro“.

Diga su contendor: „si uerdad sabes, et mentira uienes

iurar, Dios te conffonda“. Respondat: „amen“.

Qvando los contendores ante alcaldes estudieren,

aquele que pide primero faga manquadra, si la petiçion

fuere de quarta de mr. a arriba. Esta es la manquadra:

diga el contendor: „uienes iurar que demandas uerdat“

R: „Si, uengo“, o „Si, iuro“. Diga su contendor: „Si

uerdat dizes Dios te ayude, et si non Dios te confonda“

R: „Amen“.

Allerdings ist der „Fuero de los Ganados“ erst zu Zeiten des Alfonso X,

d.h. nach 1250, entstanden, d.h. zu einem Zeitpunkt als die beiden Königreiche

León und Castilla schon wieder vereint waren, und damit der Prozeß der

Vereinheitlichung der beiden zeitweise getrennten Rechtssysteme im Gange

war. Insoweit kann Kapitel 470 keinen Beleg dafür darstellen, dass die

Redaktoren von Cáceres I, der vor dem Tode des Alfonso IX, d.h. während der

Unabhängigkeit des reino de León, entstanden ist, einen direkten Zugang zu

einer Version des Fuero de Cuenca gehabt hätten.

Im Prinzip könnte schließlich das von Clemente Campos (1998, 248f.)

erwähnte Cáceres-Kapitel 67 ein Kandidat für einen solchen Beleg sein, da es

nicht in den übrigen FCCC enthalten ist und Bestandteil bereits von Cáceres I

(scil. Fuero Alfonsí) gewesen sein kann. Thema dieses Kapitels sind die „arras“

(lat. arrae) (scil. „Brautgabe“):

Cáceres 6789 Plasencia 634

90 Forum Conche91

67. Qui duxerit mulier de arras 634. Titulo del que casare con

mançeba cibdadana o aldeana IX.Capitulum [De desponsationibus

et testamentis].i. Rubrica.

Qui uxorem duxerit det ei en arras,

et en uestidos, et en uodas quanto se

auiniere con los parientes de la

esposa, et prendan fiadores de arras

et por repintaias de C morabedis.

Todo omne qui con mançeba

cibdadana se desposare, dé'l XX

mrs. en arras, o apreçia[du]ra de XX

mrs. Et si fuere bibda dé'l X mrs.

Aquel que mançeba aldeana

prisiere, dé'l X mrs. et a la bibda V

mrs. Et es de saber que despues de

la muerte d'él, nadi non aya las arras

de soltar nin otri por él.

De desponsationibus et

testationibus.

Mando quod quicumque ciuem

puellam desponsauerit, det ei uiginti

aureos in dotem uel apreciaturam,

uel pignus uiginti aureorum.

87

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 110. 88

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, p. 101. 89

Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 55. 90

Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 152. 91

Vgl. <www.uclm.es/area/dromano/CR/fuero/f9m.htm>

39

Die „Übereinstimmung“ zwischen Cáceres 67, Plasencia 634 und

Kapitel IX, rúbrica I, des Forum Conche beschränkt sich allerdings, wie schon

in den meisten oben angeführten Beispielen, auf die Tatsache, dass die

verglichenen Kapitel das gleiche Thema (scil. „arras“) behandeln. Streng

genommen stellt diese (lediglich) thematische „Übereinstimmung“ keinen

Beweis für die „Beeinflussung“ von Cáceres durch Cuenca dar. Insbesondere in

León, wo sich die Gültigkeit des forum iudiciorum u.a. durch die Existenz des

Tribunal del Libro (in León) als Appellationsinstanz manifestiert92

, kann

unterstellt werden, dass bei der Konzeption der FCCC der Rückgriff auf

Regelungen aus dem forum iudiciorum eine Rolle gespielt haben könnte. Was

bedeuten würde, dass thematische „Übereinstimmungen“ zwischen den FCCC

und den FC nicht durch wechselseitige Beeinflussung bedingt sind, sondern

dadurch, dass beide „tradiciones forales“, unabhängig voneinander, durch den

forum iudiciorum „inspiriert“ wurden. Insofern verweist Clemente Campos

(1998) zu Recht auf die Behandlung des Rechtsinstituts „arras“ im Liber

Iudiciorum93

.

92

Vgl. dazu Plettenberg 1994, Sánchez-Arcilla Bernal 2002. 93

Vgl. Clemente Campos (1998, 258, nota 156), nämlich in Liber III, Titulus I, Capitulum IV. Flavius

Cintasvintus Rex „De non revocandis datis arris“.Entgegen der Annahme von Clemente Campos (1998, 258,

nota 156) wird dieses Rechtsinstitut durchaus nicht erstmals im Liber Iudiciorum reguliert. Tatsächlich werden

„arrae“ bereits in den von Alarich II im Jahre 506 für die römischen Untertanen des westgotischen Reiches

zusammengestellten Lex Romana Visigothorum bzw. Breviarium Alaricianum behandelt, nämlich in Liber III.

Titulus. V – De sponsalibus et ante nuptias donationibus (Vgl. LRV, ed Haenel 1849, 76-80) und Titulus VI. –Si

Proviniae rector vel ad eum pertinentes sponsalia dederint. (Vgl. LRV, ed Haenel 1849, 80-83).Die LRV sind

bekanntlich eine Kompilation römischer Rechtsquellen aus voriustinianischer Zeit, aus dem Codex

Theodosianus, aus den Gaii Institutiones etc Durch den unter dem westgotischen König Rekkeswinth in 654

erlassenen Forum Iudiciorum wird die bis dahin gültige Zweiteilung der Rechtssysteme beendet, wonach die

römische Bevölkerung des Westgotenreiches nach römischem, die westgotische nach westgotischem Recht

behandelt wurde. Der Forum Iudiciorum gilt für alle Untertanen gleichermaßen. (vgl. Freisen 1918, 25). Die

einschlägige Literatur hat darauf hingewiesen, dass das Konzept der „arrae“ historisch unterschiedlich

interpretiert wurde. So hat Johlen (1999) hat gezeigt, dass das (bindende) Verlobungspfand ein im antiken

klassischen römischen Recht unbekanntes Rechtsinstitut gewesen ist (vgl. Johlen 1999, 57). Die im römischen

Recht vorkommende Übergabe einer „arra sponsalicia“ ist im Wesentlichen lediglich symbolischer Natur.

Freisen (1918, 28-30) macht deutlich, dass im römischen Recht die „arra“ beide Parteien bindet. Im Falle des

Rücktritts von der Verlobung war die arra zurückzugeben. Nach altem westgotischen Recht verpflichtete sich der

Bräutigam ebensowenig wie der gewöhnlich Käufer. Der Bräutigam war bis zum Termin der Zahlung des

pretium (Mundschatz, dos) gebunden, „konnte aber nach Belieben zahlen und die Braut heimführen oder die arra

zurückfordern und das Verlöbnis lösen“ (Freisen 1918, 30). Die mit der Übergabe einer „arra“ eingegangene

(auch materielle) Verbindlichkeit ist ein Rechtsinstitut, welches aus dem orientalischen Teil des römischen

Reiches erst ab dem 4. Jahrhundert in das römische Recht eindringt (Vgl. dazu auch Fernández-Sancho Tahoces

(2006). Demgegenüber stellt die durch Chindasvinth in Liber III, Titulus I, Capitulum IV. Flavius Cintasvintus

Rex „De non revocandis datis arris“ vorgenommene Regelung eine einschneidende Veränderun dar. Wie bereits

Freisen (1918, 30) analysiert hat, ist das Verlöbnis auch ohne schriftlichen Vertrag bindend, „sobald der Ring

arrarum nomine gegeben ist,so daß keine Partei gegen den Willen der anderen zurücktreten kann, vielmehr soll

nach Zahlung der dos die Hochzeit gemäßeiner altera lex stattfinden. Diese altera lex ist LV. III. 1 c. 5, ebenfalls

von Chindasvinth, über den Maximalbetrag der dos“ (Freisen 1918, 30).

40

7. Ausblick

Die Diskussion der Frage, ob und in welchem Maße die leonesischen

FCCC bei ihrer Konzeption durch Konzepte aus der „tradición castellano

aragonesa“ (scil. Fueros de Cuenca) beeinflußt wurden, kann durch die von

Clemente Campos (1998) angeführten (und oben erläuterten Beispiele) nicht mit

letzter Gewißheit beantwortet werden, da es sich dabei durchgängig nicht um

textuelle sondern „nur“ um thematische „Übereinstimmungen“ handelt.

Das einzige Cáceres-Kapitel, welches aufgrund seiner textuellen Nähe

zum Forum Conche etc. als Beleg für eine „Inspiration“ der FCCC94

durch die

FC in Frage kommt, nämlich das o.a. Cáceres-Kapitels 382 „Ad

exterminandum“, wird bemerkenswerterweise bei Clemente Campos nicht

erwähnt.

Dass, wie anderseits das Cáceres-Kapitel 470 zeigt (s.o.), nach der

Vereinigung der beiden Königreiche, insbesondere während der Regierungszeit

des um Vereinheitlichung der Rechtssysteme bemühten Alfonso X, Konzepte

aus den FC Eingang in den nach 1250 entstandenen Teil des Fuero de Cáceres,

den „Fuero de los Ganados“, gefunden haben, ist, rebus sic stantibus, nicht

erstaunlich.

Die Beantwortung der umfassenderen Fragestellung, welche

Rechtsquellen insgesamt (scil. der Forum iudiciorum, das römische „ius

commune“95

, die Fueros Leoneses (scil. Salamanca, Zamora, Ledesma), etc. im

Einzelnen und jeweils bei der Konzeption der Kapitel der FCCC Pate gestanden

haben könnten, bleibt ein Desiderat der rechtsgeschichtlichen Forschung96

.

8. Bibliographie

8.1. Quellen

Alfaiates: Costumes e Foros de Alfaiates 1188-1230, in: Portugaliae

Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad

quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita, Leges et

consuetudines Volumen I, fasciculus V, Olisipone (Typis Academicis)

MDXXXVI (1866), pp. 791-804; fasciculus VI , ibidem MDCCCLXVIII

(1868), 805-848.

94

Und zwar bereits bei der Redaktion von Ciudad Rodrigo II (um 1209). 95

Vgl. Zu der ab dem 12. Jahrhundert auf der Iberia stattfindenden Rezeption des „ius commune“ (scil. corpus

iuris civilis) vgl. die wegweisende Studie von Pérez Martínez (1996), sowie García Sánchez 1996. Vgl. auch

Bartolomé Pérez 2010. 96

Zu dem diffusen Konzept des „derecho consuetudinario“ vgl. die scharfsinnige Untersuchung von Miceli

(2012).

41

Cáceres: Lumbreras Valiente, Pedro (ed.) Los Fueros Municipales de Cáceres.

Su derecho público. Cáceres 1974. (=Lumbreras Valiente 1974).

Cáceres: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar 97

(Obra coordinada

por Matilde Muro Castillo). Cáceres (Ayuntamiento de Cáceres / Caja Duero)

(Segunda edición revisada) 1998. (=Cáceres 1998).

Castelo Bom: Costumes e Foros de Castello-Bom 1188-1230, In: Portugaliae

Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad

quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita, Leges et

consuetudines Volumen I, fasciculus V, Olisipone (Typis Academicis)

MDXXXVI (1866), pp. 745-790.

Castelo Melhor: Costumes e Foros de Castello-Melhor 1209, in: Portugaliae

Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad

quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita,Leges et

consuetudines Volumen I, fasciculus VI, Olisipone (Typis Academicis)

MDXXXVIII (1868), pp. 897-939.

Castelo Rodrigo: Costumes e Foros de Castel Rodrigo 1209, in: Portugaliae

Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad

quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita,Leges et

consuetudines Volumen I, fasciculus VI, Olisipone (Typis Academicis)

MDCCCVIII (1868), 849-896.

Castelo Rodrigo, in: Luis F. Lindley Cintra, A Linguagem dos Foros de Castelo

Rodrigo. Seu confronto com a dos Foros de Alfaiates, Castel Bom, Castelo

Melhor, Coria, Cáceres e Usagre, Lisboa (Centro de Estudos Filológicos) 1959,

ed. fac-sim. Lisboa (Imprensa Nacional-Casa da Moeda) 1984, 21-128. (ca.

1280-1290) (=Cintra 1959)98

.

Chancelaria de D. Afonso III. Livro I (ed. Leontina Ventura / António Resende

de Oliveira). Coimbra (Imprensa da Universidade de Coimbra) 2006.

Chancelaria de D. Afonso III. Livros II e III (ed. Leontina Ventura / António

Resende de Oliveira). Coimbra (Imprensa da Universidade de Coimbra) 2011.

97

Verantwortliche Autorin der kritischen Edition ist María Dolores García Oliva. 98

Cintra (1959) liefert eine nach philologischen Kriterien konzipierte kritische Edition der Foros de Castelo

Rodrigo. Wie der Unterschied zwischen der Transkription der Foros de Castelo Rodrigo in den Portugaliae

Monumento Historica und in der Edition durch Cintra (1959) zeigt, ist in Zweifel zu ziehen, dass die Edition der

Foros de Alfaiates, Castelo Bom, Castelo Rodrigo und Castel Melhor in den Portugaliae Monumenta Historica

nach philologisch kritischen Editonskriterien erfolgt ist.

42

Coria: El fuero de Coria. Estudio histórico-jurídico por José Maldonado y

Fernández del Torco; Transcripción y fijación del texto por Emilio Sáez. Coria

(Instituto de Estudios de Administración Local) 1949. (=Maldonado 1949)

Cuenca : Fuero de Cuenca (Formas primitiva y sistemática : Texto latino, texto

castellano y adaptación del Fuero de Iznatoraf), Edición crítica, con

introducción, notas y apéndice por Don Rafael de Ureña y Smenjaud, Madid

(Tipografía de Archivos) 1935. [teilweise digitalisiert auch zugänglich über :

www.uclm.es/area/dromano/CR/fuero/f9m.htm]

Forum Iudiciorum , siehe Fuero Juzgo

Fuero Juzgo, en latín y castellano cotejado con las más antiguos y preciosos

códices por La Real Academia Española, Madrid (Iberra, Impresor de Cámara

de S.M.) 1815. [www. cervantesvirtual.com/obra-visor/fuero-juzgo-en-latín-y-

castellano--0/html]

Lex Romana Visigothorum, ed. Gustav Haenel, Leipzig (Teubner) 1849.

Memorias de D. Fernando IV de Castilla. Tomo I. Contiene la crónica de dicho

Rey, copiada de un códice existente en la Biblioteca Nacional, anotada y

ampliamente ilustrada por D. Antonio Benavides, Individuo de Numero de la

Real Academia de la Historia, por cuyo acuerdo se publica, Madrid 1860.

Plasencia: El Fuero de Plasencia. Estudio histórico y edición crítica del texto,

por Eloisa Ramírez Vaquero, vol. I, Mérida (Editora Regional de Extremadura),

1987.

Usagre: Fuero de Usagre (siglo XIII). Anotado con las variantes del de Cáceres

y seguido de varios apéndices y un glosario. Publícanlo Rafael de Ureña y

Smenjaud y Adolfo Bonilla y San Martín, Madrid (Hijos de Reus) 1907.

8.2. Analysen

Aguilera Barchet, Bruno, 1998: „Estudio jurídico de los Fueros de Cáceres“, in:

El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar. (Obra coordinada por Matilde

Muro Castillo) Cáceres (Ayuntamiento de Cáceres / Caja Duero), 143-194.

Arroyal Espigares, Pedro José. / Martín Palma, María Teresa, 1992: “La

tradición manuscrita del derecho de Cuenca. Los Fueros de Plasencia,

Villaescusa de Haro y Huete”, in: Historia, instituciones, documentos 19, 7-60.

43

Barrero García, Ana María, 1982: „El proceso de formación del Fuero de

Cuenca”, in: Anuario de estudios medievales 12, 41-58.

Barrero García, Ana María / Alonso Martín, María Luz: Textos de derecho local

español en la Edad Media. Catálogo de Fueros y Costums Municipales. Madrid

(Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Instituto de Ciencias

Jurídicas) 1989.

Bartolomé Pérez, Nicolás, 2010: “El Derechu del Reinu de Lleón nel sieglu

XIII: fontes, lliteratura xurídica y llingua“, in: Lletres Asturianes 102, 117-136.

Casillas Antúnez, Francisco José, 2008: “Historia y toponimia de la tierra de

Coria”, in: Alcántara 68, 21-44.

Cintra (1959) siehe: “Quellen: Castelo Rodrigo”.

Clemente Campos, Belén, 1998: “El Fuero de Cáceres y los fueros extensos

extremeños”, in: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra

coordinada por Matilde Muro Castillo), Cáceres, 229-259.

Colecção dos Principaes Auctores da Historia Portugueza, publicada com notas

pelo Director da Classe da Litteratura da Academia Real das Sciencias, e por

ella oferecida a S. Alteza Real o Principe Regent Nosso Senhor, Tom. II, Lisboa

1806.

Domené Sánchez, Domingo, 2006: “¿Qué era Extremadura?”, in: Universo

Extremeño – http://universo.paseovirtual.net , 1(2006) 6-19.

Fernández-Sancho Tahoces, Ana Suyapa: Las donaciones por razón de

matrimonio en el Código Civil, Comares, Granada, 2006.

Freisen, Joseph, 1918: Das Eheschließungsrecht in Spanien, Großbritannien

und Irland und Skandinavien (Dänemark mit Schleswig-Holstein, Schweden,

Norwegen und Finnland) in geschichtlicher Entwicklung mit Abdruck vieler

alter Urkunden. Erster Band: Das Eheschließungsrecht Spaniens in

westgotischer, mozarabischer und neuerer Zeit. Paderborn (Schöningh).

Floriano Cumbreño, A. C., 1957: Estudios de Historia de Cáceres. I. Desde los

orígenes a la reconquista, Oviedo (Editorial e Imprenta de la Cruz).

Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “Puntualizaciones sobre la historia de

Cáceres”, in: La villa de Cáceres, Cáceres, 31-57. (=a).

44

Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “La fecha en la conquista de Cáceres ante los

documentos (La Carta Populationis)”, in: La villa de Cáceres, Cáceres, 59-70.

(=b).

Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “Cáceres, los problemas de su reconquista y de

su nombre” in: La villa de Cáceres, Cáceres, 71-91. (=c).

García de Cortázar, Fernando, 2005: Atlas de Historia de España, Barcelona

(Planeta).

García Fernández, Manuel, 1999: “Los hombres del Tratado de Alcañices (12 de

septiembre de 1297)”, in: El Tratado de Alcañices. Ponencias y comunicaciones

de las Jornadas conmemorativas del VII Centenario del Tratado de Alcañices

(1297-1997) (Zamora y Alcañices, del 8 al 12 de septiembre de 1997)

(Coordinador de la edición: José Sánchez Herrero), Zamora (Fundación Rei

Afonso Henriques) 1999, 219-247.

García-Gallo, Alfonso, 1956: “Aportación al estudio de los fueros”, in: Anuario

de Historia del Derecho español XXVII, pp. 425-445.

García-Gallo, Alfonso, 1977: “Del testamento romano al medieval. Las lineas de

su evolución” in: Anuario de Historia del Derecho Español XLVII, 425-497.

García- Gallo, Alfonso, 1982: Manual de historia del derecho español. Madrid 91982.

García Oliva, María Dolores, 1998: “Panorama histórico de Cáceres en el siglo

XIII”, in: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra coordinada

por Matilde Muro Castillo), 131-142.

García Sánchez, Justo, 1996: “Los derechos reales romanos en el Fuero de

Cuenca”, in: Glossae. Revista de Historia del Derecho Europeo, 8, 53-76.

Gautier-Dalché, Jean, 1979: Historia urbana de León y Castilla en la Edad

Media (siglos IX-XIII), Madrid.

Gerardo Martínez Martínez, Julio, 1993: “Plasencia y su fuero en el contexto de

la Extremadura Castellana”, in: Anuario de la Facultad de Derecho

(Universidad de Extremadura) 11, 321-334.

González, Julio, 1944: Alfonso IX, 2 vols., Madrid (Consejo Superior de

Investigaciones Científicas, Instituto Jerónimo Zurita).

45

Gónzalez, Julio, 1979: “Introducción histórica” in: Tierras de España.

Extremadura. Vitoria 1979.

Iglesia Ferreirós, A. (1977), “La creación del derecho en Cataluña”, in: Anuario

de Historia del Derecho Español, 47, 99-423.

Johlen, Monika, 1999: Die vermögensrechtliche Stellung der weströmischen

Frau in der Spätantike. Zur Fortgeltung des römischen Rechts in den

Gotenreichen und im Burgunderreich. Berlin (Duncker & Humblot) (=Diss.

Freiburg)

Ladero Quesada, Miguel Ángel, 1998: „Reconquista y definiciones de frontera“,

in: Revista da Faculdade de Letras, Historia (Universidade de Porto) XV, 1,

655-692. (=1998a).

Ladero Quesada, Miguel Ángel, 1998: „O tratado de Alcanices visto de

Espanha“, in: O Tratado de Alcanices e a importância histórica das terras de

Riba Côa (Actas do Congresso Histórico Luso-Espanhol 12-17 de Setembro de

1997), Lisboa (Universidad Católica Editora), 11-30. (=1998b).

Lomax, Derek W., 1979: “La fecha de la reconquista de Cáceres”, in: Archivos

Leoneses XXXIII, no. 66, pp. 309-319.

Lomax, Derek W., 1984: La Reconquista, Madrid (Crítica, Grijalbo).

Lumbreras Valiente, Pedro, 1956: La reconquista de Cáceres por Alfonso IX de

León, Cáceres.

Lumbreras Valiente 1974: siehe „Quellen: Cáceres”.

Martín Benito, José Ignacio, 2002: « Frontera y territorio en el sur del reino de

León (1157-1212)», in : El Reino de León en la época de las Cortes de

Benavente (ed. Centro de Estudios Históricos “Ledo del Pozo”), Benavente 2002

(=(Actas de las) Jornadas de Estudios Históricos, Benavente, Mayo de 2002),

115-163.

Martínez Diez, Gonzalo, 1971: «Los fueros de la família Coria Cima-Coa», in:

Revista Portuguesa de Historia 13, 343-373.

Martín Martín, José Luis, 1982 : « Los fueros de la transierra. Posibilidades y

limitaciones en la utilización de una fuente histórica », in : Estudios en memoria

del Profesor Salvador de Moxó, Madrid 1982, Vol. I, 691-706.

46

Meyer-Hermann, Reinhard, 2010: “El cambio de OV a VO en latín medieval y

romance dentro de las construcciones auxiliares de la sanctio en documentos

notariales del siglo VIII a 1250”, in: Aemilianense II, 245-289.

Meyer-Hermann, Reinhard, 2013:”Acerca de la relación (genealógica) entre los

Fueros de Coria y de Castelo Bom”, in: Brauli Montoya Abat / Antoni Mas

(coordinadores), El bo i millor dels seus colle·gues / De lo bueno lo mejor de sus

colegas. Estudios dedicados a Francisco Gimeno Menéndez, Alicante (Servicio

de Publicaciones de la Universidad de Alicante). (Demn.)

Meyer-Hermann, Reinhard, 2013: Vom latín medieval zum romance.

Phänomene des Sprachwandels in den Fueros de Coria Cima-Coa (FCCC). (in

Vorb.)

Miceli, Paola, 2012: Derecho consuetudinario y memoria. Práctica jurídica y

costumbre en Castilla y León (siglos XI-XIV). Madrid (Universidad Carlos III de

Madrid) (Editorial Dykinson).

Montanos Ferrin, E. / Sánchez-Arcilla Bernal, J., 1988: Introducción a la

historia del derecho español, Madrid.

Monterde García, Juan Carlos, 2010: “La cuestión islámica en el Fuero de

Cáceres”, in: Revista de Estudios Extremeños, Tomo LXVI, número III, pp.

1145-1170.

Muro Castillo, Alberto, 1998: “La vida en los Fueros de Cáceres”, in: El Fuero

de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra coordinada por Matilde Muro

Castillo), Cáceres (Segunda edición revisada), 195-227.

Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1982: “Riba-Coa e a sua ligação histórica ao

reino de Portugal”, in: Scientia Ivridica XXX, n.os

175-178, 3-23.

Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1983: “A organização municipal da

Extremadura leonesa nos sécs. XII e XIII”, in: Estudos em Homenagem aos

Profs. Manuel Paulo Merêa e Guilherme Braga da Cruz (=Número especial do

Boletim da Faculdade de Direito da Universidade de Coimbra), Separata pp. 1-

61.

Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1998: “Os municípios medievais em Riba

Côa dos inícios do século XIII a 1297”, in: “O tratado de Alcanices e a

importância histórica das terras de Riba Côa” (= Actas do Congresso Histórico

Luso-Espanhol 12-17 de Setembro de 1997), Universidade Católica Portuguesa,

Lisboa 1998, 197-209.

47

Orlandis, José, 1962: „La pervivencia de la legislación visigótico sobre

seguridad del reino en la Alta Edad Media“ in: idem: Estudios Visigóticos III: El

poder real y la sucesión al trono en la monarquía visigoda, Roma/Madrid

(Consejo Superior de Investigaciones Científicas/Delegación de Roma)

(=Cuadernos del Instituto Jurídico Español, no. 16), 125-136.

Ortí y Belmonte, Miguel Angel. A., 1947: “La reconquista de Cáceres”, in:

Revista de Estudios Extremeños III, 115-177.

Ortí y Belmonte, Miguel A., 1959: Episcopologio cauriense, Cáceres 1959.

Ostos Salcedo, Pilar, 2004: “Cancillería castellana y lengua vernácula. Su

proceso de consolidación”, in: UNED. Espacio, Tiempo y Forma, Serie III.

Historia Medieval, t. 17, pp. 471-483.

Pérez Martín, Antonio, 1996: “El Derecho común y el Fuero de Cuenca“, in:

Glossae. Revista de Historia del Derecho Europeo 8, 77-110.

Pérez Martín, Antonio, 1997: Los Fueros Extensos y el Derecho Común”, in:

Anales de Derecho (Universidad de Murcia) 15, 75-85.

Plettenberg, Walter von, 1994: Das Fortleben des Liber Iudiciorum in

Asturien/León (8.-13. Jh.), Frankfurt/M. / Berlin / New York/…(Lang).

Sánchez-Arcilla Bernal, José, 2002: “La administración de justicia en León y

Castilla durante los siglos X a XIII, in: Ángel Riesco Terrero (coord.), Javier de

Santiago Fernández / José María de Francisco Olmos (eds.), I Jornadas sobre

documentación jurídico-administrativa, económico-financiera y judicial del

reino castellano-leonés (siglos X-XIII), Madrid, pp. 13-49.

Torre Rodríguez, José Ignacio de la, 1998: “La sociedad de frontera de RibaCôa:

fueros y modelos de poblamiento” in: Revista da Faculdade de Letras

(História), Universidade de Porto, II série, vol. XV, tomo I, 783-799.

Tomás y Valiente, Francisco, 1983: Manual de Historia del Derecho Español,

4.a edición 1983, 4.

a reimpresión 1990, Madrid (Editorial Tecnos).

Tuten, Donald N., 2003: Koineization in Medieval Spanish, Berlin/New York

(Mouton de Gruyter).

48

Alfaiaites, 1217-1226

(Nogueira), Latín

Copia (con

modificaciones)

Ciudad Rodrigo II, antes

de

1209, latín, desaparecido

Copia (con

modificaciones)

Castelo Rodrigo I, hacia 1209,

Latín, desaparecido

Coria 1, 1208-1227,

Latín, desaparecido

Copia (con

modificaciones)

Castelo Melhor,hacia 1237

romance gallego-portugués

Traducción

Coria II, hacia 1229,

latín, desaparecido

verschwunden

Copia (con

modificaciones)

Castelo Rodrigo III, 1280-1290?

romance gallego-portugués

Traducción von

modificaciones

Cáceres I, 1229-1230,

latín, desaparecido

Copia

(adaptación)

Copia

Usagre, 1255-1275,

Mezcla romance y latín

Copia

Coria III, s. 13 /14, romance,

desaparecido

Castelo Bom I,

1229-1230, Latín,

desaparecido

Traducción /

adaptatción

Copia

Coria IV, Ms. 1531,

Romance

Copia

ie

Cáceres II, 1245-

1255, Mezcla

romance y latín

Amplificación /

„tendencia

romanceadora“

??

??

?

Castelo Bom II,

1236-1237, Latín,

deaparecido

Castelo Bom III,

1296/1297, Latín

Modificaciones

Modificaciones

Castelo Rodrigo II, después

de 1230, latín, desaparecido

Modificación

Ciudad Rodrigo I, 1190-1208 latín,

desaparecido

Stemma der Genealogie derFueros de Coria

Cima-Coa

Reinhard Meyer-Hermann (Universida de Bielefeld) ©Reinhard Meyer-Hermann, 12112012