1
Zur (Text-)Geschichte des Fuero de Cáceres
im Kontext der
Fueros de Coria Cima-Coa
(Apuntes para la historia (textual)
del Fuero de Cáceres)
Preliminary version / Versión preliminar
12-11-2012
Reinhard Meyer-Hermann
(Universität Bielefeld)
2
Inhalt
1. Einführung…………………………………………………………………………………3
2. Einige Daten zur Geschichte von Cáceres bis zur reconquista in 1229……………………4
3. Zur Entstehungsgeschichte des Fuero de Cáceres (=CA)………………………………….6
4. Die sprachliche Sonderstellung des Fuero de Cáceres innerhalb der FCCC………………10
5. Zu den Gründen für die Verwendung von latín medieval oder romance in CA…………..13
5.1. Inhaltliche Übereinstimmung zwischen CA und dem Fuero de Coria (=CO) als Motiv für
die Verwendung von latín medieval in CA…………………………………………………..14
5.2. Inhaltliche Divergenz zwischen CA und CO als Motiv für die Verwendungvon romance
in CA………………………………………………………………………………………….17
5.3. „Neuigkeit“ eines CA-Kapitels als Motiv für die Verwendung von romance in CA……20
5.4. Zur Bestimmung der in CA „neuen“ Kapitel...................................................................20
6. Die FCCC im Kontext der rechtsgeschichtlichen Entwicklung auf der Iberia…………….29
6.1. Einleitung…………………………………………………………………………….......29
6.2. Sind die Fueros de Coria Cima-Coa durch die „tradición foral castellano-aragonesa“,
insbesondere die Fueros de Cuenca beeinflußt?.......................................................................30
6.3. Zu den Rechtsquellen der FCCC (und der Fueros de Cuenca)………………………….33
6.4. Zu den Rechtsquellen des Fuero de Cáceres………………………………………….....37
7. Ausblick…………………………………………………………………………………...40
8. Bibliographie………………………………………………………………………………40
8.1. Quellen………………………………………………………………………………….40
8.2. Analysen…………………………………………………………………………………42
Anhang: Stemma der Genealogie der Fueros de Coria Cima-Coa
3
1. Einführung
Das begrenzte Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die historische Grundlage
zu liefern für eine linguistische Untersuchung, in der Phänomene des
Sprachwandels (scil. cambio lingüístico) vom latín (medieval) zum romance
analysiert werden sollen1. Untersuchungsmaterial dieser linguistischen Studie
sind die zwischen dem Ende des 12. Jhdt. und der Mitte des 13. Jhdt.
entstandenen bzw. redigierten „Fueros de Coria Cima-Coa“(=FCCC)2.
Die Fokussierung auf den Fuero de Cáceres (=CA) ist in seiner sprachlichen
Sonderstellung begründet. Die Fueros de Alfaiates (=AL) und Castelo Bom
(=CB) sind im Wesentlichen homogen in einer Varietät des latín medieval3, die
Fueros de Coria (=CO), Castelo Rodrigo (=CR) und Castelo Melhor (=CM)
vergleichweise homogen in unterschiedlichen Varietäten des romance redigiert.
Demgegenüber ist der Fuero de Cáceres4, vereinfacht formuliert, durch eine
Mischung aus einerseits in latín medieval andererseits in romance redigierten
Textteilen charakterisiert. Die Analyse und Beschreibung der sprachlichen
Phänomene, die der Redaktor von CA aus den in latín medieval verfaßten
Vorlagen übernimmt bzw. hinsichtlich derer er davon abweicht bzw. in romance
redigiert, bietet somit eine geradezu ideale empirische Grundlage für die
Beschreibung von Etappen/ Phasen des Sprachwandels vom latín medieval zum
romance5.
1 Vgl. dazu Meyer-Hermann 2013 (in Vorb.)
2 Diese Bezeichnung hat sich seit Martínez Díez (1971) eingebürgert. Es handelt sich um die von dem
verschwundenen, zwischen 1190-1208 entstandenen, lateinischen Fuero de Castelo Rodrigo ausgehende Familia
de Fueros mit den Fueros de Ciudad Rodrigo, Alfaiates, Coria, Castelo Bom, Cáceres, Usagre, Castelo Rodrigo
und Castelo Melhor. Ich habe an anderer Stelle einen ausführlich begründeten, neuen Vorschlag zu einer
Genealogie der FCCC unterbreitet (vgl. dazu das Stemma im Anhang), der von den durch Martínez Díez (1971)
und Cintra (1959) vertretenen Positionen teilweise grundlegend abweicht und auch einige Modifikationen für das
verdienstvolle opus von Barrero García / Alonso Martín (1989) vorschlägt. Der gravierendste Irrtum der von
Martínez Díez (1971, 346) vorgeschlagenen Genealogie der FCCC besteht in der Annahme einer von Ciudad
Rodrigo I ausgehenden Trifucation mit den drei Kanten Alfaiates, Coria und Castelo Rodrigo. Wie ich u.a. in
Meyer-Hermann (2013) im Detail nachgewiesen habe, können die Unterschiede zwischen Alfaiates einerseits
und Castelo Bom und Coria andererseits nur dadurch erklärt werden, dass Coria eine modfizierte Version von
Ciudad Rodrigo, nämlich Ciudad Rodrigo II (und nicht Ciudad Rodrigo I) als Modell/Vorlage genutzt hat. 3 Im Kontext dervorliegenden Untersuchung wird die komplexe Problematik der Definition von latín medieval
ausgespart. Vgl. dazu etwa Pérez González 2008 und Meyer-Hermann 2013 in Vorb.). 4 Sowie der Fuero de Usagre (=US), der eine nahezu wörtlich Kopie von CA ist.
5 Seit der Publikation des “Fuero de Cáceres“ (1998), die außerhalb der Iberia allerdings praktisch unbemerkt
geblieben ist, verfügt die internationale Forschung erstmals über eine kritische Edition des Fuero de Cáceres5,
verbunden mit einer Faksimile-Wiedergabe desselben. Darüber hinaus enthält der Band eine Reihe von Studien
zur mittelalterlichen Geschichte von Cáceres sowie seines Fuero, welche in vieler Hinsicht, abgesehen von
einigen Ausnahmen, die noch zu diskutieren sein werden (vgl. dazu insbesondere unten den Abschnitt 5 über die
in Cáceres angeblich “neuen” Kapitel) den aktuellen Forschungsstand repräsentieren Es sind dies “Estudio
jurídico de los Fueros de Cáceres” von Bruno Aguilera Barchet (1998), “Panorama histórico de Cáceres en el
siglo XIII” von María Dolores García Oliva (1998), die Untersuchung “La vida en los Fueros de Cáceres” de
Alberto Muro Castillo (1998), sowie die Studie “El Fuero de Cáceres y los fueros extensos extremeños” von
Belén Clemente Campos (1998). Zu einer Diskussion von Clemente Campos (1998) vgl. unten Kapitel 6.
4
2. Einige Daten zur Geschichte von Cáceres bis zur reconquista in 1229
Auf dem Territorium des heutigen Cáceres (Extremadura) errichten die
Römer gegen Ende des 1 Jahrhunderts v. Chr. die Stadt Norba Caesarina, die im
Verlauf des allgemeinen Niedergangs des römischen Reiches im 4. Jhdt. an
Bedeutung verliert und im Verlauf der im 5. Jhdt. beginnenden germanischen
Invasionen praktisch aufhört zu existieren. Im 12. Jahrhundert erkennen die
Mauren, in dem Maße, in dem die reconquista nach Süden vorankommt, die
Bedeutung dieses Platzes als Festung6. Archäologische Funde dokumentieren,
dass die Mauren eine Festungsmauer errichteten, die eine Oberfläche von mehr
als 7 ha umschloss. In der einschlägigen Literatur wird diese Konstruktion
verschiedentlich der Initiative des Kalifen Abd al-Mumin (1130-1163)
zugeschrieben, der diese aus Lehmziegeln errichtete Mauer um 1147 habe bauen
lassen. María Dolores García Oliva (1998) kann allerdings überzeugend dafür
argumentieren, dass erst nach der großen Almohaden-Offensive in 1174, in
deren Verlauf die Mauren Alcántara, Coria und Cáceres erobern und sogar bis
Ciudad Rodrigo vordringen, die Herrschaft der Mauren südlich des Tajo so
gesichert war, dass die Bedingungen für die Befestigung von Cáceres (unter dem
Kalifen Abu Yaqub (1163-1184) gegeben waren7.
Ab Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1229 hat Cáceres mehrfach den
Besitzer gewechselt. In 1165/1166 erobert der portugiesische „Cid“, Geraldo
Sempavor, die Städte Cáceres, Trujillo, Montánchez und Serpa, in 1169, gegen
die vereinigten maurischen und leonesischen Truppen, auch Badajoz. Fernando
II de León erreicht auf dem Verhandlungswege, dass der portugiesische König
Afonso I Henriques den Mauren Badajoz zurückgibt und dem Königreich León
die Festung Cáceres überläßt. In 1170 erfolgt die Gründung der „Congregación
de los Fratres de Cáceres“, die sich seit 1172 “Orden de Santiago“ nennt. Im
Jahre 1184 scheitert Fernando II, dabei unterstützt von dem Conde de Urgel, bei
dem Versuch, Cáceres wieder zu erobern. Bis zur Schlacht bei Navas de Tolosa
(1212) bleibt der Tajo die südliche Grenze des Königreichs León. Alfonso IX
von León, der in 1213 Alcántara definitiv wieder erobert, gelingt es in eben
diesem Jahr, Cáceres für einige wenige Monate zu besetzen, wird aber noch in
demselben Jahr durch die Mauren wieder daraus vertrieben. Nach mehreren
6 „Prácticamente desconocemos la historia de Cáceres durante la dominación musulmana hasta mediados del
siglo XII” (María Dolores García Oliva 1998, 133) 7 Vgl. María Dolores García Oliva 1998, p. 134.
5
Jahren der Belagerung wird Cáceres definitiv am 23 April 1229 durch Alfonso
IX wieder erobert.
Um dieses letzte Datum hat die Forschung über Jahrzehnte hinweg, nicht
immer sine ira et studio, eine intensive Diskussion geführt. Die präzise
Bestimmung dieses Datums spielt nicht nur für die Geschichte von Cáceres und
seines fuero eine entscheidende Rolle, sondern auch beispielsweise bezüglich
der Bestimmung des Entstehungsdatums der Fueros de Castelo Bom und Coria.
So etwa, wenn in Kapitel 226 dieser beiden fueros u.a. Cáceres als „destino de
concejiles“ genannt wird, was voraussetzt, dass Cáceres zum Herrschaftsbereich
des Königreichs León gehört.
Martínez Díez (1971), dessen Untersuchungsergebnisse über lange Zeit als
ultima ratio behandelt wurden, geht von Oktober 1227 als Datum der
reconquista aus8 und versucht die Nennung von Cáceres als Reiseziel von
concejiles aus Coria und Castelo Bom damit zu begründen, dass das Heer des
Alfonso IX bereits seit 1222 um und in Cáceres präsent gewesen sei: „como la
hueste leonesa ya desde 1222 se asentaba en el campo cacereño, e incluso el Rey
en ese año fechaba sus documentos en Cáceres9, podia muy bien preverse en el
Fuero [de Coria, MH] el envio de mensajeros concejiles aun antes de la
ocupación definitiva de la plaza“ (353).
Wie ich in Meyer-Hermann (2013) bezüglich der Paragraphen 226 von
CB und CO im Detail begründet habe, ist es jedoch völlig realitätsfern,
anzunehmen, dass in einem fuero ein Reiseziel für concejiles genannt wird,
welches zum Zeitpunkt der Konzession des fuero nicht zum Besitz des
Königreiches León gehörte. Damit wäre der König Gefahr gelaufen, sich der
Lächerlichkeit preiszugeben.
García Oliva (1998) kann außerdem zeigen, dass die in 1222
unternommenen Versuche des Alfonso IX, Cáceres zu erobern, scheiterten.
Möglich ist auch, wie García Oliva (1998) aufgrund der Anales Toledanos II10
darlegt, dass Alfonso IX schon in 1222 die Versuche Cáceres zu erobern „ante la
oferta económica recibida del rey marroquí“ (García Oliva 1998, 136) wieder
aufgegeben haben dürfte.
8 Vgl. Martínez Diez 1971, p. 353.
9 Aquí Martínez Diéz (1971) remite a la obra de Julio González, Alfonso IX, vol. II, p. 537-538.
10 (in España Sagrada XXIII, pág. 406)
6
Die jahrzehntelange Diskussion um das Datum der definitiven reconquista
von Cáceres kann mittlerweile jedoch als beendet angesehen werden. Während
vor allem Lumbreras Valiente (u.a. 1956, 1974) für 1227 als Datum der
reconquista argumentiert hatte, dem sich Martínez Diéz (1971) anschließt,
plädiert bereits Floriano Cumbreño (1957, 1987a, 1987b, 1987c) wiederholt für
1229. Entscheidende neue Argumente bzw. Fakten, welche für den 23. April
1229 als Tag der definitiven reconquista von Cáceres sprechen, liefert
schließlich Lomax 1979, 1984), Argumente, denen sich auch García Oliva
(1998) 11
und Aguilera Barchet (1998) anschließen12
.
3. Zur Entstehungsgeschichte des Fuero de Cáceres
Den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich der Entstehungszeit des Fuero
Extenso (=FE) repräsentiert Aguilera Barchet (1998). Dieser macht deutlich, wie
unten zu zeigen sein wird, dass einige durch Martínez Díez (1971) vertretene
Positionen, die lange Zeit als communis opinio in dieser Frage angesehen
wurden, zu präzisieren, zu korrigieren und zu widerlegen sind.
Nach Aguilera Barchet 1998 „es más que probable que el núcleo inicial de
FE sea anterior a la confirmación de 1231. En primer lugar por la propria
referencia a FE que hace Fernando III en el privilego de de 1231 en donde
expresamente se menciona la confirmación de “omnes foros uestros, quos uobis
dedit pater meus13
” (Aguilera Barchet 1998, 167). Für die Entstehungszeit von
FE vor 1231, und logischerweise nach der definitven reconquista von Cáceres in
1229 spricht auch, dass eingangs von FE „Trugielo, et Sancta Cruz, et
Montanches, Merida et Badaioz“ 14
explizit als in in maurischem Besitz (scil.
„De moros eran“) benannt werden. Diese Situation ändert sich mit der Schlacht
von Alanje in 1230, in deren Folge Montánchez, Mérida und Badajoz unter
leonesische Herrschaft gelangen. Das würde bedeuten, dass der „núcleo inicial“
des FE nach der reconquista de Cáceres am 29. April 1229 und vor der Schlacht
11
Eine umfassende Darstellung dieser Diskussion enthält García Oliva 1998, p. 137-140. 12
Dieses Datum wird übrigens bereits in einem „Testimonio romanceado de la Carta de Población expedido a
petición de Juan Mateos, mayordomo del Casar, en nombre de esta aldea“ (García Oliva 1998, 125) vom 31.
August 1492 genannt: “Sub era mill CC LX VII, in mense aprili, en la fiesta de Sant Jorge, el nuestro sennor
Ihesu Christo, que nunca despreçio las oraciones del puebla cristiano, por las manos del muy noble glorioso don
Alonso, rrey de Leon e de Galizia, dio Caçeres a cristianos, la villa vazia de la gente de los moros” (zitiert nach
García Oliva 1998, 125). 13
Vgl. den Text dieses “Fuero Latino” in der Transkription durch María Dolores García Oliva in „Fuero de
Cáceres“ 1998, pp. 31-34. 14
Vgl. Fuero de Cáceres 1998, p. 45.
7
von Alanje durch Alfonso IX konzediert wurde. „Algo que pudo ocurrir en
Coria, en torno al 16 de mayo de 1229, día en que el monarca leonés estaba en la
ciudad cauriense“ (Aguilera Barchet 1998, 168). Aguilera Barchet gibt zu
bedenekn, dass zu diesem hypothetischen Datum möglicherweise lediglich der
“Fuero breve latino de Cáceres / Charta Populationis” konzediert wurden,
während die Ausarbeitung des Fuero Extenso, mit der dabei notwendigen
Adaptation an die spezifischen Verhältnisse von Cáceres, eine größeren
Zeitraum in Anspruch genommen habe. Aguilera Barchet (1998) hält es deshalb
nicht für abwegig (scil. „descabellado“, p. 168) „retrasar le fecha de la primera
redacción de FE (FA) a un momento anterior a la muerte de Alfonso IX,
ocurrida en Villanueva de Sarriá el 24 de septiembre de 1230” (Aguilera Barchet
1230, 168). In jedem Fall kann der Schreiber dieses ersten Fuero de Cáceres nur
die zwischen 1205/1208 und 1227 (Datum der Konzession des Fuero de Coria
an Salvaleón) entstandene, lateinische Version des Fuero de Coria (= Coria I im
Stemma meines Genealogie-Vorschlages)15
zum Vorbild genommen haben16
.
Dieser Befund läßt sich exemplarisch an einem Vergleich von Kapitel
Cáceres 378 mit den korrespondierenden Kapiteln CB 388, CO 377 und CR V,
40 dokumentieren. Dabei kann auch gezeigt werden, dass die in diesen Kapiteln
enthaltenen Regelungen noch nicht in Ciudad Rodrigo I enthalten gewesen sind,
sondern erst in dem gegenüber Ciudad Rodrigo I überarbeiteten, vor 1209
entstandenen Ciudad Rodrigo II eingeführt wurden. Das im Prinzip
entsprechende Kapitel 491 (scil. „Toto homine qui debent ire ad rege“) des
Fuero de Alfaites, der als Kopie von Ciudad Rodrigo I gilt, stellt offenkundig
eine vergleichsweise rudimentäre Vorform17
der Regelungen dar, wie sie dann
bei der Konzeption von Ciudad Rodrigo II redigiert wurden und (via Ciudad
Rodrigo II) Eingang in Coria, Castelo Bom, Cáceres und Castelo Rodrigo V, 40
gefunden haben. Gleichzeitig macht dieser Vergleich auch deutlich, dass der
Text des Fuero de Cáceres, wie uns heute vorliegt, und in Fuero de Cáceres
1998 transkribiert ist, nicht der noch von Alfonso IX konzedierte Text ist,
sondern nach der Vereinigung der Königreiche (in 1230) entstanden sein muß.
15
Zu der Textgeschichte der Fueros de Coria und Coria vgl. Meyer-Hermann (2013). 16
Inhaltliche Unterschiede zwischen Coria I und Coria II bzw. mutatis mutandis die Tatsache, dass sich Cáceres
an Coria I orientiert hat, bzw. auch, dass CB Coria II als Modell genutzt hat (und nicht Coria I), läßt sich
beispielsweis an den Übereinstimmungen zwischen CB 135 und Coria 136 einerseits, sowie der
Übereinstimmung zwischen Cáceres 254 (letzter Satz) und Castelo Rodrigo VIII, 7 andererseits zeigen. 17
Vgl. Den Text von AL 491 (PMH, Leges et consuetudines, fasc. 6, p. 843): “Estos sum coptos de homines qui
debent ire ad rege usque ad zamora et usque ad thoro, deinde deuante non uadant sint (sic) uoluerint.”
8
Castelo Bom 388 Coria 377 Cáceres 378 Castelo Rodrigo V, 40
Qui se uoluerit alzare ad
regem.
Toto homine que pro suo
iudicio se uoluerit alzare
ad regem, alze se usque ad
X morabitinos aut plus et
non pro minus: et qui se
alzauerit ad regem mittat
pignus de IIII morabitinos
et alter de duos et uadant
ad regem usque ad
dorium et non plus. Et si
forte noluerint ire ad
regem, prendant iudicium.
Et si forte non fuerit rex in
istos terminos, sperent et
stet iudicium suum usque
ueniat regem ad terminos.
Et quando fuerint ad
regem usque VI dies ille
qui se alzauit mittat ad
alium ad regem, sin autem
alter faciat illi testigos de
los fideles et ueniat se. Et
si illud iudicauerit rex qui
et alcaldes, ille qui se
alzauit pectet II
morabitinos a los fideles
et IIos
a los alkaldes: si
alter cadiderit pectet II
morabitinos a los fideles.
Et de illo die que uenerint
ille qui cadiderit ad VIIII
dies de los morabitinos,
sin autem det fiador de
queda de los penos.
Qui por su juizio se alçar
al rey.
Todo ome que por su
juizio se quisier alçar a
rey, alçese hasta diez
maravedis ho mas, e no
por menos. E el que se
alçare al rey, meta pennos
de quatro maravedis, e el
otro de dos. E vayan al
rey fasta Duero no mas. E si por aventura no
quisieren ir al rey, tomen
juizio. E si por aventura
no fuer el rey en estos
terminos, esperen, e este el
su juizio hasta que venga
el rey a los terminos. E
quando fueren al rey, fasta
seis dias el que se alçar,
meta el otro al rey; si no,
el otro fagalle testigos de
los fieles, e venganse. E si
lle julgare el rey lo que
julgaron los alcaldes, el
que se alçar peche dos
maravedis a los fieles e
dos a los alcaldes. E si el
otro cayr, peche dos
maravedis a los fieles. E
del dia que vinieren, el
que cayr, a nueve dias de
los maravedis; si no, de
fiador de queda de los
pennos.
Qui se alzare al rey.
Todo omne que per suo
iudizio salzare al rey
alcese al rey fasta X
morabedis aut plus, et non
per minus. Et aquel que se
alzare al rey meta penos
de IIIIor
morabedis en
manos de los alcaldes, et
el otro de II. Et uayan al
rey en el regno de Leon
fasta Duero, en el regno
de Castiella fasta
Medina, et Auila, et a
Toleto, et non plus. Et si
aquel que se alza al rey
non quisiere yr, prenda el
iudizio de los alcaldes. Est
si per uentura non fuere el
rey en estos terminos.
Sperenlo usque ueniat
regem a estos terminos. Et
quando fuerint as regem,
usque VI dias, aquel que
se alzo meta al otro al rey.
Sin autem, faciatle testigos
de los fideles, et ueniatse.
Et si aquelo iudgar el rey
que los alcaldes, aquel que
se alzo peche II morabedis
a los fieles et II a los
alcaldes. Si alter cadiderit,
pectet II morabedis a los
fieles. Et de illo die que
uenerint, aquel que cayer,
a VIIII dias de los
morabedis. Sin autem, det
fiador de queda de los
pennos.
Qui por seu iuyzio se
queser alçar.
Tod omne que por seu
iuyzio se queser alçar a
rey, alcesse fasta .X. mor.
ou mas, e non por menos;
e el quese alçare a rey,
meta pennos de .IIII. mor.
e el outro, de .II.; e uaya
al rey fasta Doyro e non
mays. E, si per auentura
non quere ir al rey, tome
iuyzio de alcaldes. E, si
per auentura non foren al
rey en estos terminos, ste
seu iuyzio fasta fasta que
uenga rey en estos
terminos. E, quando
forena rey, fasta .VI. dias
el quese alçare meta al
outro ad rey; si non,
fagalle testigos delos
fieles e uengase. E, si
aquelo iulgare el rey que
iulgaren los alkaldes, el
que se alço peyte .II. mor.,
a hos fieles e .II. a hos
alkaldes; si el outro cayre,
peyte .II. mor. a hos fieles.
E, daquel dia que ueneren,
el que cayre a .IX. dias dé
los mors.; si non, dé fiador
de queda delos pennos.
Die Kapitel Castelo Bom 388 (scil. et uadant ad regem usque ad dorium
et non plus), Coria 377 (scil. E vayan al rey fasta Duero no mas) und Castelo
Rodrigo V, 40 (scil. e uaya al rey fasta Doyro e non mays) repräsentieren eine
Regelung, die in der Zeit der unabhängigen Existenz des Königreiches León (bis
1230) Gültigkeit hatte. In Coria und Castelo Bom findet eine Anpassung an die
durch die Vereinigung der Königreiche (in 1230) entstandene veränderte
Situation durch eine carta de Fernando III statt, die Coria als angehängtes
Kapitel 402 enthält, und Castelo Bom als in den Text integriertes Kapitel 38918
.
18
Zu der Diskussion um diesen Brief des Fernando III vgl. ausführlich Meyer-Hermann (2013).
9
Im Kapitel 378 des Fuero de Cáceres erfolgt eine Anpassung der
Bestimmungen an die nach 1230 eingetretene neue politische Situation, ohne
dass an irgendeiner Stelle des Fuero auf einen Brief des Fernando III Bezug
genommen würde: Et uayan al rey en el regno de Leon fasta Duero, en el regno
de Castiella fasta Medina, et Auila, et a Toleto, et non plus.
Der Brief des Fernando III, auf den in den fueros Castelo Bom und Coria
Bezug genommen wird, ist nach der reconquista von Córdoba (in 1236)
geschrieben worden19
. Dass dieser Brief in Cáceres weder explizit
wiedergegeben noch in einer impliziten Weise auf ihn Bezug genommen wird,
ist wohl am ehesten damit zu erklären, dass der Text dieses Kapitels 378 des
Fuero de Cáceres, so wie er uns heute vorliegt, nach der Vereinigung von León
und Castilla (in 1230) und vor der Eroberung von Córdoba (in 1236) verfaßt
wurde. Das heißt: es ist wahrscheinlich, dass der núcleo inicial des Fuero
Extenso de Cáceres, wie er noch unter Alfonso IX konzediert wurde, zunächst
eine Regelung enthielt, die, aus Ciudad Rodrigo II übernommen, auch in Castelo
Bom 388, Coria 377 und Castelo Rodrigo V, 40 enthalten ist20
.
Die Entstehung und (Weiter-) Entwicklung „des“ Fuero de Cáceres
untergliedert Aguilera Barchet (1998) in zwei Phasen. Die erste Etappe umfaßt
die Entstehung der Charta Populationis, des „núcleo inicial“ des Fuero Extenso
und die „refundición y ampliación de la carta puebla inicial en la Confirmación
de Fernando III“ (169). Diese Phase umfaßt den Zeitraum zwischen Mai 1229
19
Darin weist sich Fernando III als “rex (…) Cordube” (Coria no. 402) aus. 20
Zu der Frage, in welcher Hinsicht sich Cáceres von den Vorlagen Coria und/oder Coria II unterscheidet, vgl.
unten Kapitel 5. Wesentliches dazu findet man auch bei Aguilera Barchet (1998) sowie Clemente Campos 1998.
Aguilera Barchet 1998 verweist naturgemäß u.a. auf die Unterschiede, die durch die „necesaria adaptación de los
preceptos forales caurienses a la realidad local cacereña“ (171) bedingt sind; so könne man in dem Fuero
Extenso de Cáceres (im Vergleich zu Coria) „un incremento sistemático de la cuantía de la penas pecuniarias
fijadas en FE“ (171) bobachten, die Aguilera Barchet (1998) mit der „necesidad de adaptarlas [las penas, MH] a
la variación experimentada por el coste de la vida entre la redacción de Fuero cauriense y la puesta por escrito de
FE” (171). Aguilera Barchet (1998, p. 191, n.194). führt eine Reihe von Beispielen an, in denen die in Cáceres
festgesetzten Strafen gegenüber Coria teilweise verdoppelt und vervielfacht wurden, so von 10 maravedis in
Coria 51 [nicht 6 wie Aguilera Barchet irrtümlich anführt] im entsprechenden Kapitel 53 von Cáceres auf 20
moraberis (sic), von 1 maravedi in Coria 93 auf 5 marabedis in Cáceres 101, etc. Das Argument der gestiegenen
Lebenshaltungskosten halte ich dennoch nicht für stichhaltig, zum Einen, weil nicht davon ausgegangen werden
kann, dass innerhalb der wenigen Jahre zwischen der Entstehung von Coria I (um 1227) und der des „nucleo
inicial“ des Fuero de Cáceres (bis 1231) eine Inflation von 100% und mehr unterstellt werden kann. Zum
Anderen, weil in der überwiegenden Mehrzahl der Kapitel die in Cáceres vorgesehenen Strafen denen
entsprechen, die in Coria vorgesehen sind. Man müßte begründen können, dass und warum in diesen Fällen das
Inflationsargument nicht zutrifft, beispielsweise, warum für das Vergehen „Qui vendimiar vinna antes de San
Çebrian, peche X maravedis“ (Coria 92), in Cáceres 100 ebenfalls 10 morabedis als Strafe vorgesehen sind, usw.
Zudem unterläuft Aguilera Barchet (1998), wie ich unten ausführlich darlege ein grundlegender
methodologischer Irrtum, wenn er bezüglich der Neuerungen des Fuero de Cáceres (gegenüber Coria) den Text
des Fuero de Cáceres mit dem Text des Fuero de Coria (von 1531) vergleicht, der aber gar nicht als Vorlage für
Cáceres gedient haben kann.
10
(kurz nach der definitiven reconquista von Cáceres am 23. April 1229) und
März 1231.
In der zweiten Entwicklungsetappe finden die „redacción de un conjunto
de «leyes locales autóctonas», die Hinzufügungen der Kapitel 403 bis 408,
sowie des sogenannten „Fuero de los Ganados“ (Kapitel 409-490) statt. Nach
Aguilera Barchet (1998), 169, der sich damit Orti Belmonte (1947) anschließt,
handelt es sich dabei um den Zeitraum zwischen dem Ende der Herrschaft des
Fernando III (in 1252) und den ersten Jahren der Herrschaft des Alfonso X, d.h.
die Dekade zwischen 1245 und 125521
.
Bei dem in den Archiven des Ayuntamiento de Cáceres bewahrten Códice
de los Fuero de Cáceres, dessen Transkription und Facsimile-Abruck in „El
Fuero de Cáceres“ (1998) enthalten sind, handelt es sich nicht um das Original,
dessen Entstehung (concesión) für die Zeit zwischen 1230 und 1235
angenommen wird. Zwischen den Paläographen ist umstritten, wie die Schrift
des in den Archiven des Ayuntamiento de Cáceres bewahrten Codex zu
charakterisieren sei (sc. „letra francesa de finales del siglo XIII”; “gótica
libraria”; “minúscula francesa”; “minúscula redonda con tendencia a la
angulosidad que apunta ya hacia la gótica”, etc.22
). Einigkeit besteht hingegen
darin, dass das Manuskript des Codex „hacia mediados o finales del siglo XIII“
entstanden sein dürfte.
4. Die sprachliche Sonderstellung des Fuero de Cáceres innerhalb der
FCCC
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Fokussierung auf den Fuero de
Cáceres23
, abgesehen von der überraschenden Tatsache, dass es bisher keine
21
Vgl. Aguilera Barchet 1998, p. 169. 22
Vgl. dazu García Oliva (1998, p. 12-13). 23
Hinsichtlich des Textes von CA beziehe ich mich auf die durch María Dolores García Oliva realisierte
kritische Edition in „El Fuero de Cáceres, edición crítica y facsimilar“ (obra coordinada por Matilde Muro
Castillo 1998, pp. 43-121.). Nach Bruno Aguilera Barchet (1998) kann die Chronologie der Entstehung von CA
in drei Etappen untergliedert werden. Während der Regierungszeit von Alfonso IX de León (bis 1230) entstehen
die „Charta Pupulationis“ und der als „Fuero Alfonsí“ bezeichnete, die Kapitel 1-401 umfassende Teil von CA.
In die Regierungszeit von Fernando III de Castilla y León (ab231) fällt die zweite Etappe, während der dieser am
12. März 1231 die confirmación der durch seinen Vater (Alfonso IX) erlassenen fueros vornimmt. In diese
Etappe fällt auch die Hinzufügung der Kapitel 402-408. Die dritte Etappe fällt in die Regierungszeit von
Alfonso X (1252-1284). Sie ist vor allem durch die Hinzufügung der als „Fuero de los Ganados“ bezeichneten
Kapitel 409-490 gekennzeichnet. Wie ich in den Erläuterungen zu meinem (neuen) Vorschlag zu einer
Genealogie der FCCC dargelegt habe, dürfte der codex, aufgrund dessen die oben erwähnte kritische Edition
11
linguistischen Analyse von CA gibt24
, darin begründet, dass CA innerhalb der
Familie der Fueros de Coria Cim-Coa (=FCCC) eine Sonderstellung einnimmt.
Es handelt sich um einen hybriden Text25
, d.h. um einen Text, der in
verschiedenen Hinsichten und auf verschiedenen Ebenen sprachlich heterogen
ist.
Während die Fueros de Alfaiates (=AL) und Castel Bom (=CB), cum grano
salis, in homogener Weise als in einer Variante „des“ latín medieval
foral/diplomático redigiert eingestuft werden können, sind die Fueros von Coria
(=CO), Castelo Rodrigo (=CR) und Castelo Melhor (CM) gesamthaft eher als
romance-Texte identifizierbar26
. Innerhalb der FCCC ist lediglich CA (sowie der
eine nahezu wörtliche Kopie von CA darstellende Fuero de Usagre) durch eine,
wiederum vereinfacht formuliert, „Mischung“ bzw. „Nebeneinander“ von
Sprachstrukturen „des“ latín medieval und des romance gekennzeichnet: so
enthält CA Kapitel (Paragraphen), die (a) insgesamt eher in einer Form „des“
latín medieval geschrieben sind27
, neben solchen, die (b) insgesamt eher in einer
Ausprägung „des“ romance verfaßt sind. Wir finden diese Sprach-„Mischung“
auch (c) innerhalb von Kapiteln, ja sogar innerhalb von Sätzen:
(a) Gesamthaft eher in “latín medieval” geschriebene Kapitel:
Nullus homo non paret fiel nisi post missa matutinale dicta usque uesperas,
nisi ad radicandum hominem (CA, no. 25, p. 49)
Nullus homo qui bis pignorauerit in die aut parare fiel, pro una demanda
pectet28
I morabedi suo contemtori (CA, no. 26, p. 49) vorgenommen wurde (und der in den Archivos del Ayuntamiento de Cáceres aufbewahrt wird), um die Mitte des
13. Jahrhunderts entstanden sein. Die vorliegende Analyse beschränkt sich auf die Kapitel 1-401 von CA,
insofern in diesen Kapiteln im Wesentlichen die Regelungen enthalten sind, die auch in den anderen FCCC zu
finden sind. Zu den in CA (im Vergleich mit Coria) „neuen“ Kapiteln vgl. unten Kapitel 5.4. 24
Während die FCCC sowohl von historischer Seite (vgl. etwa Martín Benito 2002) als auch durch
Rechtshistoriker (vgl. etwa vor allem die Arbeiten von Nogueira 1982, 1983 und 1998, sowie Aguilera Barchet
1998) hinreichend untersucht sind, sind die FCCC, abgesehen von der wegweisender Studie von Luis F. Lindley
Cintra zur „ „Linguagem dos Foros de Castelo Rodrigo“ (Cintra 1959), die Ausblicke auf die Sprache der
übrigen Mitglieder der FCCC enthält, für die (historische) Linguistik praktisch terra incognita. 25
Zu „documentos medievales híbridos“ vgl. auch Meyer-Hermann (2010). 26
Zur Diskussion der fundamentalen Problematik der Identifikation sprachlicher Strukturen als Instanzen “des”
latín medieval oder “des” romance verweise ich auf Meyer-Hermann 2013 (in Vorb.). 27
Diese Einstufung erfolgt hier ad hoc und provisorisch. 28
Meine Hervorhebung. In dem Manuskript des Fuero de Cáceres, aufgrund dessen García Oliva die kritische
Edition “El Fuero de Cáceres” (1998) erstellt hat, wird die Form “3. Sg. Praesens Konjunktiv” des Verbs
“bezahlen” bzw. “pagar” regelmäßig durch “p.” repräsentiert. Das vollständige Symbol des Manuskriptes ist ein
“p.” mit einem über dem “p.” plazierten “‾”, was durch die zur Verfügung stehenden fonts hier nicht dargestellt
werden kann. In ihrer Transkription löst García Oliva diese durchgängige Abkürzung in zwei unterschiedlichen
Weisen auf, d.h. entweder durch pectet oder durch peche: “El criterio general ha sido considerar la lengua
utilizada en la redacción de la frase en la que se encuentra dicha abreviatura y, de acuerdo con ella, aplicar la
forma latina o romance” (García Oliva 1998, 25). García Oliva expliziert nicht aufgrund welcher Kriterien sie
12
Uiro et mulier que unitatem fecerint, faciant illam in die dominico, exida de
la missa matutinale in collatione de uilla, aut sabbato ad uesperas, et preste. Sin
autem, non prestet. (CA, no. 79, p. 57)
(b) Gesamthaft eher in “romance” geschriebene Kapitel:
Tod omne que ganado echar a pastor per Sancti Ihoanis, et depues ge lo
quisier toller fueran [sic] per catiuazon o per eneniztad (sic), deli todo so soldar
al pastor. Et si por catiuazon o per enemizad ge lo quisiere toller, dele quanto
ouiere merescido. Et si el pastor delexar el ganado pierda lo que a merescido si
non fuer per catiuazon, uel per inimizad o per enemiztad o per morte. (CA, no.
148, p. 67)29
Tod omne que pidier en conceio non le den mays de I morabedi, et qui su uoz
touier, o mas le mandare, peche IIII morabedis al conceio. (CA, no. 166, p.69)
Qui danno in uinna feziere, por cada uide que fuer pascida peche V solidos,
et dende arriba fasta X morabedis sea calompna de pacedura de uinna. Et qui hi
tomare porcos, oueias o otro ganado, excepto cabeza mayor, mate de illos dos si
uoluerit, et non tome otra calumpnia. (CA, no. 98, p. 59)
(c) “Mischung” bzw. „Nebeneinander“ von Latein und romance innerhalb
eines Kapitels:
Tod omne que ante alcalde baraiar, et el alcalde per iudizio mandare
bestiam mittere, et no la metier, pectet I morabedi <querenti>. Tod omne qui
bestia ouier a meter, cada tecer(sic) dia bestiam mittat, et quantas bestias non
metier, tantos morabedis pectet <querenti>. Tod omne qui bestiam debuerit
mittere, mittat una bestia mortua que uala I morabedi, et dend adelant meta
bestias uiuas al foro. (CA, no. 14, p. 47).
Qui uindemiare uina de pago ante festum Sancti Cipriani peche X
morabedis, los midios alcaldes et medios al conceio, sacado el termino que el
conceio pusiere. Et a quien fallaren uuas o agrazes, si recabdo non diere onde
las ouo, peche I morabedi al quereloso. Et si dixerit: “conparelos”, de otor. Et
si otor non diere, pectet sicut scriptum est. Et aquel otor que otorgare de
jeweils entschieden hat, die Sprache des Kontextes für „p.“ als Instanz des Lateinischen oder des romance zu
identifizieren. 29
Vgl. etwa das lateinische Äquivalent des Kapitels CA148 in dem Fuero de Alfaiates (AL) no. 141: Totos los
que ganado iactarent ad pastor per sancto iohanne et postea uoluerit suo dominus tollere, excepto per
captiuazon aut pro inimicitate, det quantum habeat merecido, et per alia causa del (sic) totum quomodo si toto
anno lo uelasse, et si ille dimiserit el ganado perdat illo quod habeat merecido.
13
recabdo onde las ouo. Sin autem, pectet I morabedi quereloso. (CA, no 100, p.
60)30
Mulier que ante danno tomar marido peche IIII morabedis a los alcaldes de
germanitate, et si con mandado dalcaldes casare, como se con ellos auiniere. Et
si mulier pregnata acceperit uirum, sit desheredada et tomen la metad de so
auer, tam de moble quam radice, los parientes del morto, et aliam medietatem
accipiat concilium poral castiello. Et qui acceperit eam pregnantem, si infans
mortuus fuerit, pectet calompna parentibus mortui et exeat inimicus. (CA, no
81, p. 57).
5. Zu den Gründen für die Verwendung des latín medieval oder des
romance in CA.
Hinsichtlich der Motive, welche den/die Kopisten/Schreiber/Redaktoren bei
der Niederschrift von CA II jeweils dazu veranlaßt haben könnten, eine Form
des latín medieval oder des romance zu verwenden, ist kein einheitliches,
systematisch und konsistent angewendetesVerfahren rekonstruierbar.
Es können jedoch über eine Zufallsdistribution hinausgehende, signifikative
Tendenzen rekonstruiert werden, die eine plausible Erklärung in der historischen
Position von CA innerhalb der Genealogie der FCCC finden, d.h. in der in
Etappen stattfindenden Entstehungsgeschichte dieses fuero, dessen erhaltener
codex um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden ist, zu einem Zeitpunkt also,
zu dem der Prozess des „Übergangs“ vom Lateinischen zum romance in el
30
Vgl. daneben exemplarisch den insgesamt „eher“ lateinischen Paragraphen 90 in CB:“Qui uindimiare uinea
ante festum sancti cipriani pectet x morabitinos a los alcaldes, excepto termino ad alá, quomodo est scriptum. Et
qui inuenerit uuas aut agrazes, si recabdo non dederit und eos habet pectet I morabitinum al quereloso. Et si
dixerit – comprè los – det otor: et si otor non dederit, pectet. Et illo otor qui otorgare dè recabdo unde eos
habuit, sin autem pectet al quereloso I morabitinum” (PMH, Leges et consuetudines V. 1, fasc. 5, p. 755). Es ist
offenkundig, dass es sich nicht um einen etwa nach den Regeln des „klassischen“ Lateins redigierten Text
handelt. Die darin enthaltenen romance-Elemente (scil. u.a. a los alcaldes, al quereloso , comprè los, etc.)
verweisen auf die grundsätzliche Problematik der Definition der Kriterien, aufgrund derer ein Text als Instanz
„des“ latín medieval diplomático identifiziert werden soll. Die Frage wäre, ob es als differentiae specificae der
Definition von „latín medieval diplomático“ gelten sollte, dass die so ausgezeichneten Texte romance-Elemente
enthalten? Die Frage gilt mutatis mutandis auch für den entsprechenden romance-Text in Coria: „Qui vendimiar
vinna antes de San Çebrian, peche X maravedis al conçejo, salvo en el termino asi como escripto es. E quin
fallaren uvas o agrazes, [si recabdo] no dier donde las ovo, peche I maravedi al querelloso. E si dixier:
“conprellos”, de otor. E si otor no dier, peche la calonna. E el otor que otorgar, de recabdo donde los ovo; si
no, peche al querelloso un maravedi.“ (CO, no. 92, p. 36). Man könnte etwa bzgl. der Varianten peche I
maravedi al querelloso vs. peche al querelloso un maravedi (scil. Position des indirekten Objektes) fragen, ob
diese Variation ein Charakteristikum einer bestimmten Entwicklungsetappe „des“ latín medieval und damit
„des“ romance ist, während die Nachstellung von quereloso, wie sie etwa in dem entsprechenden CA-Kapitel
100 zweimal belegt ist, am Ende dieser Entwicklung zur Standardabfolge des romance wird, usw.
14
lenguaje diplomático als weitestgehend abgeschlossen angesehen werden
kann31
.
Die Verwendung des Lateinischen oder des romance korreliert in einer
Vielzahl von Fällen signifikativ mit dem Tatbestand, in welchem Maße CA mit
den als Vorlage dienenden Fueros de Coria I und Coria II inhaltlich
übereinstimmt oder von diesen abweicht32
.
5.1. Inhaltliche Übereinstimmung zwischen CA und Coria I und/oder
Coria II als Motiv für die Verwendung von latín medieval
Wenn CA aus Coria I und/oder Coria II ein Kapitel übernimmt, ohne dass
CA dabei gegenüber der Vorlage in Coria I und/oder Coria II eine inhaltliche
Modifikation vornimmt, besteht eine mehr als zufällige Wahrscheinlichkeit,
dass CA den lateinischen Text übernimmt, in dem dieses Kapitel in der Vorlage
in Coria I oder II redigiert wurde.
Da Coria I und Coria II nicht erhalten sind, kann diese Hypothese nicht auf
direktem Wege, d.h. durch den Vergleich mit Coria I oder II, sondern nur
indirekt verifiziert werden. Wie aus meinem Vorschlag eines Genealogie-
Stemmas der FCCC (siehe Anhang) ersichtlich, hat der erhaltene lateinische
Fuero de Castelo Bom in seiner ersten Version (scil. Castelo Bom I, 1229-1230
entstanden) Coria II als Vorlage genutzt. Inhaltliche und sprachliche
Übereinstimmungen zwischen den entsprechenden Kapiteln in Castelo Bom und
Cáceres können dann als signifikativer Beleg für die Hypothese interpretiert
werden, dass CA tendentiell dann in Latein redigiert (kopiert) wurde, wenn CA
keine inhaltlichen Veränderungen gegenüber Coria II vornimmt33
.
Hier zur Veranschaulichung einige Beispiele für lateinische Kapitel in CA,
deren „Latinität“ darin begründet sein dürfte, dass sie, wie der Vergleich mit
31 Vgl. etwa Ostos Salcedo 2004, welche „la redacción íntegra – o casi – en castellano de los documentos en las
dos últimas décadas de la primera mitad del siglo XIII“ (483) feststellt.
32 In meinem Vorschlag zu einer Genealogie der FCCC habe ich dargelegt (vgl. das Stemma im Anhang), dass
der verschwundene lateinische Fuero de Cáceres I (1229-1230 entstanden) den verschwundenen lateinischen
Fuero de Coria I (1208-1227 entstanden) als Modell bzw. Vorlage genutzt hat; zum Anderen, dass der erhaltene
Codex Cáceres II (1245-1255 entstanden) eine Überarbeitung/Modifikation von Cáceres I ist und dabei
möglicherweise auch den verschwundenen lateinischen Fuero de Coria II (nach 1229 entstanden) als Vorlage
genutzt hat.
33 Natürlich ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Castelo Bom (in dem einzig erhaltenen codex) keine
bis in jedes Detail getreue Kopie von Coria II ist und insofern nur eine ungefähre Reproduktion bzw.
Rekonstruktion von Coria ermöglicht. Aber die aufgrund der Vergleiche der entsprechen den Kapitel von CA
und Castelo Bom feststellbaren erheblichen Übereinstimmungen lassen doch den Schluß zu, dass Castelo Bom in
hohem Maße über den Text von Coria II Aufschluß gibt.
15
Castelo Bom zeigt, inhaltlich mit der Vorlage in Coria I oder II übereingestimmt
haben dürften:
Castelo Bom 2934
Qui rancura habuerit de alio.
Qui rancura habuerit de alio, det hominem super quem
sit quod non se alze: et si noluerit dare, accipiat eum
absque calumpnia, et cognominet suam rancuram, et
det ueritatem quod ipsam rancuram habet de illo: et si
non dederit ueritatem, non leuet illum super se, et alter
on accipiat illum: et si super hoc acceperit illum pectet
IIIIor
morabitinos illi qui captò et dimittat illum. Et si
noluerit eum dimittere, et miserit eum sub tecto, pectet
illi VI morabitinos: et si miserit eum in cepo aut in
ferros, pectet ei XX morabitinos: et quantos dias alá
transnoctauerit, tantos XX morabitinos pectet, medios
al quereloso et medios ad illum qui leuabat eum super
se: et hoc si potuerit firmare, sin autem iuret sibi V.o.
Et
si ueritatem uoluerit dare, et non habuerit qui eum leuet
super se, accipiat eum absque calumpnia.
Cáceres 2835
Qui rancura habuerit de alio.
Qui rancura habuerit de alio, det hominem super quem
sit que non se alze. Et si noluerit dare, prendat eum sine
calumpnia, et cognominet eum sua rancura et det
ueritatem quia ipsa rancura habet de illo. Et si non
dederit ueritatem, non leuet eum super se et alter non
accipiat illum. Et si super hoc acceperit eum, pectet IIII
morabedis illi cauto et dimittat illum. Et si noluerit eum
dimittere et miserit eum sub tecto, pectet illi X
morabedis. Et si miserit eum in cepo, aut in fierros,
pectet ei XX morabedis. Et quantos dias alla
trasnoctauerit, tantos XX morabedis pectet, los medios
al quereloso et los medios ad illum qui leuabat eum
super se. Et hoc si potuerit firmare, sin autem iuret sibi
quinto. Et si ueritatem uoluerit dare et non abuerit qui
eum leuet super se, accipiat eum absque calumpnia.
Castelo Bom 73, p. 753 Cáceres 79, p.57
Vir et mulier qui unitatem
Vir et mulier qui unitatem fecerint faciant illam in die
dominico exida de la missa matutinale in collatione de
uilla aut sabbato ad uesperas et prestet. Sin autem, non
prestet.
De unitatem
Uiro et mulier que unitatem fecerint, faciant illam in
die dominico exida de la missa matutinale in collatione
de uilla, aut sabbato ad uesperas, et prestet. Sin autem,
non prestet.
Castelo Bom 76 Cáceres 82
Totus homo qui obierit aut mulier et filios uel filias
habuerit, et uirum acceperit mulier uel uir acceperit
mulierem et non habuerint partido cum suis filiis et
post alios filios fecerint et post obierit ille aut illa, cum
los filios primeros parta herentia et mobile quibus
pertinet et postea parta cum los alteros filios, etc.
Nullus homo qui obierit, aut mulier, et filios aut filias
habuerint, et uirum acceperit mulier uel mulier
acceperit uirum, et non habuerint partido con suos
filios, et post alios filios fecerint, et obierit ille aut illa,
con los primeros parta ante tam radice quam mobile
quibus pertinet, et postea parta cum alios filios, etc.
Castelo Bom 394 Cáceres 382
Ad desterminandum.
Quando homines fuerint ad terminandum ueniant cum
eo ante alcaldes et isti alcaldes dente eis pro iudicio ut
uadant ad desterminandum hereditatem illam: dent eis
etiam notum placidum in tercium diem ad portam
ecclesie ad quem ambos conueniant et ibi eligant duos
uicinos desterminatores, et qui ad placitum non uenerit
pectet suo aduersario v solidos: cum uero ad
Ad exterminandum.
Quando homines fuerint ad terminandum hereditatem
ueniant cum eo ante alcaldes, et isti alcaldes dent eis
pro iudicio ut uadant ad esterminandum hereditatem
illam. Dent eis etiam notum placidum in tercium diem
ad portam ecclesie ad quem ambos conueniant, et ibi
eligant II uicinos desterminatores. Et qui ad placitum
non uenerit, pectet suo aduersario V solidos. Cum uero
34
PMH, Leges et consuetudines V.1, fasc. 5, p. 748 35
El Fuero de Cáceres 1998, p. 49.
16
desterminandum hereditatem uentum fuerit
querimoniosus disterminet eam totam rede
circumeundo. Deinde si laborator hereditatis eam
relinquerit, querimoniosus intret hereditatem sine
calumpnia. Si autem laborator defenderit coram illis
disterminatoribus, aplacitet illum querimoniosus ad
primam diem ueneris ad curiam alcaldum et ibi habeat
uterque forum: et siquis aduersariorum illorum ad
placitum non uenerit, uel etiam si uenerit et in causa
conuictus fuerit, relincat hereditatem cum calumpnia vi
morabitinos. Si uero disceptantes fuerint aldeani,
querimoniosus aplacitet suum aduersarium ad tercium
diem ad portam alcalde, et alcalde det eis pro iudicio ut
eant ad desterminandum, ponendo eis placitum, ut
ostensus est superius.
ad exterminandum hereditatem uentum fuerit
querimoniosus, desterminet eam totam rede
circumcindo. Deinde si liberator hereditatis eam
relinquerit, querimoniosus intret hereditatem sine
calunia. Si autem laborator deffenderit, coram illis
desterminatoribus aplacitet illum querimoniosus ad
primam diem ueneris ad curiam alcaldum, et ibi abeat
uterque forum. Et si quis aduersariorum illorum ad
placitum non uenerit, cadat causa. Tamen si defensor
non uenerit ad placitum, uel etiam si uenerit et in causa
conuinctus [sic] fuerit, relinquat hereditatem duplada
cum calunnia VI a(u)reos quereloso. Si uero
disceptantes fuerint aldeani querimoniosus36
, adplacitet
suum aduersarium ad tercium diem ad fenestram sancte
Marie. Et alcaldes dente eis pro iudicio ut eant ad
exterminandum, ponendo eis plazum ut hostensum est
superius.
Castelo Bom 395 Cáceres 384 Coria 383
Qui debuerit firmas recipere.
Quicunque firmas recipere
debuerint non recipiat aduocatum
qui est uel fuit in illa causa, neque
suum inimicum, neque eum qui
spere uel partem habuerint in
peticione, exceptis alcaldibus et
excepto concilio, quare alcaldes
possunt firmare pro su iudicio qui
non taxat: Et excpetis sociis qui
societatem extra uillam ad
lucrandum fecerint: Et excepto
mortuorum, uelud in negociacione
aud in expedicione aut in recloua et
cetera
De recipere firmas.
Quicumque firmas recipere
debuerint, non recipiant aduocatum
qui est uel fuit in illa causa, neque
suum inimicum, neque eum qui
spere uel partem habuerint in
peticione, exceptis alcaldibus et
excepto concilio, quia alcaldes
possunt firmare pro suo iudicio qui
non taxat. Et exceptis sociis qui
societatem extra uillam alucrandum
fecerint, et exceptis mortuorum,
uelud in negociacione, aut in
expedicione, aut in recloua, et
cetera.
Qui firmas reçibier.
Todo ome que firmas ovier a
reçebir, no tome abogado ques o fue
en aquel pleito, ni su enemigo, ni
aquel que ha esperançia o parte en
la petiçion, sacados los alcaldes e el
conçejo, ca los alcaldes pueden
firmar por su juizio que no tayan, e
sacados los conpanneros que
fezieren conpannia por ganar fuera
de la villa, e sacados los que son
idos en sus negoçios, e los muertos,
e los que son idos en algund
desenbargamiento ho en reclova.
Das Kriterium der inhaltlichen Übereinstimmung mit der lateinischen
Vorlage kann allerdings nur tendentiell, und nicht durchgängig, als Grund für
die lateinische Redaktion von Teilen von CA angesehen werden, und ist kein
Resultat eines konsistenten Verhaltens der/des Kopisten von CA.
Das belegt das folgende Beispiel des CA-Kapitels 139, das in romance
redigiert ist, obwohl es inhaltlich mit der Vorlage in Coria I und/oder Coria II
übereinstimmt, wie der vergleichende Blick auf den lateinischen Text von
Castelo Bom 130 zeigt:
36
Das durch die Editorin hinter querimoniosus gesetzte Komma dürfte ein Versehen sein, vielmehr spricht ds
Ms. für ein Komma hinter dem davor stehenden aldeani, was auch inhaltlich sinnvoll wäre, da querimoniosus als
Subjekt zu adplacitet fungiert.
17
Castelo Bom 130 Cáceres 139
Quilibet homo qui casam dederit al alquilé quando suo
plazo uenerit pignorat pro suo alquilé, qualicunque die
uoluerit et sine calumpnia, ropa uel aliud, in
qualicunque domo inuenerit illum, et non habeat
solturas neque ferias, et al fiador simili modo pignoret.
Tod omne que casa diere al alquile, quando so plazo
uiniere, prende per so alquile sin calompna, qual dia se
quisiere, ropa o bestia, en qual casa que quier que le
fallare. Et non aya ferias ni solturas. Et al fiador desa
misma manera lo prende.
5.2. Inhaltliche Divergenz bzw. Modifikation als Motiv für die
Verwendung von romance in CA.
Wenn sich ein Kapitel in CA von dem entsprechenden Kapitel der Vorlagen
Coria I und/oder Coria II (verifizierbar via Castelo Bom) inhaltlich (mehr oder
weniger) unterscheidet, besteht eine mehr als zufällige Wahrscheinlichkeit, dass
dieses Kapitel insgesamt oder hinsichtlich der inhaltlich divergierenden
Passagen tendentiell in romance verfaßt ist.
Wie die Gegenüberstellung von Castelo Bom no. 2 („Qui cremare in
termino“), Cáceres no. 2 („De ignem“) und Coria no.2 („Del fuego“) zeigt,
dürfte die Tatsache, dass der Schreiber von CA gegenüber der Vorlage in Coria I
und/oder Coria II nicht unerhebliche Veränderungen vorzunehmen hatte, und
damit eine weitgehende Neu-Redaktion nötig wurde, dafür verantwortlich sein,
dass bei Gelegenheit dieser Neu-Redaktion eine „Romanisierung“ des Textes
erfolgte. Insbesondere sind dabei die neu hinzugefügten Passagen (durch Kursiv
markiert) insgesamt in romance verfaßt37
:
37
Ein möglicher, korrelierender Grund dafür, dass in CA (gegenüber Coria I oder II, bzw. Castelo Bom) neue
Regelungen bzw. Texte, in romance redigiert wurden, könnte darin bestehen, dass der Redaktor von CA nicht
(mehr) über eine hinreichende Kompetenz verfügte, um diese neuen Passagen in dem latín medieval des als
Vorlage dienenden Coria I und/oder Coria II zu verfassen. Inwieweit bereits in der Entstehungszeit von CA, in
der dritten Dekade des 13. Jahrhunderts, unter den Schreibern, unabhängig von ihrer individuellen Kompetenz in
latín medieval, die Tendenz bestand, Dokumente in romance zu verfassen, bleibt eine offene Frage. In der
vierten Dekade ist die Verwendung des romance, wie die Dokumente des Fernando III belegen, bereits Standard.
18
Castelo Bom 2 Cáceres 238 Coria 2
Qui cremare in termino de castel
bono, desde mayo usque sanctum
martinum, pectet x morabitinos al
concilio, si illi firmarent, et el
dampno ad sus dominos, sin autem
saluet se cum IIIIor
et ille V.o: et pro
isto non dent manquadra.
Todo omne que quemare en termino
de Caceres monte o canpo desde
mayo fasta Sancti Martini, et danno
alguno hi uiniere, peche X
morabedis a ssus donnos el dano
duplatum, si io [sic]39
pudieren
firmar, asi como es super scripto. Et
si non ouier de que pechar, atenlo
de piees [sic] et de manos, et
echenlo en el fuego. Sin autem,
saluese con IIII et ille quinto. Et pro
isto non dent manquadra. E destas
calopnas tome conceio la meetad, et
los montarazes la meetad.
Qui quemare en termino de Coria
desde mayo hasta San Martin, peche
X maravedis al conçejo, si ge lo
firmaren, e el danno a sus duennos;
si non, salvese con IIII e elle el
quinto, e por esto no de manquadra.
Hier einige weitere Beispiele dafür, dass inhaltliche Veränderungen, die
CA gegenüber der Vorlage in Coria I und/oder II zu realisieren hatte,
auslösender Faktor dafür gewesen sein könnten, dass der Schreiber eine
Roamnisierung des betreffenden Kapitels vornimmt:
Castelo Bom 319 Cáceres 314 Coria 320
Pastor qui uiguilauerit porcos.
Toto pastor que curiare porcos de la
porcas habeat suo quarto de la
criazon et media octaua de centeno
Qui uelar puercos.
Todo pastor que puercos uelare
uelelos danno a anno, sicut dictum
est sursum40
. Et de las puercas aya
Pastor que guardar puercos.
Todo pastor que puercos guardar, de
las puercas aya su quarto de la
criazion, e media ochava de çenteno
38
Wie auch ein Blick auf das entsprechende Kapitel I, 5 in Castelo Rodrigo zeigt, das inhaltlich identisch ist mit
Castelo Bom II und Coria II, außerdem, dass Alfaiates kein entsprechendes Kapitel enthält, handelt es sich um
eine Regelung, die erst mit der Entstehung von Ciudad Rodrigo II eingeführt wurde. Das gelegentlich (so etwa
Cintra 1959, p. 23) als Pendant zu Castelo Bom 2, etc. angeführte Kaptel 528 von Alfaiates befaßt sich mit
anderen Delikten (scil. „Qui queymar uinea ó uortho ó colmenar“). 39
„io“ ist die Transkription durch García Oliva in „El Fuero de Cáceres“ (1998, p. 46). Tatsächlich
unterscheiden sich im Manuskript die Grapheme für „i“ und „l“ nur hinsichtlich der Länge des „trazo vertical“:
während das obere Ende des „trazo vertical“ des Graphems „i“ auf der Höhe der Grapheme für „p“, „e“ „n“, „o“,
„a“, etc endet, ragt das Graphem „l“ in der Regel über diese Linie hinaus. Der Unterschied wird besonders
deutlich in der unmittelbaren Nachbarschaft des Graphems für „i“ mit dem Graphem für „l“, etwa in „illud“ (vgl.
10v, Z. 6 von unten, oder „ille“ (vgl. folio 10v, z. 1 von unten) etc. Auch wenn die objektiven Maße des
Graphems dem Standardausmaß des Graphems für „i“ (vgl. folio 8v, Zeile 3 von oben) entsprechen, und insofern
diese Transkription „objektiv“ korrekt ist, plädiere ich für eine Transkription durch „lo“, aus dem einfachen
Grunde, weil „io“ in dem gegebenen Kontext nicht nur keinen Sinn ergibt, sondern auch, weil es die Form
„io“ansonsten in CA nicht gibt. Außerdem gibt es andere Fälle, in denen das Graphem „l“ hinsichtlich seiner
Größe praktisch kaum von dem Graphem für „i“ unterschieden ist, so etwa das „l“ von „la“ in der Passage Et elle
la manquadra, folio 8v, Zeile 8 von unten. Es dürfte sich um einen Flüchtigkeitsfehler des Schreibers handeln. 40
Formelhafte Wendungen, wie sicut dictum est, sind die Textelemente, die als letzte von dem Prozess der
Substitution des latín medieval durch das romance erfaßt werden. So bleiben diese lateinischen Residuen noch in
den ansonsten gesamthaft in romance verfaßten, und um die Mitte des 13. Jhdt. entstandenen Kapitel des „Fuero
de los Ganados“ (ab Kapitel 409 des Fuero de Cáceres) erhalten (vgl. sicut dictum est in CA 466 und 499, sicut
forum est in CA 500 und 504, etc. In Meyer-Hermann 2010 habe ich auf der Basis von 2395 diplomas des 9. bis
13. Jhdt. aus allen Regionen der Iberia die sukzessive Substitution des latín medieval durch das romance
dokumentiert, welche zuerst in dem am wenigsten formelhaften Element des Formulars, dem „Text“ des
Dokumentes stattfindet und in der zeitlichen Abfolge zuletzt die formelhaften Wendungen erfaßt, wie etwa die
invocatio oder das datum.
19
de cada porca. Por porco anal aut
magis Ia octaua de centeno. Et qui
minua habuerit de anno dent ei
media octaua. Et quomodo le uelare
del anno assi ad sua conta.
el quarto de la criazon et sennas
medias ochauas de centeno, et por
los puercos uazios annales o dent
arriba aya senas ochauas de centeno
et sinas quintas morabedi. Et el
puerco que no fuere anal, denly
media ochaua de centeno. Et a
rrazon como los uelare del anno,
assi lo paguen a ssu conta. Et per
quantos perdiere el pastor, peche,
assi como dicho es in alio capitulo.
de cada puerca. Por puerco anal o
mas, un ochava de çenteno. El que
menos ovier de anno, denle media
ochava. E como los velare del anno,
ansi lo paguen a su quenta.
Castelo Bom 137 Cáceres 38841 Coria 138
(ohne Titel)
Alcaldes de germanitate et
andadores colligat sua soldada de
sancto iohanne usque ad festum
sancti michaelis, los arteros quando
los tomaren dent totum suum
directum: et si istud non cogieren de
de sancto iohanne usque ad sanctum
michaelem, non respondeant magis
per ista soldada.
De soldada de alcaldes et
andadores.
Alcaldes dermandad et andadores
coian su soldada desde Sant Ioan
fasta Sancti Micael, et los arteros,
quando los tomaren, denles suo
directo. Et si esto non cogieren
desde San Ioan fasta San Migael,
non les respondan mays por esta
soldada. Todo poblador que fasta
Nauidad uiniere de so derecho a
alcaldes et andadores, et el que
despues Natal uiniere no les de
nada.
[Soldadas de alcaldes de
hermandad].
Alcaldes de hermandad e andadores
cojan sus soldadas de San Juan
hasta la fiesta de San Miguel, e los
arteros, quando los tomaren, den
todo su derecho. Et si esto no
cgieren desde San Juan hasta San
Miguel, non les respondan mas por
esta soldada.
Alfaiates 21 Castelo Bom 32 Cáceres 31 Coria 30 Castelo Rodrigo
II,27
Aldeanus qui casa
habuerit in uilla.
Totus aldeanus qui
casa habuerit in uilla
sedeat uicino, si la
tenuerit populatam
cum filiis aut cum
muliere las duas
partes del anno, et dé
al tercero recabdo
per totas suas postas:
et si hoc non fecerit,
no sit uicinus
Aldeanus qui casa
habuerit.
Totus aldeanus qui
casa habuerit in uilla
sea uicinus, et si la
tenuerit poblada cum
suo homine, et det
media decima in la
collatione ubi fuerit
scriptus, et det al
tercero recabdo per
totas suas postas: et
si sic non fecerit,
non sit uicinus.
Aldeanos.
Tod aldeano que
casa ouier ena uilla
sea uizino si la
touier poblada con
sos omnes, et det el
medio diezmo ena
collation o fuere
uezino, et det a los
mayordomos
recabdo por todos
los derechos de
conceio. Et si ita non
fecerit, no sea
uizino.
De los aldeanos que
ovieren casa en villa.
Todo aldeano que
casa ovier en la villa,
sea vezino si la
tovier poblada con
su ome. E de la
meatad del diezmo
en la collaçion do
fuer escripto, e de al
terçero recado por
todas sus puestas. E
si non lo hizier, non
sea vezino.
Aldeano que casa
ouer en uila.
Todo aldeano que
casa ouere en uila,
seia uizino, sea touer
poblada con sua
moller, e dé al
tercero recabdo por
todas suas postas en
sua collacion; e, si
assi non fezere, non
seia uinzino.
etc.
41
Die unter CB 137, Coria 138 und CA 388 getroffenen Regelungen ist eines der wenigen Kapitel, für die es
kein Äquivalent in Castelo Rodrigo gibt, d.h. es handelt sich um eine Regelung die in Coria I oder Coria II
gegenüber der Vorlage Ciudad Rodrigo II vorgenommen wurde. CA 388 wiederum nimmt Veränderungen
gegenüber der Vorlage in Coria II vor, deren Status durch CB 137 dokumentiert ist, der bis in das romance-
Kapitel von Coria (1531) no. 138 erhalten bleibt.
20
Das Kriterium der “inhaltlichen Unterschiedlichkeit” zwischen CA und
Coria I bzw. Coria II als möglicher auslösender Faktor für die Verwendung des
romance in CA ist allerdings eine bestenfalls approximativ verifizierbare und
operationalisierbare Hypothese, durch die lediglich Tendenzen erfaßt werden
können. Welches Ausmaß an „Unterschiedlichkeit“ den Schreiber von CA zu
einer partiellen oder das gesamte Kapitel betreffenden Redaktion in romance
veranlaßt, läßt sich nicht in eine präzise „Regel“ fassen.
5.3. „Neuigkeit“ eines Kapitels in CA als Grund für die Verwendung
von romance
Wenn CA ein neues Kapitel enthält, d.h. ein Kapitel (Thema), für das in den
Vorlagen Coria I und/oder Coria II kein Äquivalent gibt, besteht eine
hochsignifikative Wahrscheinlichkeit, dass dieses in CA neue Kapitel in
romance redigiert ist.
5.4. Zur Bestimmung der in CA „neuen“ Kapitel?
Nach Aguilera Barchet (1998) enthält Cáceres 27 „capítulos nuevos que no
aparecen en el texto cauriense” (Aguilera Barchet 1998, 171); es sind dies die
CA-Kapitel nos. 5, 40, 67, 68, 124, 139, 154, 191, 195, 248, 249, 265, 332, 334,
335, 336, 337, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 385, 391, 392, 39942
.
Diese Liste, die auf dem Vergleich der in Cáceres-Kapitel mit denen des aus
dem Jahre 1531 stammenden Coria-Textes basiert, ist jedoch unzutreffend, da
sie das Ergebnis eines empirisch-methodologisch verfehlten Ansatzes ist.
Falsch ist dieser Ansatz einfach deshalb, weil die Redaktoren des um 1250
konziperten (erhaltenen) codex des Fuero de Cáceres natürlich auf keinen Fall
den um 1531 entstandenen romance-Text des Fuero de Coria als Vorlage
genutzt haben bzw. haben nutzen können, sondern, wie schon wiederholt
dargelegt, die lateinischen Versionen Coria I und Coria II.
Ob ein Kapitel in Cáceres „neu“ ist, könnte deshalb nur dann zuverlässig
durch eine Bezugnahme auf den erhaltenen romance-Text des Fuero de Coria
(aus dem Jahre 1531) erschlossen werden, wenn Gewißheit darüber bestünde,
dass dieses romance-Manuskript genau die und nur die Kapitel enthält, die auch
bereits in Coria I und II enthalten gewesen sind. Das ist aber, wie ich zeigen
werde, eine unzutreffende Hypothese.
42
So auch Clemente Campos 1998, p. 235.
21
Anders formuliert: ein in CA enthaltenes Kapitel kann methodologisch
korrekt nur dann als gegenüber Coria „neu“ angesehen werden kann, wenn
dieses Kapitel nicht in den Coria-Versionen enthalten gewesen ist, die Cáceres
als Vorlage gedient haben (können). Da alle dem romance-Ms. von 1531
vorangegangene lateinischen und romance Coria-Versionen verschwunden sind,
besteht nur eine indirekte Möglichkeit, die in Coria I und Coria II enthaltenen
Kapitel und deren Inhalte zu rekonstruieren, nämlich durch einen
vergleichenden Blick auf den Fuero de Castelo Bom, der, wie auch Cáceres (vgl.
dazu das Genealogie-Stemma im Anhang), Coria II als Vorlage genutzt hat.
Daraus ist der folgende Gedankengang abzuleiten: Wenn Cáceres ein Kapitel
enthält, das ebenfalls in Castelo Bom enthalten ist, kann, da zwischen Cáceres
und Castelo Bom keine Relation der wechselseitigen Abhängigkeit besteht, mit
einem hohen Maß an Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass dieses
Kapitel auch in Coria I und/oder Coria II enthalten gewesen ist.
Diese Herangehensweise soll am Beispiel des Kapitels 139 von Cáceres
verdeutlicht werden, das Aguilera Barchet (1998, 171) in seiner Liste der in
Cáceres (gegenüber Coria) „neuen“ Kapitel aufführt. Dazu zunächst die
folgende Übersicht der entsprechenden Kapitel-Texte in Castelo Bom und
Cáceres, sowie in Alfaiates und Castelo Rodrigo:
Alfaiates 127 Castelo Bom 130 Cáceres 139 Castelo Rodrigo V,
10[bis]
Quilibet homo qui casa
dederit al alquilé quando
suo plazo uenerit pignoret
pro suo alquilé
qualicumque die uoluerit,
et sine calumpnia, ropa
bestia, in qualicumque
domo inuernerit illum, et
no habeat solturas neque
ferias, et al fiador simili
modo.
Quilibet homo qui casam
dederit al alquilé quando
suo plazo uenerit pignorat
pro suo alquilé,
qualicunque die uoluerit et
sine calumpnia, ropa uel
aliud, in qualicunque
domo inuenerit illum, et
non habeat solturas neque
ferias, et al fiador simili
modo pignoret.
Tod o
mne que casa diere al
alquile, quando so plazo
uiniere, prende per so
alquile sin calompna, qual
dia se quisiere,ropa o
bestia, en qual casa que
quier que le fallare. Et non
aya ferias ni solturas. Et al
fiador desa misma manera
lo prende.
Qual que omne que casa
dere ad alquile, quando
seu plazo uener, prinde
por seu alquile, qual dia
queser, sin calonna; ropa,
bestia o outra cousa
semellable prinde.
Kapitel 139 von Cáceres ist ganz offensichtlich nichts weniger als ein
„neues“, spezifisch für Cáceres konzipiertes Kapitel. Nicht nur finden wir das
entsprechende Kapitel in Castelo Bom (scil. no. 130), einer Kopie von Coria II.
Die entsprechende Regelung befindet sich bereits als Kapitel no. 127 im Fuero
de Alfaiates (no. 127), der eine Kopie von Ciudad Rodrigo I ist43
, dem
43
Vgl dazu das Genealogie-Stemma im Anhang,
22
Ursprungsfuero der FCCC. Das bedeutet, dass Kapitel 139 von Cáceres eines
der Kapitel ist, welche von Anfang an der Entstehung der FCCC in diesen
enthalten ist.
Im Gegensatz zu dem. was durch die o.a. Liste von Aguilera Barchet
(1998) der angeblich in Cáceres „neuen“ Kapitel suggeriert wird, geht es also
bezüglich Kapitel 139 in Cáceres nicht darum, dass es in Cáceres „neu“ wäre,
sondern darum, dass dieses (noch) in Coria II (vielleicht auch Coria III, was
nicht rekonstruierbar ist) vorhandene Kapitel in Coria (1531) nicht mehr
enthalten ist.
Die durch Aguilera Barchet (1998) vorgenommene unzutreffende
Einstufung von Kapiteln als „neu“ in CA betrifft noch eine Reihe weiterer CA-
Kapitel, die allesamt (noch) in den lateinischen Versionen Coria I und/oderCoria
II enthalten gewesen sind, - was auch durch ihre Präsenz in Castelo Bom belegt
wird -, die aber, aus welchen Gründen auch immer, in Coria (1531) nicht mehr
enthalten sind, während Cáceres sie beibehalten hat.
Abgesehen von dem oben dargelegten grundsätzlichen methodologischen
Problem geht es bei der Bestimmung der in CA „neuen“ oder doch nicht
„neuen“ Kapitel um die Präzisierung dessen, was unter einem „neuen“ Kapitel
in CA verstanden werden soll. Dazu das folgende Beispiel:
Castelo Bom 339 Cáceres 331
Alcaldes nec uozeros nec scriuano.
Nullus alcaldes nec uozeros nec scriuano non sedeant
in conta de concilio. Alcaldes de concilio sedeant
usque ad capud anno.
Alcaldes et escriuano.
Los alcaldes de conceio, nin uozeros, ni escriuano non
sean metidos en lecha de conceio.
Cáceres 332
De alcaldes del rey.
Alcaldes del rey entren cadanno con alcaldes de
conceio.
Sowohl in Castelo Bom 339 als auch in Cáceres 331 wird zunächst
geregelt, dass die Amtsinhaber alcaldes de conceio, uozeros und escriuanos
nicht von dem concejo finanziert werden. In Castelo Bom 339 wird zusätzlich
die Amtszeit (scil. ein Jahr) der alcaldes del concejo präzisiert. Cáceres
verschiebt die Regelung der Amtszeit der alcaldes in ein separates Kapitel,
nämlich in das Kapitel no. 332. Nach der Liste von Aguilera Barchet (1998, p.
171)44
gehört no. 332 „Alcaldes del rey“ zu den in CA „neuen“ Kapiteln.
44
So auch Clemente Campos 1998, 235.
23
Ist der entscheidende Grund für die Einstufung von no. 332 in CA
als„neu“ dies, dass es für die darin enthaltene Regelung der Amtszeit kein
entsprechendes, separates Kapitel in Coria gibt? Die Sache als solche, nämlich
Regelung der Amstzeit, wird ja sowohl in Castelo Bom (also auch in Coria I und
Coria II) als auch in Cáceres behandelt. Oder bewertet Aguilera Barchet (1998)
no. 332 von Cáceres deshalb als gegenüber Coria „neu“, weil in CA neben den
auch in Castelo Bom genannten alcaldes de conceio auch (neu) die alcaldes del
rey genannt werden?
Wenn aber inhaltliche Veränderungen in CA gegenüber Coria als
Maßstab für die Einstufung eines CA-Kapitels als (gegenüber Coria) „neu“
angesehen würden, hätte Aguilera Barchet konsequenterweise auch Kapitel no.
331 von Cáceres als „neu“ gegenüber Coria ansehen müssen, denn der Text des
entsprechenden Kapitels no. 339 von Coria (1531) lautet: „Nengunos alcaldes,
nin vozeros, ni escrivano, no sea<n> en quenta de conçejo. Alcaldes de conçejo
sean fasta cabo de aquella petiçion“.
Hier ein weiteres Beispiel, - von vielen möglichen anderen - , des
inhaltlichen Unterschiedes zwischen Cáceres und Coria (1531), das, wenn
inhaltliche Differenz als kriterial für die Einstufung von Cáceres-Kapiteln als
„neu“ (gegenüber Coria) gelten sollte, in die Liste der „neuen“ Cáceres-Kapitel
eingeordnet werden müßte.
Alfaiates Castelo Bom 138 Cáceres 389 Coria 139 Castelo Rodrigo
VIII, 32
In Alfaiates nicht
enthalten
Totus senor qui
tenuerit a castelo
bono non meta manu
in aliquo homine de
castel bono qui ibi
morauerit, foras del
corpo del rei. Et
iudex colligat suas
quintas. Et el
portero suo
portatico colligat. Et
si el rancuram
habuerit de homine
de castel bono,
demande lo per
nostro foro et per
nostra carta cum
suos manposteros et
per iudicium de
nostros alcaldes.
Nengun senor que
touiere a Caceres no
meta mano en uizino
nec en morador de
Caceres que hy
moraren, fueras el
cuerpo del rey. Et si
el ricomne querela
ouiere de algun
omne de Caceres,
demandelo el
mampostero per
nuestro fuero et per
nuestra carta, et per
iudizio de nuestros
alcaldes. Et si
ademas quisiere
passar, el conceio
non le lo consienta
Todo sennor que
tovier a Coria, no
meta mano en
ningund ome de
Coria que y morar,
fueras el cuerpo del
rey. E el juez coja
sus quintas et el
portero su portaje
coja, e si el querella
ovier de algund ome
de Coria, demandel
por nuestra carta con
su manpostero por
juizio de nuestros
alcaldes.
Ningun sennor que
touer Castel
Rodrigo, non meta
mano en ningun
omne de Castel
Rodrigo que hy
morare, foras del
corpo del rey. E iuyz
colla suas quintas, e
el porteyro seu
portalgo. E, si el
sennor rancura ouere
de algun omne de
Castel Rodrigo,
demandelo per nosso
foro e per ossa carta,
con seu
manposteyro, e per
iuyzio de nossos
alkaldes.
Gegenüber Castelo Bom 138 fehlt die Passage Et iudex colligat suas
quintas. Et el portero suo portatico colligat bzw. deren romance-Äquivalent in
24
dem entsprechenden Kapitel 389 von Cáceres. Wie die Tatsache zeigt, dass
Castelo Rodrigo VIII, 32 und Castelo Bom 138 inhaltlich übereinstimmen,
handelt es sich um einen Text, der bereits in Ciudad Rodrigo II45
vorhanden
gewesen ist, der in diesem Fall bis in die romance-Version von Coria in Kapitel
139 erhalten bleibt. Lediglich Cáceres 389 weicht inhaltlich von den übrigen
Mitgliedern der Familie der FCCC ab, und zwar nicht nur durch das Weglassen
der bereits angeführten Passage, sondern außerdem durch die Hinzufügung (am
Ende des Kapitels) der Passage: Et si ademas quisiere passar, el conceio non le
lo consienta. Dass der Redaktor von CA die Hinzufügung der Bekräftigung für
nötig hält, dass auch ein ricomne an Recht und Gesetz gebunden ist, wie es
durch den Fuero de Cáceres fixiert ist, verweist auf ein zur Zeit der Redaktion
von CA offenkundig virulentes Problem der Herrschaftsansprüche über Cáceres.
Sowohl durch die weggelassene als auch durch die keineswegs als marginal
einzustufende, hinzugefügt Passage ist CA 389 inhaltlich „neu“ gegenüber den
Vorlagen in Coria I und/oder Coria II. Dass es sich dabei um eine reflektierte
Neufassung des Kapitels handelt, findet seinen Niederschlag auch darin, dass
CA 389 auch die aus Coria i/II übernommen Textbestandteile nicht in dem
Latein der Vorlage (scil Coria I/II) redigiert, sondern das gesamte Kapitel in
romance verfaßt, und zwar, wie besonders auch der letzte hinzugefügte Satz
zeigt, in einem relativ elaborierten romance (scil. Position des finiten Auxiliars
vor dem Infinitiv46
,Abfolge der klitischen Pronomina le lo, Diphtongierung
consienta, etc.).
Zusammenfassend ist festzuhalten: da CA in einer solchen Vielzahl von
Kapiteln gegenüber Coria mehr oder weniger inhaltlich verschieden ist, -
abgesehen von den Fällen der unterschiedlichen Kapitel-Aufteilung (wie in dem
obigen Beispiel)- , müßte, wenn inhaltliche Differenz zwischen Coria und
Cáceres kriterial wäre - , praktisch die Hälfte aller CA-Kapitel als gegenüber
Coria „neu“ eingestuft werden müßten.
Als in CA „neu“ gegenüber Coria, und zwar Coria I und/oder Coria II
(und nicht gegenüber Coria (1531)), werden daher rationalerweise nur solche
Kapitel eingestuft, in denen in CA ein Tatbestand bzw. eine causa behandelt
wird, für die es in Coria keine Regelung gibt47
.
45
Ciudad Rodrigo II dient sowohl Castelo Rodrigo als auch Coria I als Vorlage (vgl. dazu meinen Vorschlag
eines Genealogie-Stemmas der FCCC im Anhang). 46
Vgl. dazu Meyer-Hermann 2010. 47
Dabei ist, um es noch einmal zu betonen, der methodologisch adäquate Referenzpunkt nicht Coria (1531)
sondern Coria I und/oder Coria II, die Cáceres als Vorlage gedient haben.
25
Das trifft auf das von Auguilera Barchet (1998, p. 171) als „neu“
eingestufte Kapitel no. 332 von Cáceres, wie oben dargestellt, nicht zu48
. Aus
der o.a. Liste (von Aguilera Barchet 1998, p. 171) der vermeintlich in CA
„neuen“ Kapitel müssen dementsprechend die folgenden Nummern gestrichen
werden:
Cáceres 331 (≈ CR VIII, 2) Castelo Bom 339
Alcaldes et escriuano.
Los alcaldes de conceio, nin uozeros, ni escriuano non
sean metidos en lecha de conceio
Alcaldes nec uozeros nec scriuano.
Nullus alcaldes nec uozeros nec scriuano non sedeant
in conta de concilio. Alcaldes de concilio sedeant
usque ad capud anno.
Cáceres 332 (≈ CR VIII, 3, letzter Satz49
)
De alcaldes del rey.
Alcaldes del rey entren cadanno con alcaldes de
conceio.
Cáceres 334 (≈ CR V, 32) Castelo Bom 341
Qui se metier en orden.
Tod omne que se metier en orden de la meatad de so
auer a sos parientes, como si fuesse muerto. Et otrosi,
non meta consigo herencia nenguna.
Freire que se metiere in freiria.
Nullus freire que se metiere on freiria dé la medietate
de suo auer a suos parentes quomodo si fuisset
mortuus: et toto aquele que intrauerit confreire non
meta comsigo herentia ninguna.
Cáceres 335 (≈ CR VIII, 57) Castelo Bom 342
Qui non ouiere equs (sic).
Alcalde que non ouiere cauallo a ffuero non iudge nin
preste so iudizio, sicut scriptum est de sursum.
Qui non habuerit cauallo.
Toto alcalde que non ouier cauallo non iudicet nec
prestet suo iudicio.
Cáceres 336 (≈ Alfaiates 352) Castelo Bom 34350
De uestir loriga.
Tod cauallero que loriga uistiere en ora de cueta en
azeria tome por ella racion, sicut supra scriptum est.
Caualero que loriga uestiere
Toto caualero que lorica bestiere in la coita, ubi fuerint
in almofala aud in azaria, tome pro illa Ia ration. Et si
leuare todas armas, tome doble ration, et isto si fuerint
de C caualeros arriba.
48
Nicht nur in der Sache, sondern auch inhaltlich ist das Kapitel 332 von CA alles andere als „neu“, da sich der
entsprechende Text bereits in Alfaiates no 346 findet: „ Alcaydes de concello sedeant usque ad sancta maria de
fecruarii: alcaydes de rege intret cada anno cum alcaydes de concilio“. Das bedeutet, da Alfaiates eine Kopie von
Ciudad Rodrigo I ist, dem Ursprungsfuero der Familie der FCCC, dass die causa bereits von Anfang an der
Existenz der FCCC in diesen behandelt wurde, jedoch nicht mehr, aus welchen Gründen auch immer, in den
nach Coria II oder Coria III enstandenen Versionen von Coria. 49
Vgl. den letzten Satz von Castelo Rodrigo VIII, 3: „Alcaldes del rey entren cada anno con alkaldes de
concello“. Es handelt sich um einen weiteren Beleg dafür, dass Cáceres I den Text von Coria I als Vorlage
genutzt hat, der seinerseits, ebenso wie Castelo Rodrigo I, Ciudad Rodrigo II als Vorlage genutzt hat. 50
Der Text von Castelo Bom 343 ist nahezu identisch mit dem von Alfaiates 352.
26
Cáceres 337 (≈ CR V, 22) Castelo Bom 344
Qui firmare.
Tod omne que a ffirmar ouiere, et sus firmas alongare,
iure quanto puede saber por uerdad que hy son o dizet,
et enna iura lo meta que testigos fueron daquela
peticion.
Qui habuerit a firmar
Totus homo qui a firmare habuerit et suas firmas
alongare iure, quanto ille potest exquirire, ibi sunt ubi
dicit, et ibi lo mittat in la iura quare testes fuerint de illa
peticione.
Cáceres 344 (≈CR IV, 21) Castelo Bom 352
Qui ouier su mulier enferma.
Tod omne que su mulier ouier enferma, o su caballo,
non uaya en fonsado ni en apellido si firmar pudiere
con III uizinos, tam in uilla quam in aldeas. Et non
peche fonssadera ni apellido.
Qui sua mulier habuerit infir... [sic].
Totus homo qui sua mulier habuerit infirma aud suo
cauallo non uadat in fonsado, si potuerit firmare cum
III uicinos et aldeano cum aldeanos, et non pectent
fonsadera nec apelido.
Cáceres 345 ( ≈ CR III, 61) Castelo Bom 353
(Qui desafiare a otro)51
Tod omne que a otro desafiar, con parientes de mays
acerca desafie.
Qui desafidiare ad alium.
Totus homo qui ad alium habuerit a desafidiare cum
parentes de magis circa desafidie.
Cáceres 346 (≈ CR VII, 12) Castelo Bom 354
Qui enprestare bestia.
Todo omne qui su bestia enprestare a otro, o la leuare
ad alquile, et mas luene la leuare daquelo que pusiere
con so dueno, dela duplada con IIIIor
morabedis al
duenno de la bestie. Tod omne qui bestia leuare ad
alquile, et le muriere, firmelo con III uizinos, tales
como el dueno de la bestia, quel murio de so mal, et
non peche nada. Et las firmas respondan a repto. Et si
firmas non ouiere, saluese con IIIIor
si(bi) Vo. Et entre
lide et iura, qual quisiere el quereloso. Et esto por
bestia de X morabedis o dend arriba. Et dent aiuso, assi
como fuero es.
Qui sua bestia enprestare ad alium
Totus homo qui sua bestia enprestare ad alium aut
leuauerit ad alquilé et magis longe eam leauerit de illo
qui dixerit dé la duplada cum IIII morabitinos domno
bestie. Toto homine qui bestia leauerit ad alquilé e la
perdiderit aut morierit firme lo cum III tales uicinos
tales quomodo dompnus de bestia et respondan a repto.
Et si firmas non habuerit, iure cum III et ille V.o: Et
inter lide et iura quale uoluerit el quereloso, et isto por
bestia de X morabitinos arriba, et deinde a iuso
quomodo est foro.
Cáceres 347 (≈ CR VII, 13) Castelo Bom 355
Qui bestia leuar a medias.
Tod omne qui bestia leuare a medias et dixerit:
„furtaron ea mihi“ o „perdidi ea“, firme con III uizinos
al uizino, al morador con moradores. Et si fuere la
bestia de X morabedis , recuda a repto. Sin autem,
saluese con IIII et el Vo, que la gardaua assi como si
misma sua fuesse, et de la meatad de quanto ualiere la
bestia en auer a domino bestie.
Qui bestia leuare a medias.
Totus homo qui bestia leuare ad medias et dixerit –
furtaron eam mihi aud perdi la – firme lo cum III tales
quomodo dompnus de bestia est: et si habuerit porque,
recuda a repto, sin autem iuret cum IIII et ille V.o et dé
la medietate de quanto ualiere la bestia in auer ad
dompnus de bestia.
51
Im CA-Codex ohne Überschrift. Aufgrund des Textes von Usagre durch die Editorin García Oliva eingefügt.
27
Cáceres 348 (≈CR VI, 30) Castelo Bom 356
Los menesteriales.
Todo menestral que demandare meryenda per labor que
faga pectet I morabedi a los alcaldes, si firmare
potuerint, aut saluese cum I uicino.
Toto menestral que demandare merienda.
Toto menestral que demandare merenda por labor que
habeat ad fazer pectet I morabitinum ad alcaldes, si
firmare ei potuerit, aut iuret cum I uicino.
Castelo Bom Cáceres52 Coria Castelo Rodrigo
no. 140: De manpostero.
Non aia manpostero qui
tenuerit la honor
no 392: Mampostero.
Non aya mampostero otro
omne en Caceres sinon el
obispo et qui touiere la
honor del rey.
no. 391:
Qui fuerit manpostero de
fratres.
Totus homo que
manpostero fuerit de
fratres nec de episcopo
nec de senior de uilla non
habeat altero portello
usque laxet la
manposteria.
no. 326:
De mampostero.
Tod omne que fuere
mampostero non sea mays
de I anno, et non tome
otro portiello. Et si otro
portiello touier, exca por
aleuoso et derribenle las
casas, si el conceio ge lo
non mandare. Et el obispo
de mampostero por si, et
per sos omnes et per todas
suas cosas que ouier en
Caceres.
no. 379:
Qui fuer manpostero.
Todo ome que manpostero
[fuer] de frailes, ni de
obispo, ni de sennor de
villa, non aya otro
portiello fasta que dexe la
manposteria.
no. VIII, 39:
Ma[n]postero.
Ningun omne qui fore
manpostero, non seia mas
de .I. anno; e non aia otro
portelo; e si outro portelo
ouer, ixca por aleyuoso de
concello e derribenle las
casas, si non queser
dimitir la manposteria. E
obispo dé manpostero por
si e por seus canoligos.
Zusammenfassend ist festzuhalten: aus der von Aguilera Barchet (1998,
171f.) propagierten Liste der angeblich 27 in Cáceres „neuen“ Kapitel sind
zumindest die 12 Kapitel zu streichen, für die ich oben Äquivalenzen in Castelo
Bom ausfindig gemacht habe, nämlich die Nummern 139, 332,
334,335,336,337, 344,345,346,347,348 und 39253
.
52
Für CA 392 hat es offensichtlich, wie CB 140 belegt, eine Vorlage in Coria I gegeben. Allerdings ist der in CB
140 erhaltene Text apokryph bzw. rudimentär oder unvollständig. Das Ms. des erhaltenen Codex von Castelo
Bom ist Ende des 13. Bzw. Anfang des 14. Jhdts. entstanden. Wahrscheinlich ist der apokryphe Charakter von
CB 140 auf Nachlässigkeiten bzw. Unaufmerksamkeiten des/der Kopisten zwischen der Enstehung von Castelo
Bom I und Castelo Bom III zurückzuführen, was bedeutet dass Castelo Bom III nicht zwangsläufig wörtlich den
Text von Coria I wiedergibt. Cáceres 392 dürfte daher dem Text entsprechen, den Cáceres I in der Vorlage Coria
I gefunden hat. 53
Clemente Campos (1998, 234f.) hat als Gegenstück zu der oben ausführlich besprochenen Liste der
„adiciones“ eine Liste der „omisiones“ geliefert, d.h. derjenigen 21 Kapitel „que integran el Fuero de Coria (…)
que no pasan al Fuero de Cáceres“ (234), nämlich die Kapitel no. 71, 119, 143, 180, 210, 268, 273, 311, 312,
321, 380, 387, 391, 392, 395, 396, 397, 398, 399, 401, 402. Auch diese Liste bedarf einiger Korrekturen und
Präzisierungen. Der Inhalt des Coria-Kapitels no. 180 „A qui morier cavallo“ (scil. „A qui morier cavallo, sea
escusado por un anno de cavallo, e respondanlle“) ist keineswegs in Cáceres “omotido”, sondern als letzter Satz
in das Kapitel no 182 von Cáceres integriert: “Et a quien cauallo muiriere, sea escusado per un anno de cauallo et
respondanle” (cf. El Fuero de Cáceres 1998, p. 73). Auch das Coria-Kapitel no. 321 („scil. Los alcaldes e los
vozeros non hagan en un corral ni viernes ni sabado, si no fuere por razonar sus vozeros“, vgl. Coria, p. 90) kann
nicht unter die “omisiones” (in Cáceres) subsumiert werden, da die Sache als solche sehr wohl in Cáceres no.
333, wenn auch von Coria unterschieden, geregelt wird: „Et non fagan [los alcaldes, MH] corral fuera ende
uiernes per los iuizios de la uilla iudgar, et el sabado por los desafiados, et a lunes sus calonnas.“ (cf. El Fuero de
28
Wenn nach dem vorstehend Ausgeführten als im Fuero de Cáceres
„neues“ Kapitel ein solches definiert wird, welches eine Sache behandelt, die in
keinem der FCCC behandelt wird, die als Vorlage für Cáceres gedient haben
könnten, kann die Liste der neuen CA-Kapitel wie folgt bestimmt werden: 5,
40, 67, 68, 124, 154, 191, 195, 248, 249, 265, 343, 349, 385, 391, 399.
Die oben formulierte Hypothese, dass im Fuero de Cáceres „neue“ Kapitel
tendentiell eher in romance als in einer Varietät des latín medieval redigiert
sind, wird durch die von mir soeben fixierte Liste der neuen CA-Kapitel
gestützt. Keines dieser Kapitel ist gesamthaft oder überwiegend in latín
medieval verfaßt. Die Kapitel 40, 68, 154, 191, 195, 248, 265, 349, 385 und
391sind ausschließlich in romance verfaßt, so No. 40: Qui firiere o messare a
uezino, qual ferida el diere, tal espere en conceio si liuores non fiziere, oder No.
68: Uidua que talamo fiziere peche VI morabedis, III a los alcaldes et III al
conceio, oder No. 154: Tod omne que molinero fuere a ffuero, o ortolano, o
pastor, o iugero, o colmeno, uassallo aieno, sea excusado de pecho et de
fazendera, etc. Die Kapitel 5, 67, 124, 249 und 343, die überwiegend in
romance redigiert sind, enthalten einzelne, vor allem formelhafte lateinische
Elemente, so etwa No. 5: sint periuratis, in No 124: si probare eis potuerint (…)
sin autem, saluese unusquisque sibi Vo, in No. 249: sit illis in periurio, sowie in
No. 343: et si aliter fecerint, etc.
Die residuale Verwendung lateinischer Elemente, inbesondere
formelhafter Natur, innerhalb eines prädominant in romance redigierten Textes
ist ein typisches Phänomen der Übergangsphase der sukzessiven
Romanisierung. Derartige lateinische Residuen finden sich sogar noch in dem zu
Zeiten des Alfonso X, des Weisen, d.h. nach 1252 neu konzipierten „Fuero de
los Ganados“ des Fuero de Cáceres, so beispielsweise in CA-No. 413: Et si hoc
fecerit, pectetlo el senor“, in CA-No. 414: pectet III morabdis domino suo (…)
pectet X morabedis domino ganati, in CA-No. 427: unusquisque pectet XX
morabedis militibus, in CA-No. 428: pectet IIII morabedis militibus, in CA-No.
439: como dicit ut supra, si potuerit ei firmare. Sin autem saluese sicut forum
est, in CA-No. 466: et si firmar non pudier, pectet sicut dictum est, etc.
Über die Beantwortung der Frage hinausgehend, welche (im Vergleich zu
den übrigen FCCC) neuen gesetzlichen Regelungen der Fuero de Cáceres
Cáceres 1998, 93). Inhaltliche Unterschiedlichkeit von Cáceres im Vergleich mit Coria kann aber, wie schon in
Bezug auf die Liste der (vermeintlichen) “adiciones“ dargelegt, kein Kriterium für „omisión“ sein.
29
enthält, stellt sich nun die umfassendere Frage danach, aufgrund welcher
Vorlagen der Ursprungs-Fuero Ciudad Rodrigo I konzipiert wurde, und welche
externen legislativen Einflüsse für die sukzessiven Modifikationen und
Überarbeitungen der FCCC veranwortlich sein können.
6. Die FCCC im Kontext der rechtsgeschichtlichen Entwicklung auf
der Iberia54
6.1. Einleitung
Es ist klar, dass die Fueros de Coria Cima-Coa (=FCCC) keine Creationen
ex nihilo sein können, sondern dass sie, - trotz der gravierenden Cäsur durch das
Ende des westgotischen Reiches nach die maurischen Invasion (in 711) -, das
Ergebnis einer rechtsgeschichtlichen Tradition und Entwicklung sind, die bis in
die Zeit des römischen Rechts zurückreicht55
.
Clemente Campos (1998) hat die bisher vernachlässigte Frage
aufgeworfen, ob und inwieweit die von Ciudad Rodrigo ausgehenden FCCC
isoliert von Einflüssen außerhalb des leonesischen Königreichs konzipiert
wurden , bzw. ob und inwieweit von außerhalb kommende Rechtsinstitute, etwa
aus der kastilisch-aragonesischen Familie der Fueros de Cuenca56
, Eingang in
die FCCC gehabt haben könnten57
.
Die von 1157 bis 1230 dauernde Trennung der beiden Königreiche León
und Castilla, fällt mit der Phase zusammen, während der die ersten „fueros
extensos“ der beiden Königreiche konzediert wurden. Der „tradición foral
leonesa y más concretamente (…) la familia foral llamada de Coria Cima-Cora”
(Clemente Campos 1998, 247)58
steht die „tradición foral (…) castellano-
54
Vgl dazu auch Bartolomé Pérez 2010. 55
Zu detaillierten Darstellungen dieser Geschichte vgl. etwa García-Gallo (1982), Tomás y Valiente (1983),
Montanos Ferrin / Sánchez-Arcilla Bernal (1988). Zur Präsenz des derecho común (scil. ius commune) im Fuero
de Cuenca vgl. die profunde Untersuchung von Pérez Martínez (1996).
56 Cf. Barrero García / Alonso Martín (1989, 546-548). 57
Für wertvolle Hinweise zum Thema Beziehung zwischen der „tradición foral leonesa“ (scil. FCCC) und der
“tradición foral castellano-aragonesa“ (scil. Familia de Fueros de Cuenca) danke ich José Pedro Arroyal
Espigares (Universidad de Málaga), ebenso wie António Pérez Martínez (Universidad de Murcia) für seine
umfassenden Information zum Thema Rezeption des „ius commune“ in Castilla. 58
Ciudad Rodrigo I dürfte zwischen 1190 und 1208 entstanden sein. Vgl. dazu das Stemma der Genealogie der
FCCC im Anhang.
30
aragonesa“ gegenüber, „cuyos máximos exponentes son el Fuero de Cuenca y el
de Teruel“ (ibidem) 59
.
6.2. Sind die Fueros de Coria Cima-Coa durch die „tradición foral
castellano-aragonesa“, insbesondere die Fueros de Cuenca beeinflußt?
Nach Clemente Campos (1998) gibt es Indizien dafür, dass „el mapa foral
descrito sin embargo no fue estanco en la práctica, (…) el propio FCa es un caso
claro de permeabilidad, en la medida en que este texto foral (…) acoge
preceptos que proceden de otras tradiciones.”(247). Als Beleg führt die Autorin
eine Reihe von CA-Kapiteln an, welche Kapiteln in den zur Cuenca-Familie
gehörenden fueros von Plasencia und Béjar entsprechen, u.a. Cáceres (CA) 182
und Plasencia (PL) 734; CA 232 und PL 178, CA 470 und PL 290, CA 88 und
PL 6, CA 67 und PL 634, etc60
.
Dabei ist allerdings der Begriff der „Entsprechung“ (scil.
„correspondencia“, Clemente Campos 1998, 246) insofern relativ zu
interpretieren, als es sich in den von Clemente Campos angeführten Fällen nicht
um wörtliche Identität der entsprechenden Kapitel handelt, wie die nachfolgend
angeführten Textbeispiele belegen:
Cáceres 18261 Plasencia 734
62
De comprar cauallo De tener cauallo a fuero.
Tod omne que ualia ouiere de CL morabedis, fueras
sus uestidos del et de su mugier, et non ouiere cauallo,
non tome portiello nil responda nadi, et responda, et
responda el a todos. Et si dixiere: “non e ualia”, iure
con IIIIor
quatro. Et aquel que sel echare tras cauallo
meta la uerdad que lo non faze per otra escatima sinon
perque sabe que a ualia de caualo. Et si dixerit: “caualo
e a ffuero”, iure con IIIIor
, et sin arte. Et qui ouier ualia
de CCCos
morabedis faga fonsado por cauallero, et el
peon faga fonsado del XLa morabedis. (…)
A esto se abiene el conçeio de Plazencia, por
aprouechar los caualleros que Dios los aprouesca
siempre, amen. Que ouiere ualia de CC mrs. que
compre cauallo et lo tenga a fuero, et si lo non touiere
por quanto tuerto le fizier nadi no’l responda. Et él
responda a todos saluo por muerte de omne et por
mugier forçada, que mandamos que respondan, et si
despues que el cauallo comprare quisiere demandar el
tuerto que’l fizieren mientre cauallo auie, no’l responda
por ello.”
59 Die erste Version des lateinischen Forum Conche wurde durch Alfonso VIII de Castilla 1189 oder 1190
konzediert. Das Manuskript des Códice Escurialense Q. III, welches der Edition von Ureña (1935)
zugrundeliegt, ist 1249 oder 1250 entstanden. Ureña betrachtet diesen Text als die „forma sistemática“ des
Forum Conche; den Códex Parisiensis, ein Ende des 14. Jahrhunderts entstandenes Manuskript, bezeichnet
Ureña als die „forma primordial“ des Forum Conche, „porque entiende que refleja la redacción más antigua
conocida del fuero de Cuenca“ (Pedro José Arroyal Espigares, e-mail 03.06.2012).
60 Vgl. Clemente Campos 1998, 248f. 61
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 72f. 62
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 166.
31
Cáceres 23263 Plasencia 178
64
232. De reuelar pennos 178. Ley Va
Tod omne que penos reuelare en uilla o en aldea, el
andador de conceio prende por II morabedis per mandado
dalcaldes, I al quereloso et otro castiello. Et si al andador
reuelaren penos, el andador diga a los otros que hy fueren
ut adiuuent eum. Et qui illum noluerint adiuuare pectet
unusquisque singulos morabedis al castiello, o iure cada
uno con i uizino que ge lo non dixo. Et qui reuelare penos
a los alcaldes o a los VI peche IIII morabedis, I al
quereloso et III al castielo. Sin autem, saluese sibi Vo.
El andador con mandado de alcalde prendare de la prenda
al querelloso, et el querelloso dé fiador que tenga la
prenda manifiesta, et aquel que la prenda reçibiere sea
otor al andador del prendamiento, si mester fuere. Et si el
andador esto non fizi et la prenda fuere traspuesta, o'l
prendare o'l malmetiere, doble la pena al querelloso et
peche I mr. a los alcaldes.
Cáceres 8865 Plasencia 6
66
88. A qui remanserit filio 6. De heredar el fijo
Tod omne a qui fijo orphano remanserit, et uixerit VIIII
dies et postea morierit, pater aut mater, qui remanserit,
herede su bona, pos que muerto es. Et de mobile faciat
quod uoluerit, e la raiz exfructet eam in uita sua, et
depues de su muerte torne herencia a erencia. Et si tomare
uina cauela, et escauela, podela et binela cadanno. Et si
tomare acena, o molino, o otra heredad, tengalo con tali
labore comol pertenez et defructet illam. Et si ita non
fecerit, dimittat illam quibus pertinet. Et herencia de
parentesco non se pare tras anno.
En el sesto logar otorgo que el fijo herede la buena del
padre et de la madre, assi de mueble como de rayz, et el
padre e lla madre la buena del fijo de mueble. Este fuero
otorgo a legos et a clerigos et a todas naturas. Fijo que IX
dias uiuiere, padre o madre que sobre'el uisquiere herede
el mueble que al fijo pertenescie, mueble dezimos, por lo
que ganaron desso una, todo lo al mueble et rayz sea rayz
de patrimonio.
etc.
Zutreffend ist, dass in den oben gegenübergestellten Kapiteln aus Cáceres
und Plasencia im Kern die gleiche Sache thematisiert wird; allerdings kann von
einer identischen Behandlung der Sache keine Rede sein, geschweige denn von
einer wörtlichen (inhaltlichen) Identität der Texte.
Wenn diese Form der „Entsprechung“ als Kriterium für die eventuelle
Beinflussung der FCCC durch die FC (scil. Fueros de Cuenca) genommen
würde, müßte die Liste der Kapitel, in denen Cáceres und Plasencia auf diese
Weise einander„entsprechen“, durch eine Vielzahl von Beispielen erweitert
werden. Dazu nur zwei Beispiele, die bei Clemente Campos (1998) nicht
genannt werden67
:
63
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 80. 64
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 88. 65
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 58. 66
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 68 67
Vgl. etwa auch Cáceres 3 („De aurifices“), 4 („De piscator“), 5 („Qui inuenerit estraneo uizino in nostro
termino“ („El Fuero de Cáceres 1998, p. 46) und Forum Conche, Primum Capitulum, .i. rubrica (“De eo qui in
termino Conche uenatus fuerit [aut ligna seccauerit]”) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 114-116); Cáceres
125 („De banno“) („El Fuero de Cáceres 1998, 64) und Forum Conche, II. Capitulum, .xxxij. rubrica („De
balneo, et testimonjo mulierem“) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 156-158); Cáceres 107 (“Qui dano
fecerit in messe” (“El Fuero de Cáceres 1998, 61) und Forum Conche, V. Capitulum, .i. rubrica. (“De cauto
ortorum, et de custodia eorum”) (ed. Rafael de Ureña y Smenjaud 1935, 194-196), etc. Vgl. außerdem die
32
Cáceres 18668
Plasencia 7469
186. Nonbre uedado 74. Titulo de los denuestos et de las desondras.
Que dixiere a otro cornudo, o fududinculo, o gafo, o
iudio, o traidor, o a mugier puta, o zeguladera, o gaffa,
peche quereloso V morabedis. Et si negare, saluese con
IIIIor
et el quinto. Et si iurare noluerit, pectet.
Todo omne que a otro dixiere aleuoso o traydor o gafo,
o falso, et prouar non pudiere, peche X mrs. Et iure que
non lo sabe en él. Si iura [sic] non quisiere sala por
enemigo. Qui a otro dixiere fodido o fijo de fodido
peche X mrs., si prouar pudiere, et demas, iure con tres
uezinos que aquellos nombres non son en él, et si iurar
non quisiere exca por enemigo, si lo negare et a él non
lo pudiere firmar, iure con tres uezinos et sea creydo
que non lo dixo.
Cáceres 18770 Plasencia 96
71
187. Desmentir a otro. [74. Titulo de los denuestos et de las desondras] 96.
Ley XXIIIa
Qui dixiere a otro: „mentira iurasti“, o „mentira
firmesti“, o „mentirosa uerdad diste“, sino aquel que
deue reptar, pectet IIII morabedis al quereloso, si
potuerit ei firmare, et fagalo uerdadero. Et si non
quisiere fazerlo uerdadero, meta bestias al fuero fasta
que lo faga uerdadero, et quantas bestias non metiere,
tantos morabedis pectet quereloso. Sin autem, saluese
con III et el quarto.
Todo omne que aquel que iurare delant alcaldes o
delate fieles dixiere „mentira iureste“, peche I mr. et
desdigalo, et si lo non quisiere desdezir peche X mrs.
Todos iuradores sean creydos et sin ripto, fueras los
que iuraren por heredat que dizen que las firmas son
muertas, estos tales respondan a riepto et esto sea por
heredat que uala de IIIImrs. ariba.
etc.
Dass in den FCCC und in den zur Familie der Fueros de Cuenca (=FC)
gehörenden fueros gleiche „Sachen“ thematisiert bzw. geregelt werden, ist
jedoch, unmittelbar einsichtig, kein schlüssiger und hinreichender Beweis dafür,
dass die FCCC durch die FC „inspiriert“ oder „beinflusst“ wurden, liegt es doch
in der Natur der auf Grundstrukturen menschlichen Handelns bezogenen
Rechtssysteme aller Zeiten, dass in allen diesen Rechtssystemen bestimmte
Delikte behandelt werden (müssen).
Sowohl die „tradición foral leonesa“ als auch die „tradición castellano-
aragonesa“ sind natürlich nicht ex nihilo, sui generis und ad hoc separat
entstandene Rechtssysteme, sondern sie basieren auf einer für die christlichen
Königreiche der Iberia weitgehend identischen, gemeinsamen Rechtstradition,
vor allem der Rezeption des römischen Rechts (scil. ius commune), u.a.
Untersuchung zur “Cuestión islámica en el Fuero de Cáceres“, in der Monterde García (2010) eine ganze Reihe
von Cáceres-Kapiteln anführt, die bezüglich der Behandlung der Mauren ähnliche Regelungen vorsehen wie
etwa der Fuero de Plasencia. 68
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 73. 69
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 77. 70
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 73. 71
VGL.El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 79.
33
materialisert in dem aus westgotischer Zeit stammenden Forum iudiciorum,
etc.72
.
6.3. Zu den Rechtsquellen der FCCC (und der Fueros de Cuenca).
Letztlich wäre deshalb die weiter reichende Frage zu klären, inwieweit die
beiden erwähnten tradiciones forales bei der Entwicklung ihrer Rechtssysteme
(in Gestalt der ab dem 12. Jahrhundert redigierten fueros extensos) unabhängig
voneinander auf identische Rechtsquellen zurückgreifen, etwa, um nur ein
Beispiel zu nennen, den Forum iudiciorum. Dann wären die oben
angesprochenen Entsprechungen möglicherweise in letzter Instanz nicht als
„Inspiration“ der FCCC durch die Fueros de Cuenca zu erklären, sondern als
Ergebnis der Nutzung identischer Rechtsquellen73
, usw.
In Bezug auf die Frage, ob und in welchem Maße die tradición foral
leonesa (in Gestalt der FCCC), insbesondere der Fuero de Cáceres, durch die
tradición foral castellano-aragonesa (in Gestalt der FC) beeinflusst wurde, ist
der Vergleich von Cáceres mit den Fueros de Plasencia und Bejár daher
jedenfalls nur von begrenzter Aussagekraft, nicht zuletzt aus dem einfachen
Grund, weil der erhaltene Text des Fuero de Plasencia erst gegen Ende des 13.
Jahrhunderts entstanden ist74
. Cáceres müßte daher mit einem Text aus der
Familie der FC verglichen werden, der bereits zum Zeitpunkt der Konzession
72 Die einschlägige Forschung hat wiederholt, zuletzt durch die profunden Untersuchungen von Miceli (vgl.
2012), zuvor bereits vor allem durch Orlandis (1962), García-Gallo (1977) und Iglesia Ferreirós (1977) darauf
hingewiesen, dass der Liber (scil. Forum Iudiciorum) auf der einen Seite in León (und Asturias), auf der anderen
in der ehemaligen Septimania, d.h. vor allem Cataluña, aber eben nicht Castilla seine Gültigkeit behielt.
73 Zu der Frage der Eigenständigkeit der Entwicklung des leonesischen Rechtssystems vgl. Aguilera Barchet
1998, 164, sowie Fn. 151, p.188, der sich auch mit der von Martín Martín 1982 vertretenen These kritisch
auseinandersetzt, wonach die Fueros de Coria, Cáceres und Usagre „el último eslabón de una cadena foral“
wären, „cuya cabeza serían los fueros leoneses de Salamanca y Ledesma“ (Aguilera Barchet 1998, 164). Die
Untersuchungen von Barrero García (1982) sprechen für die These „de que el derecho local de Extremadura leonesa siguió unos cauces propios aunque siempre dentro del marco general característico de un derecho de
frontera“ (Aguilera Barchet 1988, 188, Fn. 151 ). 74
Hinsichtlich des stemma codicum der zur Familie der Fueros de Cuenca gerechneten Gesetzestexte
repräsentiert die Untersuchung von Arroyal Espigares / Martín Palma (1992) den status quaestionis. Danach hat
Alfonso VIII de Castilla am 8. März 1189 das Gründungsprivileg für Plasencia erlassen, das am 15. August 1221
durch Fernando III bestätigt wird. „En la fecha muy cercana a la concesión del Privilegio“ (33) konzediert
Alfonso VIII Plasencia einen [lateinischen] fuero, dessen erste 38 Kapitel u.a. in der romance-Version des Fuero
de Plasencia enthalten sind. Arroyal Espigares / Martín Palma (1992) zufolge hat danach ein längerer Prozess der
„creación de Derecho“ eingesetzt, „en primer lugar con la adopción de un extenso conjunto de normas
estrechamente emparentadas con el Derecho de Cuenca, aún con importantísimas particularidades y, en segundo
lugar, con acuerdos del propio concejo ampliando, reformando o interpretando ese conjunto de normas“ (33).
Der Fuero de Plasencia, der nur einem einzigen, um 1300 redigierten Codex erhalten ist, reflektiert „la situación
jurídica de esta ciudad en los años inmediatos al 1300“ (35).
34
von Cáceres I, nämlich 1229/1230, d.h. vor dem Ende der Unabhängigkeit von
León vorgelegen hat75
.
Tatsächlich gibt es Indizien dafür, dass Redaktoren der FCCC eine
lateinische Version des Textes des Fuero de Cuenca (scil. Forum Conche)
bekannt gewesen sein könnte bzw. dass sie Regelungen, die in der „tradición
foral castellano-aragonesa“ enthalten sind, rezipiert haben könnten.
Diese Hypothese soll an dem Kapitel 382 „Ad exterminandum“ des Fuero
de Cáceres verdeutlicht werden. Vgl. dazu die Synopse der entsprechenden
Kapitel in Alfaiates, Forum Conche, Coria, Castelo Bom, Cáceres und Castelo
Rodrigo:
Alfaiates 7976 Forum Conche
77 Coria 38278 Castelo Bom
39479
Cáceres 38280 Castelo Rodrigo
V, 1381
Totus homo qui
hereditatem II. Capitulum [De
stabilimento
hereditatum]
[De omes que
fueren a
determinar
heredade]
Ad
desterminandum Ad
exterminandum De esterminar
heredat.
Totus homo qui
hereditatem
demandauerit
unus ad alterum
ante alcalde
uadant
exterminare per
mandatum
dalcalde cum
suis fieles altera
die exida de
missa
matutinal, et
ueniant tercia
die ante los
alcaldes, et ille
qui non fuerit
ad exterminare
cum suo fiel al
plazo quomodo
tenuerit
iudicato de
.xiij. Quod
querimoniosus
[applacitet suum
aduersarium, ut in
texto scriptum
est].
Siquis in
hereditate, quam
suam esse putat,
aliquem uiderit
laborantem, non
intret super illum,
immo pignoret
eum cotidie,
donec ueniat cum
eo ante alcaldes
adiuratos, uel
facticios: et isti
alcaldes dent eis
pro iudicio, ut
uadant ad
desterminandum
Quando
algunos omes
fueren a
terminar,
vengan los unos
e los otros ante
los alcaldes, e
estos alcaldes
denles por
juizio que
vayan a
determinar
aquella
heredade, otrosi
delles plazo
asennalado
fasta en terçer
dia a la puerta
de la iglesia a
que vengan
anbos, e y
escojan dos
Quando homines
fuerint ad
terminandum
ueniant cum eo
ante alcaldes et
isti alcaldes dent
eis pro iudicio ut
uadant ad
desterminandum
hereditatem
illam: dent eis
etiam notum
placidum in
tercium diem ad
portam eclesie ad
quem ambos
conueniant et ibi
eligant duos
uicinos
desterminatores,
et qui ad placitum
non uenerit pectet
Quando homines
fuerint ad
terminandum
hereditatem
ueniant cum eo
ante alcaldes, et
isti alcaldes dent
eis pro iudicio ut
uadant ad
esterminandum
hereditatem
illam.
Dent eis etiam
notum placidum
in tercium diem
ad portam
ecclesie ad quem
ambos
conueniant, et ibi
eligant II uicinos
desterminatores.
Quando omnes
foren a
determinar
heredat, uengan
con seu fiel ante
alkaldes; e estos
alkaldes denles
por iuyzio que
uayan a
determinar
aquela heredat e
denles plazo
connoscido en
tercer dia a porta
de eglexa, a que
anbos uengan; e
y elleyxa[n] .II.
uizinos
determinadores;
e qui al plazo
non uener, peyte
a seu auerssario
75
Mit dem Ende der Unabhängigkeit des Königreichs León (in 1230) waren die institutionellen Voraussetzungen
für die Entwicklung eines separaten leonesischen Rechtssystems hinfällig geworden. Es ist nur natürlich, dass
Fernando III nach der Vereinigung der Königreiche León und Castilla (in 1230) bestrebt war, die Rechtssysteme
innerhalb seines Herrschaftsbereiches zu homogenisieren (Vgl. Dazu auch Aguilera Barchet 1998, 160-161.). 76
Cf. PMH, Leges et consuetudines V, 1, fasc. 5, p. 799 77
Cf. Ureña 1935, p. 142-144. 78
Cf. Maldonado 1949, p. 102. 79
Cf. PMH, Leges et consuetudines V, 1, fasc. 5, p. 788. 80
Cf. „El Fuero de Cáceres” 1998, p. 98. 81
Cf. Cintra 1959, p. 72.
35
alcalde pectet
medios
morabitinos suo
contemptori, et
pendre ille qui
tenuerit pignos
por el medios
morabitinos
logu sine
calumpnia, et
ille qui non
uenerit
postquam fuerit
exterminare
ante alcalde
cum suo fiel
mittat bestias
toto al foro, et
quantas bestias
non miserit
tantos
morabitinos
pectet usque
ueniat ad
directum.
hereditatem illam.
Dent eis etiam
placitum notum in
tercium diem ad
portam ec[c]lesie
ad quem ambo
conueniant, et ibi
eligant duos
uicinos
disterminatores,
et qui ad placitum
non uenerit,
pectet suo
aduersario
quinque solidos.
.xiiij. Qualiter
hereditas sit
desterminanda.
Cum ad
[d]esterminandum
hereditatem
uentum fuerit,
querimoniosus
disterminet eam
totam pede
circu[m]eundo:
deinde si
laborator
hereditatis eam
statim inibi
reliquerit,
querimoniosus
intret hereditatem
sine calumpnia.
Statim inibi
dicimus, quia si
postea alibi eam
relinquerit, non
ualeat, set amittat
radicem, et
cautum decem
aureorum.
.xv. De eo qui
coram
desterminatoribus
[hereditatem]
deffenderit.
Si laborator eam
defenderit coram
illis
disterminatoribus,
applacitet illum
querimoniosus ad
primam diern
ueneris ad curiam
alcaldum, et ibi
habeat uterque
vezinos
terminadores, e
qui al plazo non
venier, peche a
su aversario
çinco sueldos.
Mas como
determinar la
heredade fueron
venidos, el
querelloso
determinela
toda, andandola
a rededor.
Despues, si el
labrador de la
heredade la
dexar, el
querelloso entre
la heredad sin
calonna. Otrosi,
si el labrador la
defendiere
delante aquellos
determinadores,
aplazelo el
querelloso poral
primer viernes a
Coria, por antel
alcalde, e y aya
cada uno su
fuero e su
derecho. E si
alguno de
aquellos
adversarios non
venier al plazo,
ho si venier e
fuer vençido,
dexe la
heredade con
calonna de seis
maravedis. Mas
si estos
adversarios
fueren
aldeanos, el
querelloso
aplaze su
adversario a
terçer dia a la
puerta del
alcalde, e el
alcalde delles
por juizio que
vayan a
determinar,
suo aduersario v
solidos: cum uero
ad
desterminandum
uentum fuerit
querimoniosus
disterminet eam
totam rede
circumeundo.
Deinde si
laborator
hereditatis eam
relinquerit,
querimoniosus
intret hereditatem
sine calumpnia.
Si autem
laborator
defenderit coram
illis
disterminatoribus,
aplacitet illum
querimoniosus ad
primam diem
ueneris ad curiam
alcaldum et ibi
habeat uterque
forum: et siquis
aduersariorum
illorum ad
placitum non
uenerit, uel etiam
si uenerit et in
causa conuictus
fuerit, relincat
hereditatem cum
calumpnia vi
morabitinos. Si
uero disceptantes
fuerint aldeani,
querimoniosus
aplacitet suum
aduersarium ad
tercium diem ad
portam alcalde, et
alcalde det eis pro
iudicio ut eant ad
desterminandum,
ponendo eis
placitum, ut
ostensus est
superius.
Et qui ad
placitum non
uenerit, pectet
suo aduersario V
solidos.
Cum uero ad
exterminandum
hereditatem
uentum fuerit
querimoniosus,
desterminet eam
totam rede
circumcindo.
Deinde si
liberator
hereditatis eam
relinquerit,
querimoniosus
intret hereditatem
sine calunia.
Si autem
laborator
deffenderit,
coram illis
desterminatoribus
aplacitet illum
querimoniosus ad
primam diem
ueneris ad curiam
alcaldum, et ibi
abeat uterque
forum.
Et si quis
aduersariorum
illorum ad
placitum non
uenerit, cadat
causa. Tamen si
defensor non
uenerit ad
placitum, uel
etiam si uenerit et
in causa
conuinctus [sic]
fuerit, relinquat
hereditatem
duplada cum
calunnia VI
a(u)reos
quereloso.
Si uero
disceptantes
.V. soldos.
Mas, quando
uener el
quereloso a
determinar la
heredat,
desterminela
toda, andandola
e cercandola e
retornandola. E
ende, sila el
labrador leyxar
la heredat, el
quereloso entre
ena heredat sin
calonna.
E, si el lablador
defendire
delantre los
desterminadores,
aplazelo el
quereloso al
primeyro dia,
que uenga al
corral delos
alcaldes; e y aia
el uno e el outro
seu foro. E, si
algunos delos
auersarios al
plazo non uener,
caya pero dela
razon; si al plazo
non uener ou si
uener e de razon
uencido fore,
leyxe la heredat
dublada con .VI.
mor. E, si per
auentura hos
destremadores
foren a aldea, ho
quereloso aplaze
seu auersario a
tercer dia a porta
do alcalde: e o
alkalde délles
por iuyzio que
uayan a
determinar,
ponendoles
plazo, como he
de suso dicto.
36
forum.
.xvi.De
aduersario radicis,
qui ad placitum
[non uenerit].
Siquis
aduersariorum
illorum ad
placitum non
uenerit, cadat a
causa. Si defensor
ad placitum non
uenerit, uel etiam
si uenerit et in
causa conuictus
fuerit, relinquat
hereditatem cum
calumpnia decem
aureorum.
.xvij . De aldeanis
pro hereditate
disceptantibus.
Si disceptantes
fuerint aldeanj,
querimoniosus
applacitet suum
adu[er]sarium ad
tercium diem ad
portam iudicis, et
iudex det eis pro
iudicio, ut eant ad
desterminandum,
ponendo eis
placitum, ut
ostensum est
superius.
poniendoles
plazo, asi como
de suso dicho
es.
fuerint aldeani
querimoniosus,82
adplacitet suum
aduersarium ad
tercium diem ad
fenestram sancte
Marie. Et
alcaldes dente eis
pro iudicio ut
eant ad
exterminandum,
ponendo eis
plazum ut
hostensum est
superius.
Tatsächlich ist die Sache als solche, um die es in den o.a.
korrespondierenden Kapiteln geht83
, nämlich das Procedere bei der Bestimmung
einer strittigen Erbberechtigung, bereits in dem Fuero de Alfaiates (no. 79)
enthalten. Da Alfaiates, wenn auch mit einigen Modifikationen gegenüber der
Vorlage, als „Kopie“ von Ciudad Rodrigo I angesehen wird84
, bedeutet dies,
dass diese Regelung in der Form, in der sie in Alfaiates erscheint, bereits in
82 Das Komma hinter querimoniosus dürfte ein editorischer Irrtum sein, der durch das Ms. nicht gerechtfertigt
ist. Vielmehr sollte das Komma hinter aldeani plaziert werden, was sowohl inhaltlich sinnvoll ist als auch durch
den Text in den sonstigen fueros, in denen diese Passage enthalten ist, nicht zuletzt auch den Forum Conche,
bestätigt wird. 83
Pedro José Arroyal Espigares hat mich zusätzlich darauf hingewiesen, dass sich der entsprechende Text auch
in den Kapiteln 45-49 des Fuero de Béjar, 36-39 des Fuero de Alarcón, 38-42a des Fuero de Baeza, 389 del
Fuero de Teruel und 612 del Fuero de Plasencia findet [correo electrónico 07.06.2012]. 84
Vgl. dazu das stemma codicum der FCCC im Anhang.
37
Ciudad Rodrigo I, enthalten gewesen sein dürfte. Die in Alfaiates no. 79
enthaltene Regelung der strittigen Erbberechtigung unterscheidet sich aber
offenkundig substantiell von dem Text der diesbezüglichen Regelung in den
übrigen angeführten fueros, die ihrerseits in auffälliger Weise miteinander
übereinstimmen85
. Sowohl Coria I als auch Castelo Rodrigo I haben den vor
1209 (scil. terminus ante quem) enstandenen Fuero de Ciudad Rodrigo II als
Vorlage genutzt. Die Unterschiede zwischen Alfaiates no. 79 auf der einen Seite
und dem weitgehend übereinstimmenden Text aus den Fueros de Cuenca (scil.
Forum Conche), Castelo Bom, Coria, Cáceres und Castelo Rodrigo auf der
anderen Seite dürften also im Zusammenhang der Redaktion von Ciudad
Rodrigo II und den dabei vorgenommenen Veränderungen gegenüber Ciudad
Rodrigo I entstanden sein; so kann angenommen werden, dass dem Redaktor
von Ciudad Rodrigo II (um 1209!) eine lateinische Version des Forum Conche86
vorgelegen haben könnte. Cáceres 382 übernimmt bei der Redaktion von
Cáceres I (1229/ 1230) den lateinischen Text dieser rúbrica aus dem lateinischen
Coria I (vor 1227 entstanden), den dieser aus Ciudad Rodrigo II übernommen
hat.
6.4. Zu den Rechtsquellen des Fuero de Cáceres
Die Frage ist, ob es Indizien dafür gibt, dass die Schreiber von Cáceres I
und/oder Cáceres II, nicht nur auf indirektem Weg, d.h. via Übernahme aus
Ciudad Rodrigo II und Coria I, -wie im Fall des Kapitels 382-, Regelungen aus
der „tradición foral castellano-aragonesa“ übernommen haben, sondern neben
der Orientierung an dem Modell Coria I auch unmittelbaren Zugang zu einer
Version des Fuero de Cuenca hatten bzw. direkt aus einer solchen Version des
Fuero de Cuenca Regelungen übernommen haben könnten.
Mindestvoraussetzung für eine gewisse Plausibilität einer solchen Annahme
wäre, dass Cáceres Regelungen enthielte, die zum Einen nicht in den übrigen
FCCC zu finden sind, für die es andererseits Entsprechungen in den Fueros de la
Familia de Cuenca gibt.
Ein solches Beispiel könnte das von Clemente Campos (1998, 248)
erwähnte Kapitel Cáceres no. 470 aus dem „Fuero de los Ganados“ des Fuero de
Cáceres sein, das, im Unterschied zu den oben behandelten Beispielen, eine
weitgehende Textübereinstimmung mit Kapitel 290 aus Plasencia aufweist: 85
Unabhängig von den sprachlichen Unterschieden zwischen in latín medieval und romance verfaßten fueros. 86
Aller Wahrscheinlichkeit nach die sogen. „forma sistemática“ des Forum Conche, wie sie in dem Codex
Escurialense Q. III, dem um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Manuskript, enthalten ist. Vgl. dazu die
Edition von Urena 1935.
38
Cáceres 47087 Plasencia 290
88
470. Iudizio de iurados. 290: De meter manquadra.
Quando los contendores ante iurados uinieren, aquel
que primero demandar meta la manquadra si la peticion
fuere de I quart de morabedi a arriba. Esta es la
manquadra. Diga el contendor: „¿uienes iurar que
uerdad demandas?“. Respondat alter: „uengo“ o „juro“.
Diga su contendor: „si uerdad sabes, et mentira uienes
iurar, Dios te conffonda“. Respondat: „amen“.
Qvando los contendores ante alcaldes estudieren,
aquele que pide primero faga manquadra, si la petiçion
fuere de quarta de mr. a arriba. Esta es la manquadra:
diga el contendor: „uienes iurar que demandas uerdat“
R: „Si, uengo“, o „Si, iuro“. Diga su contendor: „Si
uerdat dizes Dios te ayude, et si non Dios te confonda“
R: „Amen“.
Allerdings ist der „Fuero de los Ganados“ erst zu Zeiten des Alfonso X,
d.h. nach 1250, entstanden, d.h. zu einem Zeitpunkt als die beiden Königreiche
León und Castilla schon wieder vereint waren, und damit der Prozeß der
Vereinheitlichung der beiden zeitweise getrennten Rechtssysteme im Gange
war. Insoweit kann Kapitel 470 keinen Beleg dafür darstellen, dass die
Redaktoren von Cáceres I, der vor dem Tode des Alfonso IX, d.h. während der
Unabhängigkeit des reino de León, entstanden ist, einen direkten Zugang zu
einer Version des Fuero de Cuenca gehabt hätten.
Im Prinzip könnte schließlich das von Clemente Campos (1998, 248f.)
erwähnte Cáceres-Kapitel 67 ein Kandidat für einen solchen Beleg sein, da es
nicht in den übrigen FCCC enthalten ist und Bestandteil bereits von Cáceres I
(scil. Fuero Alfonsí) gewesen sein kann. Thema dieses Kapitels sind die „arras“
(lat. arrae) (scil. „Brautgabe“):
Cáceres 6789 Plasencia 634
90 Forum Conche91
67. Qui duxerit mulier de arras 634. Titulo del que casare con
mançeba cibdadana o aldeana IX.Capitulum [De desponsationibus
et testamentis].i. Rubrica.
Qui uxorem duxerit det ei en arras,
et en uestidos, et en uodas quanto se
auiniere con los parientes de la
esposa, et prendan fiadores de arras
et por repintaias de C morabedis.
Todo omne qui con mançeba
cibdadana se desposare, dé'l XX
mrs. en arras, o apreçia[du]ra de XX
mrs. Et si fuere bibda dé'l X mrs.
Aquel que mançeba aldeana
prisiere, dé'l X mrs. et a la bibda V
mrs. Et es de saber que despues de
la muerte d'él, nadi non aya las arras
de soltar nin otri por él.
De desponsationibus et
testationibus.
Mando quod quicumque ciuem
puellam desponsauerit, det ei uiginti
aureos in dotem uel apreciaturam,
uel pignus uiginti aureorum.
87
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 110. 88
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, p. 101. 89
Vgl. El Fuero de Cáceres 1998, 55. 90
Vgl. El Fuero de Plasencia (ed. Ramírez Vaquero) 1987, 152. 91
Vgl. <www.uclm.es/area/dromano/CR/fuero/f9m.htm>
39
Die „Übereinstimmung“ zwischen Cáceres 67, Plasencia 634 und
Kapitel IX, rúbrica I, des Forum Conche beschränkt sich allerdings, wie schon
in den meisten oben angeführten Beispielen, auf die Tatsache, dass die
verglichenen Kapitel das gleiche Thema (scil. „arras“) behandeln. Streng
genommen stellt diese (lediglich) thematische „Übereinstimmung“ keinen
Beweis für die „Beeinflussung“ von Cáceres durch Cuenca dar. Insbesondere in
León, wo sich die Gültigkeit des forum iudiciorum u.a. durch die Existenz des
Tribunal del Libro (in León) als Appellationsinstanz manifestiert92
, kann
unterstellt werden, dass bei der Konzeption der FCCC der Rückgriff auf
Regelungen aus dem forum iudiciorum eine Rolle gespielt haben könnte. Was
bedeuten würde, dass thematische „Übereinstimmungen“ zwischen den FCCC
und den FC nicht durch wechselseitige Beeinflussung bedingt sind, sondern
dadurch, dass beide „tradiciones forales“, unabhängig voneinander, durch den
forum iudiciorum „inspiriert“ wurden. Insofern verweist Clemente Campos
(1998) zu Recht auf die Behandlung des Rechtsinstituts „arras“ im Liber
Iudiciorum93
.
92
Vgl. dazu Plettenberg 1994, Sánchez-Arcilla Bernal 2002. 93
Vgl. Clemente Campos (1998, 258, nota 156), nämlich in Liber III, Titulus I, Capitulum IV. Flavius
Cintasvintus Rex „De non revocandis datis arris“.Entgegen der Annahme von Clemente Campos (1998, 258,
nota 156) wird dieses Rechtsinstitut durchaus nicht erstmals im Liber Iudiciorum reguliert. Tatsächlich werden
„arrae“ bereits in den von Alarich II im Jahre 506 für die römischen Untertanen des westgotischen Reiches
zusammengestellten Lex Romana Visigothorum bzw. Breviarium Alaricianum behandelt, nämlich in Liber III.
Titulus. V – De sponsalibus et ante nuptias donationibus (Vgl. LRV, ed Haenel 1849, 76-80) und Titulus VI. –Si
Proviniae rector vel ad eum pertinentes sponsalia dederint. (Vgl. LRV, ed Haenel 1849, 80-83).Die LRV sind
bekanntlich eine Kompilation römischer Rechtsquellen aus voriustinianischer Zeit, aus dem Codex
Theodosianus, aus den Gaii Institutiones etc Durch den unter dem westgotischen König Rekkeswinth in 654
erlassenen Forum Iudiciorum wird die bis dahin gültige Zweiteilung der Rechtssysteme beendet, wonach die
römische Bevölkerung des Westgotenreiches nach römischem, die westgotische nach westgotischem Recht
behandelt wurde. Der Forum Iudiciorum gilt für alle Untertanen gleichermaßen. (vgl. Freisen 1918, 25). Die
einschlägige Literatur hat darauf hingewiesen, dass das Konzept der „arrae“ historisch unterschiedlich
interpretiert wurde. So hat Johlen (1999) hat gezeigt, dass das (bindende) Verlobungspfand ein im antiken
klassischen römischen Recht unbekanntes Rechtsinstitut gewesen ist (vgl. Johlen 1999, 57). Die im römischen
Recht vorkommende Übergabe einer „arra sponsalicia“ ist im Wesentlichen lediglich symbolischer Natur.
Freisen (1918, 28-30) macht deutlich, dass im römischen Recht die „arra“ beide Parteien bindet. Im Falle des
Rücktritts von der Verlobung war die arra zurückzugeben. Nach altem westgotischen Recht verpflichtete sich der
Bräutigam ebensowenig wie der gewöhnlich Käufer. Der Bräutigam war bis zum Termin der Zahlung des
pretium (Mundschatz, dos) gebunden, „konnte aber nach Belieben zahlen und die Braut heimführen oder die arra
zurückfordern und das Verlöbnis lösen“ (Freisen 1918, 30). Die mit der Übergabe einer „arra“ eingegangene
(auch materielle) Verbindlichkeit ist ein Rechtsinstitut, welches aus dem orientalischen Teil des römischen
Reiches erst ab dem 4. Jahrhundert in das römische Recht eindringt (Vgl. dazu auch Fernández-Sancho Tahoces
(2006). Demgegenüber stellt die durch Chindasvinth in Liber III, Titulus I, Capitulum IV. Flavius Cintasvintus
Rex „De non revocandis datis arris“ vorgenommene Regelung eine einschneidende Veränderun dar. Wie bereits
Freisen (1918, 30) analysiert hat, ist das Verlöbnis auch ohne schriftlichen Vertrag bindend, „sobald der Ring
arrarum nomine gegeben ist,so daß keine Partei gegen den Willen der anderen zurücktreten kann, vielmehr soll
nach Zahlung der dos die Hochzeit gemäßeiner altera lex stattfinden. Diese altera lex ist LV. III. 1 c. 5, ebenfalls
von Chindasvinth, über den Maximalbetrag der dos“ (Freisen 1918, 30).
40
7. Ausblick
Die Diskussion der Frage, ob und in welchem Maße die leonesischen
FCCC bei ihrer Konzeption durch Konzepte aus der „tradición castellano
aragonesa“ (scil. Fueros de Cuenca) beeinflußt wurden, kann durch die von
Clemente Campos (1998) angeführten (und oben erläuterten Beispiele) nicht mit
letzter Gewißheit beantwortet werden, da es sich dabei durchgängig nicht um
textuelle sondern „nur“ um thematische „Übereinstimmungen“ handelt.
Das einzige Cáceres-Kapitel, welches aufgrund seiner textuellen Nähe
zum Forum Conche etc. als Beleg für eine „Inspiration“ der FCCC94
durch die
FC in Frage kommt, nämlich das o.a. Cáceres-Kapitels 382 „Ad
exterminandum“, wird bemerkenswerterweise bei Clemente Campos nicht
erwähnt.
Dass, wie anderseits das Cáceres-Kapitel 470 zeigt (s.o.), nach der
Vereinigung der beiden Königreiche, insbesondere während der Regierungszeit
des um Vereinheitlichung der Rechtssysteme bemühten Alfonso X, Konzepte
aus den FC Eingang in den nach 1250 entstandenen Teil des Fuero de Cáceres,
den „Fuero de los Ganados“, gefunden haben, ist, rebus sic stantibus, nicht
erstaunlich.
Die Beantwortung der umfassenderen Fragestellung, welche
Rechtsquellen insgesamt (scil. der Forum iudiciorum, das römische „ius
commune“95
, die Fueros Leoneses (scil. Salamanca, Zamora, Ledesma), etc. im
Einzelnen und jeweils bei der Konzeption der Kapitel der FCCC Pate gestanden
haben könnten, bleibt ein Desiderat der rechtsgeschichtlichen Forschung96
.
8. Bibliographie
8.1. Quellen
Alfaiates: Costumes e Foros de Alfaiates 1188-1230, in: Portugaliae
Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad
quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita, Leges et
consuetudines Volumen I, fasciculus V, Olisipone (Typis Academicis)
MDXXXVI (1866), pp. 791-804; fasciculus VI , ibidem MDCCCLXVIII
(1868), 805-848.
94
Und zwar bereits bei der Redaktion von Ciudad Rodrigo II (um 1209). 95
Vgl. Zu der ab dem 12. Jahrhundert auf der Iberia stattfindenden Rezeption des „ius commune“ (scil. corpus
iuris civilis) vgl. die wegweisende Studie von Pérez Martínez (1996), sowie García Sánchez 1996. Vgl. auch
Bartolomé Pérez 2010. 96
Zu dem diffusen Konzept des „derecho consuetudinario“ vgl. die scharfsinnige Untersuchung von Miceli
(2012).
41
Cáceres: Lumbreras Valiente, Pedro (ed.) Los Fueros Municipales de Cáceres.
Su derecho público. Cáceres 1974. (=Lumbreras Valiente 1974).
Cáceres: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar 97
(Obra coordinada
por Matilde Muro Castillo). Cáceres (Ayuntamiento de Cáceres / Caja Duero)
(Segunda edición revisada) 1998. (=Cáceres 1998).
Castelo Bom: Costumes e Foros de Castello-Bom 1188-1230, In: Portugaliae
Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad
quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita, Leges et
consuetudines Volumen I, fasciculus V, Olisipone (Typis Academicis)
MDXXXVI (1866), pp. 745-790.
Castelo Melhor: Costumes e Foros de Castello-Melhor 1209, in: Portugaliae
Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad
quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita,Leges et
consuetudines Volumen I, fasciculus VI, Olisipone (Typis Academicis)
MDXXXVIII (1868), pp. 897-939.
Castelo Rodrigo: Costumes e Foros de Castel Rodrigo 1209, in: Portugaliae
Monumenta Historica a seaculo octavo post christum usque ad
quintumdecimum. Iussu Academiae Scientiarum Olisiponensis edita,Leges et
consuetudines Volumen I, fasciculus VI, Olisipone (Typis Academicis)
MDCCCVIII (1868), 849-896.
Castelo Rodrigo, in: Luis F. Lindley Cintra, A Linguagem dos Foros de Castelo
Rodrigo. Seu confronto com a dos Foros de Alfaiates, Castel Bom, Castelo
Melhor, Coria, Cáceres e Usagre, Lisboa (Centro de Estudos Filológicos) 1959,
ed. fac-sim. Lisboa (Imprensa Nacional-Casa da Moeda) 1984, 21-128. (ca.
1280-1290) (=Cintra 1959)98
.
Chancelaria de D. Afonso III. Livro I (ed. Leontina Ventura / António Resende
de Oliveira). Coimbra (Imprensa da Universidade de Coimbra) 2006.
Chancelaria de D. Afonso III. Livros II e III (ed. Leontina Ventura / António
Resende de Oliveira). Coimbra (Imprensa da Universidade de Coimbra) 2011.
97
Verantwortliche Autorin der kritischen Edition ist María Dolores García Oliva. 98
Cintra (1959) liefert eine nach philologischen Kriterien konzipierte kritische Edition der Foros de Castelo
Rodrigo. Wie der Unterschied zwischen der Transkription der Foros de Castelo Rodrigo in den Portugaliae
Monumento Historica und in der Edition durch Cintra (1959) zeigt, ist in Zweifel zu ziehen, dass die Edition der
Foros de Alfaiates, Castelo Bom, Castelo Rodrigo und Castel Melhor in den Portugaliae Monumenta Historica
nach philologisch kritischen Editonskriterien erfolgt ist.
42
Coria: El fuero de Coria. Estudio histórico-jurídico por José Maldonado y
Fernández del Torco; Transcripción y fijación del texto por Emilio Sáez. Coria
(Instituto de Estudios de Administración Local) 1949. (=Maldonado 1949)
Cuenca : Fuero de Cuenca (Formas primitiva y sistemática : Texto latino, texto
castellano y adaptación del Fuero de Iznatoraf), Edición crítica, con
introducción, notas y apéndice por Don Rafael de Ureña y Smenjaud, Madid
(Tipografía de Archivos) 1935. [teilweise digitalisiert auch zugänglich über :
www.uclm.es/area/dromano/CR/fuero/f9m.htm]
Forum Iudiciorum , siehe Fuero Juzgo
Fuero Juzgo, en latín y castellano cotejado con las más antiguos y preciosos
códices por La Real Academia Española, Madrid (Iberra, Impresor de Cámara
de S.M.) 1815. [www. cervantesvirtual.com/obra-visor/fuero-juzgo-en-latín-y-
castellano--0/html]
Lex Romana Visigothorum, ed. Gustav Haenel, Leipzig (Teubner) 1849.
Memorias de D. Fernando IV de Castilla. Tomo I. Contiene la crónica de dicho
Rey, copiada de un códice existente en la Biblioteca Nacional, anotada y
ampliamente ilustrada por D. Antonio Benavides, Individuo de Numero de la
Real Academia de la Historia, por cuyo acuerdo se publica, Madrid 1860.
Plasencia: El Fuero de Plasencia. Estudio histórico y edición crítica del texto,
por Eloisa Ramírez Vaquero, vol. I, Mérida (Editora Regional de Extremadura),
1987.
Usagre: Fuero de Usagre (siglo XIII). Anotado con las variantes del de Cáceres
y seguido de varios apéndices y un glosario. Publícanlo Rafael de Ureña y
Smenjaud y Adolfo Bonilla y San Martín, Madrid (Hijos de Reus) 1907.
8.2. Analysen
Aguilera Barchet, Bruno, 1998: „Estudio jurídico de los Fueros de Cáceres“, in:
El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar. (Obra coordinada por Matilde
Muro Castillo) Cáceres (Ayuntamiento de Cáceres / Caja Duero), 143-194.
Arroyal Espigares, Pedro José. / Martín Palma, María Teresa, 1992: “La
tradición manuscrita del derecho de Cuenca. Los Fueros de Plasencia,
Villaescusa de Haro y Huete”, in: Historia, instituciones, documentos 19, 7-60.
43
Barrero García, Ana María, 1982: „El proceso de formación del Fuero de
Cuenca”, in: Anuario de estudios medievales 12, 41-58.
Barrero García, Ana María / Alonso Martín, María Luz: Textos de derecho local
español en la Edad Media. Catálogo de Fueros y Costums Municipales. Madrid
(Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Instituto de Ciencias
Jurídicas) 1989.
Bartolomé Pérez, Nicolás, 2010: “El Derechu del Reinu de Lleón nel sieglu
XIII: fontes, lliteratura xurídica y llingua“, in: Lletres Asturianes 102, 117-136.
Casillas Antúnez, Francisco José, 2008: “Historia y toponimia de la tierra de
Coria”, in: Alcántara 68, 21-44.
Cintra (1959) siehe: “Quellen: Castelo Rodrigo”.
Clemente Campos, Belén, 1998: “El Fuero de Cáceres y los fueros extensos
extremeños”, in: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra
coordinada por Matilde Muro Castillo), Cáceres, 229-259.
Colecção dos Principaes Auctores da Historia Portugueza, publicada com notas
pelo Director da Classe da Litteratura da Academia Real das Sciencias, e por
ella oferecida a S. Alteza Real o Principe Regent Nosso Senhor, Tom. II, Lisboa
1806.
Domené Sánchez, Domingo, 2006: “¿Qué era Extremadura?”, in: Universo
Extremeño – http://universo.paseovirtual.net , 1(2006) 6-19.
Fernández-Sancho Tahoces, Ana Suyapa: Las donaciones por razón de
matrimonio en el Código Civil, Comares, Granada, 2006.
Freisen, Joseph, 1918: Das Eheschließungsrecht in Spanien, Großbritannien
und Irland und Skandinavien (Dänemark mit Schleswig-Holstein, Schweden,
Norwegen und Finnland) in geschichtlicher Entwicklung mit Abdruck vieler
alter Urkunden. Erster Band: Das Eheschließungsrecht Spaniens in
westgotischer, mozarabischer und neuerer Zeit. Paderborn (Schöningh).
Floriano Cumbreño, A. C., 1957: Estudios de Historia de Cáceres. I. Desde los
orígenes a la reconquista, Oviedo (Editorial e Imprenta de la Cruz).
Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “Puntualizaciones sobre la historia de
Cáceres”, in: La villa de Cáceres, Cáceres, 31-57. (=a).
44
Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “La fecha en la conquista de Cáceres ante los
documentos (La Carta Populationis)”, in: La villa de Cáceres, Cáceres, 59-70.
(=b).
Floriano Cumbreño, A. C., 1987: “Cáceres, los problemas de su reconquista y de
su nombre” in: La villa de Cáceres, Cáceres, 71-91. (=c).
García de Cortázar, Fernando, 2005: Atlas de Historia de España, Barcelona
(Planeta).
García Fernández, Manuel, 1999: “Los hombres del Tratado de Alcañices (12 de
septiembre de 1297)”, in: El Tratado de Alcañices. Ponencias y comunicaciones
de las Jornadas conmemorativas del VII Centenario del Tratado de Alcañices
(1297-1997) (Zamora y Alcañices, del 8 al 12 de septiembre de 1997)
(Coordinador de la edición: José Sánchez Herrero), Zamora (Fundación Rei
Afonso Henriques) 1999, 219-247.
García-Gallo, Alfonso, 1956: “Aportación al estudio de los fueros”, in: Anuario
de Historia del Derecho español XXVII, pp. 425-445.
García-Gallo, Alfonso, 1977: “Del testamento romano al medieval. Las lineas de
su evolución” in: Anuario de Historia del Derecho Español XLVII, 425-497.
García- Gallo, Alfonso, 1982: Manual de historia del derecho español. Madrid 91982.
García Oliva, María Dolores, 1998: “Panorama histórico de Cáceres en el siglo
XIII”, in: El Fuero de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra coordinada
por Matilde Muro Castillo), 131-142.
García Sánchez, Justo, 1996: “Los derechos reales romanos en el Fuero de
Cuenca”, in: Glossae. Revista de Historia del Derecho Europeo, 8, 53-76.
Gautier-Dalché, Jean, 1979: Historia urbana de León y Castilla en la Edad
Media (siglos IX-XIII), Madrid.
Gerardo Martínez Martínez, Julio, 1993: “Plasencia y su fuero en el contexto de
la Extremadura Castellana”, in: Anuario de la Facultad de Derecho
(Universidad de Extremadura) 11, 321-334.
González, Julio, 1944: Alfonso IX, 2 vols., Madrid (Consejo Superior de
Investigaciones Científicas, Instituto Jerónimo Zurita).
45
Gónzalez, Julio, 1979: “Introducción histórica” in: Tierras de España.
Extremadura. Vitoria 1979.
Iglesia Ferreirós, A. (1977), “La creación del derecho en Cataluña”, in: Anuario
de Historia del Derecho Español, 47, 99-423.
Johlen, Monika, 1999: Die vermögensrechtliche Stellung der weströmischen
Frau in der Spätantike. Zur Fortgeltung des römischen Rechts in den
Gotenreichen und im Burgunderreich. Berlin (Duncker & Humblot) (=Diss.
Freiburg)
Ladero Quesada, Miguel Ángel, 1998: „Reconquista y definiciones de frontera“,
in: Revista da Faculdade de Letras, Historia (Universidade de Porto) XV, 1,
655-692. (=1998a).
Ladero Quesada, Miguel Ángel, 1998: „O tratado de Alcanices visto de
Espanha“, in: O Tratado de Alcanices e a importância histórica das terras de
Riba Côa (Actas do Congresso Histórico Luso-Espanhol 12-17 de Setembro de
1997), Lisboa (Universidad Católica Editora), 11-30. (=1998b).
Lomax, Derek W., 1979: “La fecha de la reconquista de Cáceres”, in: Archivos
Leoneses XXXIII, no. 66, pp. 309-319.
Lomax, Derek W., 1984: La Reconquista, Madrid (Crítica, Grijalbo).
Lumbreras Valiente, Pedro, 1956: La reconquista de Cáceres por Alfonso IX de
León, Cáceres.
Lumbreras Valiente 1974: siehe „Quellen: Cáceres”.
Martín Benito, José Ignacio, 2002: « Frontera y territorio en el sur del reino de
León (1157-1212)», in : El Reino de León en la época de las Cortes de
Benavente (ed. Centro de Estudios Históricos “Ledo del Pozo”), Benavente 2002
(=(Actas de las) Jornadas de Estudios Históricos, Benavente, Mayo de 2002),
115-163.
Martínez Diez, Gonzalo, 1971: «Los fueros de la família Coria Cima-Coa», in:
Revista Portuguesa de Historia 13, 343-373.
Martín Martín, José Luis, 1982 : « Los fueros de la transierra. Posibilidades y
limitaciones en la utilización de una fuente histórica », in : Estudios en memoria
del Profesor Salvador de Moxó, Madrid 1982, Vol. I, 691-706.
46
Meyer-Hermann, Reinhard, 2010: “El cambio de OV a VO en latín medieval y
romance dentro de las construcciones auxiliares de la sanctio en documentos
notariales del siglo VIII a 1250”, in: Aemilianense II, 245-289.
Meyer-Hermann, Reinhard, 2013:”Acerca de la relación (genealógica) entre los
Fueros de Coria y de Castelo Bom”, in: Brauli Montoya Abat / Antoni Mas
(coordinadores), El bo i millor dels seus colle·gues / De lo bueno lo mejor de sus
colegas. Estudios dedicados a Francisco Gimeno Menéndez, Alicante (Servicio
de Publicaciones de la Universidad de Alicante). (Demn.)
Meyer-Hermann, Reinhard, 2013: Vom latín medieval zum romance.
Phänomene des Sprachwandels in den Fueros de Coria Cima-Coa (FCCC). (in
Vorb.)
Miceli, Paola, 2012: Derecho consuetudinario y memoria. Práctica jurídica y
costumbre en Castilla y León (siglos XI-XIV). Madrid (Universidad Carlos III de
Madrid) (Editorial Dykinson).
Montanos Ferrin, E. / Sánchez-Arcilla Bernal, J., 1988: Introducción a la
historia del derecho español, Madrid.
Monterde García, Juan Carlos, 2010: “La cuestión islámica en el Fuero de
Cáceres”, in: Revista de Estudios Extremeños, Tomo LXVI, número III, pp.
1145-1170.
Muro Castillo, Alberto, 1998: “La vida en los Fueros de Cáceres”, in: El Fuero
de Cáceres. Edición crítica y facsimilar (Obra coordinada por Matilde Muro
Castillo), Cáceres (Segunda edición revisada), 195-227.
Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1982: “Riba-Coa e a sua ligação histórica ao
reino de Portugal”, in: Scientia Ivridica XXX, n.os
175-178, 3-23.
Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1983: “A organização municipal da
Extremadura leonesa nos sécs. XII e XIII”, in: Estudos em Homenagem aos
Profs. Manuel Paulo Merêa e Guilherme Braga da Cruz (=Número especial do
Boletim da Faculdade de Direito da Universidade de Coimbra), Separata pp. 1-
61.
Nogueira, José Artur Anes Duarte, 1998: “Os municípios medievais em Riba
Côa dos inícios do século XIII a 1297”, in: “O tratado de Alcanices e a
importância histórica das terras de Riba Côa” (= Actas do Congresso Histórico
Luso-Espanhol 12-17 de Setembro de 1997), Universidade Católica Portuguesa,
Lisboa 1998, 197-209.
47
Orlandis, José, 1962: „La pervivencia de la legislación visigótico sobre
seguridad del reino en la Alta Edad Media“ in: idem: Estudios Visigóticos III: El
poder real y la sucesión al trono en la monarquía visigoda, Roma/Madrid
(Consejo Superior de Investigaciones Científicas/Delegación de Roma)
(=Cuadernos del Instituto Jurídico Español, no. 16), 125-136.
Ortí y Belmonte, Miguel Angel. A., 1947: “La reconquista de Cáceres”, in:
Revista de Estudios Extremeños III, 115-177.
Ortí y Belmonte, Miguel A., 1959: Episcopologio cauriense, Cáceres 1959.
Ostos Salcedo, Pilar, 2004: “Cancillería castellana y lengua vernácula. Su
proceso de consolidación”, in: UNED. Espacio, Tiempo y Forma, Serie III.
Historia Medieval, t. 17, pp. 471-483.
Pérez Martín, Antonio, 1996: “El Derecho común y el Fuero de Cuenca“, in:
Glossae. Revista de Historia del Derecho Europeo 8, 77-110.
Pérez Martín, Antonio, 1997: Los Fueros Extensos y el Derecho Común”, in:
Anales de Derecho (Universidad de Murcia) 15, 75-85.
Plettenberg, Walter von, 1994: Das Fortleben des Liber Iudiciorum in
Asturien/León (8.-13. Jh.), Frankfurt/M. / Berlin / New York/…(Lang).
Sánchez-Arcilla Bernal, José, 2002: “La administración de justicia en León y
Castilla durante los siglos X a XIII, in: Ángel Riesco Terrero (coord.), Javier de
Santiago Fernández / José María de Francisco Olmos (eds.), I Jornadas sobre
documentación jurídico-administrativa, económico-financiera y judicial del
reino castellano-leonés (siglos X-XIII), Madrid, pp. 13-49.
Torre Rodríguez, José Ignacio de la, 1998: “La sociedad de frontera de RibaCôa:
fueros y modelos de poblamiento” in: Revista da Faculdade de Letras
(História), Universidade de Porto, II série, vol. XV, tomo I, 783-799.
Tomás y Valiente, Francisco, 1983: Manual de Historia del Derecho Español,
4.a edición 1983, 4.
a reimpresión 1990, Madrid (Editorial Tecnos).
Tuten, Donald N., 2003: Koineization in Medieval Spanish, Berlin/New York
(Mouton de Gruyter).
48
Alfaiaites, 1217-1226
(Nogueira), Latín
Copia (con
modificaciones)
Ciudad Rodrigo II, antes
de
1209, latín, desaparecido
Copia (con
modificaciones)
Castelo Rodrigo I, hacia 1209,
Latín, desaparecido
Coria 1, 1208-1227,
Latín, desaparecido
Copia (con
modificaciones)
Castelo Melhor,hacia 1237
romance gallego-portugués
Traducción
Coria II, hacia 1229,
latín, desaparecido
verschwunden
Copia (con
modificaciones)
Castelo Rodrigo III, 1280-1290?
romance gallego-portugués
Traducción von
modificaciones
Cáceres I, 1229-1230,
latín, desaparecido
Copia
(adaptación)
Copia
Usagre, 1255-1275,
Mezcla romance y latín
Copia
Coria III, s. 13 /14, romance,
desaparecido
Castelo Bom I,
1229-1230, Latín,
desaparecido
Traducción /
adaptatción
Copia
Coria IV, Ms. 1531,
Romance
Copia
ie
Cáceres II, 1245-
1255, Mezcla
romance y latín
Amplificación /
„tendencia
romanceadora“
??
??
?
Castelo Bom II,
1236-1237, Latín,
deaparecido
Castelo Bom III,
1296/1297, Latín
Modificaciones
Modificaciones
Castelo Rodrigo II, después
de 1230, latín, desaparecido
Modificación
Ciudad Rodrigo I, 1190-1208 latín,
desaparecido
Stemma der Genealogie derFueros de Coria
Cima-Coa
Reinhard Meyer-Hermann (Universida de Bielefeld) ©Reinhard Meyer-Hermann, 12112012